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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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gelblichen Flüssigkeit, das kleine Maul mit den scharfen Zähnen weit geöffnet.
    »Ja, kein Problem.«
    »Ich komme gleich wieder und helfe dir«, sagte er und verschwand nach oben.
    Nachdem ich die tote Maus in den Garten befördert hatte,
versuchte ich den uralten Staub, der überall herumlag, mit einem ähnlich uralten Mob und einem Rest Putzmittel zu beseitigen. Obwohl ich mir die größte Mühe gab, schien ich den Schmutz nur stärker zu verteilen, anstatt ihn loszuwerden. In der regungslosen Luft tanzten schon bald unzählige Staubmäuse. Als ich versuchte, eines der Fenster zu öffnen, brach der Griff ab.
    Nachdem ich eine geschlagene Stunde damit verbracht hatte, die Küchengeräte und das Geschirr unter die Lupe zu nehmen, war es mir gelungen, einige brauchbare Teller und Becher (die seltsamerweise allesamt ein psychedelisches Muster aus den sechziger Jahren aufwiesen), zwei zerkratzte Bratpfannen und einen schweren Emaillekochtopf zu entdecken. Das einzige Besteck war eines, das mit seinen feinziselierten Knochengriffen so aussah, als würde es noch aus den Zeiten Edward VII. stammen.
    In der Spülmaschine hingegen fand ich einen Frosch im Winterschlaf.
    Um fünfzehn Uhr war Hunter immer noch nicht wieder da, und auch die Umzugsleute ließen sich nicht blicken. Ich stand am Fuß der Treppe und rief nach oben. »Hunter?«
    Keine Antwort.
    »Hunter?«
    Langsam stieg ich die Treppe in den ersten Stock hinauf, wo es vier kleine Schlafzimmer gab. »Hunter? Bist du da?«
    Obwohl es draußen noch hell war, konnte ich in dem düsteren Licht des Hauses nur wenig erkennen. An der Decke hingen keine Lampen, da Hunters Mutter in diesen Teil des Hauses keinen Strom verlegen ließ. Meinem Mann zufolge hatte sie die alten Gaslampen aus den Zeiten vor
der Elektrizität so charmant und stilvoll gefunden. Ich hingegen vermochte das leise Zischen der Gasdüsen nicht zu hören, ohne sofort an Vergiftungen, Explosionen und Feuersbrünste denken zu müssen, weshalb ich fest entschlossen war, als Erstes den Elektriker kommen zu lassen.
    Als ich eines der Schlafzimmer betrat, in dem sich nur ein schmales Bett, ein Tisch und ein Stillleben befanden, hörte ich das Knirschen des Kieses vor dem Haus. Ich sah aus dem Fenster und entdeckte die gelbe Kühlerhaube unseres Möbeltransporters.
    Hastig eilte ich die Treppe in den Speicher hinauf, der teilweise ausgebaut war und von einem Ende des Hauses bis zum anderen reichte. Hier oben war es noch dunkler und kühler als in den unteren Stockwerken. Durch kleine Schlitze in den Bodenbrettern konnte man in die Küche hinuntersehen. Hunter saß in einer Ecke und hämmerte auf seinen Laptop ein. Er stützte sich mit einem Fuß, der in einem blaugelben Sneaker steckte, an einem Balken ab. Seine Jeans legte sich eng um seinen angespannten Wadenmuskel. Als ich hinter ihn trat, konnte ich gerade noch >Eine durchdringende Stille erfüllte... < lesen, ehe er mich bemerkte und aufschaute.
    »Weißt du was?«, meinte er freudig und aufgeregt. »In New York habe ich geglaubt, mit diesem Artikel nicht mehr weiterzukommen. Aber im Grunde war das gar nicht das Problem. Gerade ist mir klargeworden, dass diese Geschichte gar nicht für einen Artikel geeignet ist. Ich habe hier genügend Materialien für ein Buch zusammen.«
    Was hatte ich denn erwartet? Eine leidenschaftliche Liebeserklärung oder zumindest ein kleines Dankeschön dafür, dass ich die Küche stundenlang geputzt hatte? Idiotisch. Ich
schluckte meine Enttäuschung herunter und erklärte: »Die Möbelpacker sind da.«
    »Bin gleich unten.« Er wandte sich wieder seinem Laptop zu.
    Ich zählte innerlich bis zehn, und es gelang mir, nicht so verärgert zu klingen, wie ich mich in Wirklichkeit fühlte. »Ich möchte dich nicht stören, Hunter. Aber könntest du das vielleicht etwas spärer...«
    »Ja, klar. Ich sichere das nur noch schnell, dann bin ich da.«
    Ich spürte, wie er mir nachsah, während ich die Treppe hinunterstieg. Kurz darauf hörte ich auch schon wieder das Klappern der Tasten, und er schien jetzt noch besessener als zuvor weiterzuschreiben. Meine Schritte hallten einsam im leeren Haus wider. Ich fühlte mich vollkommen mutlos und ernüchtert.
    Als ich die Haustür öffnete, waren die Umzugsmänner vor dem Möbelwagen in ein Gespräch vertieft.
    »Was hab ich dir gesagt? Hier ist also doch die Skunk’s Misery Road«, sagte der Größere der beiden. Er hatte eine Glatze und hinten auf dem Nacken das Tattoo eines ägyptischen

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