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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Horusauges.
    Der Kleinere, der eine merkwürdig altmodische Brille trug und einen langen blonden Pferdeschwanz hatte, erwiderte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. Vermutlich war es Hebräisch.
    »Hallo«, begrüßte ich die Männer.
    »Es ist seine Schuld, dass wir uns verspätet haben«, erklärte sogleich der Größere. »Er hatte die Karte und hat uns falsch gelotst.«
    Der schlanke, intellektuell wirkende Mann sah mich
ungerührt an. »Sie haben doch behauptet, es würde eine Stunde auf der Autobahn dauern. Oder?«
    »Sie haben mit meinem Mann gesprochen, nicht mit mir. Ich weiß nicht, was er gesagt hat.««
    »Aber das ist keine Stunde. Ich sage zu Ronen: >Wenn wir weiterfahren, wir brauchen einen Pass für Kanada.«‹
    »Itzik«, mischte sich der andere wieder ein. »Sei endlich still.«
    Itzik ging um den Lastwagen herum nach hinten. »Hier ist es im Winter richtig kalt, oder? Minus zehn Grad? Oder auch Minus zwanzig?«
    Der glatzköpfige Umzugsmann schüttelte den Kopf und sagte etwas auf Hebräisch. Dann waren die Männer einige Minuten lang damit beschäftigt, unsere Couch aus dem Wagen zu hieven.
    Sie riefen sich Befehle zu, und ich konnte innerlich nur ein Stoßgebet zum Himmel schicken, dass hoffentlich alles heil im Haus ankomme.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich.
    »Wenn Sie uns die Tür öffnen würden«, erwiderte der Größere etwas atemlos.
    Ronen und Itzik hatten alles ins Haus gebracht und tranken gerade Wasser aus angeschlagenen Porzellantassen, als Hunter endlich zu uns stieß.
    »Wie läuft’s?«, fragte er lässig. Zuerst betrachtete er die Männer und dann mich und lächelte. Dabei strich er sich seine Haare aus der Stirn, die seltsamerweise feucht vor Schweiß war.
    »Wir sind fertig«, sagte ich.
    »Jetzt bekommen wir noch unser Geld«, erinnerte mich Ronen.

    »Richtig. Ich hole schnell mein Scheckbuch«, meinte Hunter.
    Ich folgte ihm in die Eingangshalle. »Du musst unbedingt ein großes Trinkgeld geben. Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    Ohne aufzublicken stellte Hunter den Scheck aus. »Ich wollte noch etwas zu Ende bringen, ehe ich es wieder vergesse.« Er kehrte in die Küche zurück und reichte dem größeren Mann den Scheck. »Hier.«
    Ronen warf einen kurzen Blick auf die Summe und steckte das Blatt Papier dann in seine hintere Hosentasche. »Alles okay, dann vielen Dank. Itzik, pack jetzt endlich das blöde Handy weg.««
    »Ich versuche nur Ari im Büro zu erreichen.««
    Wir warteten.
    »Hier ist kein Empfang«, sagte Itzik nach einer Weile. Er drückte auf einige Tasten. »Nein, gar nichts.«« Er sah uns an. »Kann ich über Ihr Festnetz anrufen?«
    Hunter schüttelte den Kopf. »Leider nein, wir sind noch gar nicht angeschlossen.«
    Itzik warf Ronen einen überraschten Blick zu, und die beiden tauschten sich kurz auf Hebräisch aus.
    »Also gut, dann fahren wir jetzt«, erklärte Ronen schließlich und reichte mir die Hand. »Ich wünsche Ihnen viel Glück.« Von Hunter verabschiedete er sich nur mit einem kurzen Nicken.
    Es war inzwischen fast sechs Uhr abends. Die Schatten der Bäume wurden bereits länger, als ich die beiden zu ihrem Wagen brachte. Die Bäume in Northside waren mit den kleinen, gestutzten Exemplaren meiner Kindheit nicht zu vergleichen. Hier wuchsen riesige Kiefern, Ahornbäume
und Silberbuchen wild durcheinander. Dazwischen rankten sich struppige Dornenhecken empor.
    »Sie müssen sich jemanden besorgen, der Ihnen den Garten macht«, bemerkte Ronen noch, während er auf den Fahrersitz kletterte.
    »Ja, hier stehen zu viele Bäume. Passen Sie auf, dass Sie beißt keine Zecke. Sonst können Sie diese Krankheit bekommen«, meinte Itzik. Er putzte sich die Brille mit einem Zipfel seines T-Shirts. »Diese... Bohrkrankheit.«
    »Sie meinen wahrscheinlich Borreliose«, erwiderte ich. »Dafür ist es jetzt schon zu kalt. Ihr Jungs mögt es auf dem Land wohl nicht allzu sehr, was?«
    »Na ja.« Itzik lächelte. »Wenn man mag Zecken und Stinktiere, dann ist das alles in Ordnung. Ich persönlich bin aber ein Stadtmensch.«
    Ronen versuchte es wieder auf dem Handy. »Noch immer keine Verbindung«, meinte er. »Ari wird einen Tobsuchtsanfall bekommen.«
    Als sie losfuhren, konnte ich über den Motorenlärm hinweg hören, wie sie darüber diskutierten, ob sie eher Lust auf einen Kebab oder etwas Mexikanisches hätten, wenn sie wieder in New York waren.
    Ich drehte mich zu meinem neuen Zuhause um. Innerhalb weniger Minuten war es noch einmal

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