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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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nicht mehr mit, dass die beiden gingen. Ich merkte auch nicht, wie ich nach oben ins Schlafzimmer gebracht wurde. Im Nachhinein konnte ich mich nur noch verschwommen daran erinnern, was als Nächstes geschah: Ich lag im dunklen Schlafzimmer nackt auf unserem Bett. Hunter kniete vor mir auf dem Boden. Seine Haare fühlten sich zwischen meinen Fingern kühl und seltsam rau an, und sein Rücken schien sich unter meinen Händen zu verwandeln und irgendwie gebogener zu werden. Seine Zähne kratzten an der Innenseite meiner Schenkel entlang, sein Mund machte ein Versprechen von heißer Intimität. Er
rieb sein Gesicht wie ein Tier an mir, das mich mit seinem Geruch markieren wollte, ehe er an mir hochglitt, in mich eindrang und sich dann wieder aus mir herauszog, um erneut in die Hocke zu gehen. Er wollte mich verschlingen, getrieben von einem rasenden Hunger, der ihm keine Ruhe ließ.
    Betrunken und bekifft, war ich noch immer in einem Schwebezustand und vergaß, darüber nachzudenken, ob Hunter zur Abwechslung auch einmal an mich denken würde. Ich vergaß auch, Angst zu haben, dass ich ihn abstoßen oder verärgern könnte. Zum ersten Mal seit unserem Umzug liebten wir uns. Ich drängte mich an ihn und ritt auf den Wellen der Lust dahin, bis sie immer höher und höher stiegen und schließlich über mir zusammenschlugen.
    Ehe ich einschlief, schlang ich meine Arme zärtlich um ihn. Er war noch immer in mir, und ich stellte mir vor, dass es Red oder ein Fremder war. Die Muskeln unter meinen Händen schienen in Fluss geraten zu sein und immer wieder ihre vertrauten Formen zu verändern, als hätte der Sex Hunter bis ins Innerste gelöst.
    In meinen Träumen tauchte er wieder und wieder in mich ein.

21
    Am nächsten Tag behauptete Hunter, es süß gefunden zu haben, dass ich am Abend zuvor zu viel getrunken und Gras geraucht hatte. Wie ein echter Bohemien, wie er grinsend meinte und sogar mehrmals wiederholte.
    Als es Zeit fürs Abendessen war, hatte sich der Witz dann abgenutzt. »Ich kann noch immer nicht fassen, dass du auf einem Gast eingeschlafen bist«, erklärte er schon wieder. »Auch wenn Red nicht allzu viel dagegen gehabt zu haben schien. Ich muss mir doch keine Sorgen machen – oder?« Wir saßen wieder im Moondoggie’s und warteten auf die hübsche, rotblonde Kellnerin, die Hunters Rinderwahnsteak und mein vegetarisches Wrap bringen sollte.
    »Quatsch, natürlich nicht!«, erwiderte ich in dem Moment, als Kayla an unseren Tisch zurückkehrte. Ich erinnerte mich an ihren Namen, als sie Hunter davor warnte, dass sein Teller heiß sei. Sie lächelte, er zwinkerte ihr zu, und ich hätte den beiden am liebsten den Krug mit Bier an den Kopf geworfen.
    Natürlich machte sich Hunter in Wahrheit keine Sorgen. Ich kannte meinen Mann gut genug, um zu wissen, dass seine betont unbeschwerte Reaktion nur seine große Erleichterung verdecken sollte, zur Abwechslung auch einmal
mich in einer kompromittierenden Situation erwischt zu haben – als könnte das seinen Betrug weniger schlimm machen.
    Am liebsten hätte ich ihn mit meinen Überlegungen konfrontiert, ihm erklärt, dass ein harmloses Geplänkel schließlich etwas anderes war als konkrete Taten. Aber natürlich konnte ich das nicht, wenn ich nicht wollte, dass er mich nach meinem Verhältnis zu Red befragte. Ich hatte schließlich selbst keine Ahnung, was da eigentlich zwischen uns passierte. Und ich war mir auch nicht sicher, ob ich das überhaupt so genau wissen wollte. Solange ich meine Gefühle nicht unter die Lupe nehmen musste, konnte ich mich an dem Gedanken aufbauen, dass es im Hintergrund nun einen Mann gab, der mich begehrte. Vielleicht steckte doch etwas von meiner Mutter in mir, denn dieses neue Gefühl wollte ich nicht verlieren. Ich wollte das Ganze aber auch nicht weiterverfolgen, allerdings eben auch nicht wieder ohne einen solchen Verehrer dastehen.
    Ich ging zur Toilette und betrachtete mich im Spiegel. Unter meinen Augen zeigten sich dunkle Ringe. Im Vergleich zu Kayla kam ich mir uralt vor. Ich zog meinen roséfarbenen Lippenstift nach und kehrte an unseren Tisch zurück. Dort steckte die Kellnerin meinem Mann gerade etwas zu.
    Ich sagte nichts, bis wir im Wagen saßen. »Was hat dir Kayla vorhin gegeben? Ihre Telefonnummer?«
    »Sie hat mir Wechselgeld gegeben.«
    »Aber du hattest die Rechnung doch noch gar nicht bezahlt.«
    »Mein Gott, Abs, du wirst jetzt aber wirklich langweilig! Du weißt doch, wie sehr ich solche Szenen hasse.«

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