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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Maulwürfe?«
    »Gestern war es ein Kaninchenjunges.«
    »Auch irgendetwas im Haus?« Seine Stimme klang jetzt scharf, ja beinahe zornig.
    »Nein. Aber ich wollte Sie fragen, was ich dagegen unternehmen kann. Außer Fallen aufzustellen, meine ich. Ich möchte nichts umbringen.«
    Red rieb sich das Kinn. »O je.« Er klang frustriert.
    »Tut mir leid, aber das will ich nicht.«
    »Hören Sie. Wenn Sie meine Hilfe annehmen wollen, dann können Sie keine Bedingungen daran knüpfen. Sie müssen es mir überlassen, was ich für das Beste halte.«
    »Dann vergessen Sie es«, entgegnete ich und schenkte Gin in ein Glas. »Es ist ohnehin nicht so wichtig.«

    »Vielleicht nicht.« Red stellte sich so hin, dass er sich mit ausgestreckten Armen an der Wand abstützte und ich dazwischen stand. »Aber vielleicht ist das Ganze auch größer oder bedrohlicher, als Sie meinen. Manchmal sind kleine Beutetiere erst der Anfang. Wie bei einem... bei einem jungen Kojoten oder einem Rotluchs, wenn sie das Jagen erlernen.«
    Ich blickte Red in die Augen und verspürte ein ungewohntes Gefühl der Macht. Ich könnte mich von ihm küssen lassen, dachte ich. Ich könnte ihm erlauben, mich zu berühren, sich an mich zu drücken, ich könnte ihm alles erlauben und würde trotzdem nicht die Kontrolle verlieren.
    Ohne nachzudenken beugte ich mich vor und biss ihn leicht in seinen Bizeps. Er sog hörbar die Luft durch die Zähne ein. »Ich mag weder Fallen noch Gift, Red.« Ich duckte mich unter seinem linken Arm hindurch und fasste nach einer Flasche Rotwein. »Falls wir hier ein kleines Raubtier haben sollten, lege ich mir lieber einen Hund zu.«
    Ich steckte einen Korkenzieher in die Flasche und versuchte den Korken herauszuziehen. Er blieb jedoch nach der Hälfte stecken. So viel zu meinem Auftritt als gewandte, verführerische Frau, die alles unter Kontrolle hat! Plötzlich fingen meine Hände zu zittern an. Ich konnte kaum fassen, dass ich gerade einen Mann in den Arm gebissen hatte.
    »Lassen Sie es mich versuchen.« Red nahm die Flasche und entkorkte sie im Handumdrehen. Er schenkte mir mit der Genauigkeit eines geübten Kellners ein Glas ein. Ob er wohl mal in einem Restaurant gearbeitet hatte? »Hören Sie, Abra. Es wird nichts nützen, sich einen Welpen ins Haus zu holen. Eines Morgens werden Sie nämlich aufwachen und statt Eichhörnchen und Mäusen liegt Fido
mit aufgerissenem Bauch und ein paar Innereien weniger vor Ihrer Tür.«
    Während ich die Zitrone für die Bloody Mary aufschnitt, überlegte ich, ob ich Red von Hunters Erkrankung erzählen sollte. Aber selbst wenn es Leute gab, die durch den Lykanthropievirus eine Wolfsgestalt annehmen konnten – was ich noch immer nicht so recht glauben wollte -, und sich mein Mann als einer dieser seltenen Fälle herausstellte, so war er doch trotzdem mein Mann. Ich kannte Hunter schon lange. Ich hatte ihn betrunken und nüchtern, in bester Laune und tief deprimiert erlebt, ich hatte ihn zu seinen guten und zu seinen schlechten Zeiten gesehen. Und ich wusste, dass er mir nichts antun würde – ganz gleich, wie benebelt er durch Alkohol oder die Krankheit auch sein mochte.
    Mit ruhiger Stimme fragte ich: »Und warum sind Sie sich so sicher, dass es sich nicht um einen Fuchs oder eine Nachbarkatze handelt?« Ich gab einen Spritzer Tabascosauce in Jackies Drink.
    »Weil es weder nach Fuchs noch nach Katze riecht. Deshalb.«
    Mein Gott, dieser Mann hatte es wirklich mit Gerüchen. Ich selbst besaß keine sonderlich empfindsame Nase. Für meine Sinne roch ein Glas Wein nach Früchten und alten Socken, wie das alle Weine für mich taten, ganz egal, ob ihnen ein schwaches Pflaumenaroma, der Duft von Holz oder ein Vanillegeschmack nachgesagt wurde.
    »Dann also kein Hund«, sagte ich und rührte Hunters Gin Tonic um. »Und falls sich die Kaninchenjungen in Lämmer und Rehkitze verwandeln, melde ich mich.«
    Red schüttelte den Kopf. Er wollte etwas sagen, beschloss
dann aber, es sein zu lassen. »Gut. Wie Sie meinen«, erwiderte er stattdessen. »Aber tun Sie mir einen Gefallen: Melden Sie sich auf jeden Fall bei mir, bevor sich hier die Leichen zu stapeln beginnen.«
    Wieder hatte ich das Gefühl, dass Red wusste, wovon er sprach. Oder vielmehr, von wem er sprach. »Aber bis dahin geht es Sie nichts an. Okay?«
    »Einverstanden«, erwiderte er. »Das wird allerdings nicht lange so bleiben.«
    Ich schüttete eine Dose mit Nüssen in eine kleine Schale und holte für Red eine Flasche Bier aus dem

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