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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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wesentlich dunkler geworden. In der Stadt herrschte um diese Zeit in den U-Bahnen Hochbetrieb. Hier draußen auf dem Land spürte ich stattdessen einen kaum merklichen Wandel, als ob auf einmal eine größere Anspannung in der Luft lag. Nun kamen die Tiere der Nacht langsam aus ihren Verstecken.
    Ich kehrte ins Haus zurück, das noch immer im Dunklen lag. »Hunter?«

    Ich drückte auf einen Lichtschalter, doch nichts passierte. »Hunter, wo steckst du? Hast du uns noch gar nicht angemeldet? Wir haben nämlich keinen Strom.« Ich ärgerte mich, das nicht schon früher kontrolliert zu haben. Mein Mann kümmerte sich selten um solche Dinge. Dabei hatte ich mir noch nicht einmal die Schlafzimmer angesehen, um zu entscheiden, wo wir schlafen wollten; jetzt war es schon fast zu dunkel dafür. »Hunter?«
    Ich entdeckte ihn auf der Schwelle der Küchentür. Er blickte in den Garten hinaus.
    Als ich meine Arme um seine Taille schlang, schien er sich für einen Moment lang über meine Anwesenheit beinahe zu wundern. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit erneut der abendlichen Natur zu.
    »Wir haben keinen Strom, Hunter. Es gibt kein Licht und keine Heizung. Hast du wenigstens eine Taschenlampe mitgebracht?«
    »Im Auto.««
    Ich überlegte mir einen Augenblick lang, ob es nicht langsam an der Zeit wäre, mich darüber zu beschweren, wie wenig er mitgeholfen hatte. Doch etwas an der Stille ließ mich innehalten. Wir waren auf einmal ganz allein. Ich hatte eigentlich keine Lust, einen Streit vom Zaun zu brechen. »Meinst du nicht, dass wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt machen sollten? Ich habe Hunger. Oder willst du noch länger hierbleiben?«
    »Hunger?« Hunter drehte sich zu mir um und lächelte. Er wirkte derart glücklich, dass er zu strahlen schien. »Klar. Ach, Abra, du wirst staunen, wenn du siehst, woran ich arbeite. Dieser Ort wird ganz andere Qualitäten in mir ansprechen. Das spüre ich schon jetzt.«

    »Freut mich.««
    Er legte den Arm um mich und atmete die kalte Luft ein. Ich blieb ganz still neben ihm stehen, damit er nicht merkte, wie müde, angespannt und alles andere als glücklich ich im Gegensatz zu ihm war.

16
    Wenn man an einen neuen Ort zieht und vor allem damit beschäftigt ist, sich einzugewöhnen, verliert man die Fähigkeit, bestimmte Dinge zu erkennen oder überhaupt wahrzunehmen. In New York merkte ich immer sofort, wenn ich nicht willkommen war. Ich wusste, in welchen irischen Pubs in Midtown man lieber keinen Weißwein bestellte, wenn man sich nicht völlig unbeliebt machen wollte, und wo trendige Viertel in gefährliches Niemandsland übergingen. Ganz gleich, wie sehr ich auch in Gedanken versunken sein mochte – wenn ich im Frühling durch den Park lief, vergaß ich nie, dass es einige Blocks nördlich der Upper West Side einen Ort gab, wo man eventuell von einem Voodoo-Priester exorziert werden konnte.
    In Northside hingegen war ich völlig unerfahren und wusste überhaupt nicht, wie ich etwas einzuschätzen hatte.
    Das Moondoggie’s war ein flacher, einstöckiger Bau auf einem Parkplatz mitten in der Pampa. Drei Seiten des Lokals waren von gewaltigen Bergen und rauschenden Bäumen umgeben. Der klare Sternenhimmel über dem Lokal wirkte viel größer und kälter als in Manhattan. Direkt vor Moondoggie’s Bar & Grill strahlten Flutlichter vom Dach herunter auf drei Ford-Laster, einen Jeep, einen heruntergekommenen
Camaro, der bestimmt irgendwelchen Teenagern gehörte, und einen strahlend neuen Landrover.
    »Sieht gut aus«, meinte Hunter. Ich zog mir meine Wolljacke enger um die Schultern und bemühte mich verzweifelt darum, das ebenso zu finden.
    Im Inneren des Lokals kam man als Erstes in eine Art Foyer, von wo aus man in zwei verschiedene Bereiche weitergehen konnte. Rechts lag das eigentliche Restaurant mit einem gedämpft rosafarbenen Licht, einem runden Tisch mit karierten Tischtüchern und Bildern von Sonnenuntergängen, die auf die Holzvertäfelung laminiert waren. Links gab es eine düstere Bar mit einem riesigen offenen Kamin, der so aussah, als wären früher einmal Wildschweine und aufmüpfige Bauern über dem Feuer geröstet worden.
    Hunter drehte sich zu mir um. »Wo möchtest du sitzen, Liebling?«
    Ich blickte nach rechts, wo ein älteres Ehepaar in einer Ecke saß und gerade dabei war, etwas Weißes und Cremiges aufzuspießen. Links hockte ein großer Mann mit einem dunklen Bart und einem Flanellhemd, der mich mit einem finsteren Blick bedachte. »Ich glaube, das

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