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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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verschiedene Muster ausmachen konnte, auch wenn ich die Sternbilder selbst nicht kannte. Ich sah unzählige Dreiecke, seltsame Fadenspiele, geheimnisvolle Netze aus Licht.
    »Welches Tier siehst du da oben? Genau dort, über dir?« Red zeigte in den Himmel hinauf. Ich betrachtete seinen Arm mit den kräftigen Muskeln, dem breiten Handgelenk und den langen Fingern. Dann sah ich zu den Sternen hoch.

    »Ich weiß nicht. Einen Hund? Da ist ein Maul.« Ich zeigte nach oben und ließ den Arm wieder sinken. Ich sehnte mich danach, dass er mich an der Hand nahm und meine Finger wärmte. Irgendwie konnte ich nicht mehr so richtig klar denken. Alles verschwamm mir vor den Augen.
    »Hund oder Wolf?«
    »Eher Hund. Wölfe sind doch größer, oder etwa nicht?« Ich sah ihn an. Sein Gesicht, das nicht so anziehend war wie sein restlicher Körper, kam dem meinen sehr nahe.
    »Meistens schon.« Er befand sich so nahe vor mir, dass sein Gesicht vor meinen Augen verschwamm. »Mein Großvater hat immer behauptet, dass das Tier, das man am Himmel sieht, dein Helfer ist.«
    »Gibt es zwischen Hunden und Wölfen denn große Unterschiede?« Seine Haut schien eine unglaubliche Wärme auszustrahlen.
    »Den Mohawk zufolge schon.«
    »Was ist dein Tier?«
    Red sah so aus, als müsste er nachdenken, wie er mir antworten sollte. »Weißt du das nicht?«
    »Ein Fuchs?«
    »Nein.«
    Ich überlegte. Es musste ein kluges und einfallsreiches Tier sein. Und ein vertrauenswürdiges. »Mir fällt nichts ein. Du kommst mir wie eine Mischung aus allen möglichen Tieren vor.« In Fabeln waren Tiere meist entweder schlau oder ehrlich. Es kam selten vor, dass man beide Eigenschaften in einem einzigen Tier vereint fand.
    »Das hat mein Großvater auch immer gesagt.« Ich konnte Reds längliches Gesicht mit den hohen Wangenknochen kaum mehr erkennen. Im nächtlichen Licht wirkte es seltsam
anders. Seine Nase kam mir von meinem Blickwinkel aus ungewöhnlich groß vor, was ich ihm auch sagte.
    »Wirklich?« Er nahm meine Hand. »Was fällt dir sonst noch auf?«
    Ich blickte in seine fast dreieckigen, tiefliegenden Augen, die in dem schwachen Licht, das von der Veranda kam, haselnussbraun, ja beinahe golden schimmerten. Auf seinen Wangen sah ich einen leichten Flaum. Wenn ich die Augen schmal machte, wirkte er so, als würde er eine Tiermaske tragen. »Mhm«, murmelte ich, obwohl ich eigentlich mehr sagen wollte. Wie zum Beispiel: »Mein Gott, der Joint hat eine ganz schön heftige Wirkung auf mich.« Oder etwas Ähnliches. Ich hatte das Gefühl, in einer kühlen Nacht neben einem überraschend warmen Körper zu schweben, während ein Hundesternbild verschwörerisch über mir funkelte. Reds Brust hob und senkte sich. Ich konnte deutlich hören, wie er atmete.
    »Und was wird das hier genau, wenn ich fragen darf?«, fragte auf einmal Hunter.
    Ich blickte auf und entdeckte eine große bärenartige Gestalt, die über mir aufragte. Vor Schreck stieß ich unwillkürlich einen leisen Schrei aus.
    »Mein Gott, ich glaube, ich bin eingeschlafen«, sagte ich, was beinahe der Wahrheit entsprach. Mir war klar, wie peinlich die ganze Situation für uns alle war. Jackies Miene wirkte verschlossen und bitter, während Hunter eigentlich amüsiert zu sein schien: als hätte er mich bei einem Kinderstreich erwischt. Sein Dreitagebart war so dunkel, dass er aussah, als ob er innerhalb weniger Minuten einen richtigen Bart bekommen hätte.
    »Ich habe gerade zu Jackie gesagt, dass ihr euch wahrscheinlich
in den Armen liegt. Hab ich doch, nicht wahr, Jackie?« Sie nickte unglücklich, während Hunter die Hand ausstreckte, um mir aufzuhelfen.
    »Ihr habt uns gerade noch rechtzeitig erwischt, ehe wir zu Leidenschaftlicherem übergegangen – und vielleicht herumgerollt – wären«, erklärte Red.
    Jackie schnaubte verächtlich. »Träum weiter, Red. Abra ist viel zu klug, um sich auf einen solchen räudigen Köter wie dich einzulassen«, meinte sie.
    Red grinste mich verschmitzt an. »Komisch. Die glauben mir nicht.«
    Ich zwang mich dazu, ebenfalls zu lächeln. »Merkwürdig. Warum wohl?« Natürlich klang es ziemlich unwahrscheinlich. Aber doch nicht unmöglich. Wären wir hier tatsächlich herumgerollt? Reds betont entspannte Haltung signalisierte mir deutlich, dass er die Antwort zu wissen schien. Aber wusste ich sie auch?
    Hunter legte mir den Arm um die Schultern. »Komm«, sagte er. »Verabschieden wir uns von den netten Leuten, und dann bringen wir dich ins Bett.«
    Ich bekam

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