Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
Vom Netzwerk:
hätten. Irgendetwas Furchtbares musste auf Bülow passiert sein.
    Ein paar Meter vom Tor fand ich Max. Man hatte ihm den Schädel eingeschlagen.
    Sein Gesicht war ein einziger Brei aus Blut, Knochen, Zähnen und Fleisch.
    Er war tot, ein zweiter Blick war überflüssig. Ich stieg nicht einmal ab. Sondern hetzte das Pferd die Einfahrt hinunter zum Haus.
    Ein Bild, wie aus dem dreißigjährigen Krieg: Schweine, Schafe und zwei andere Kühe, die frei im Gutshof umher sprangen.   Aus einem offenen Fenster wehten Papiere in den Hof. Im dreckigen Schnee beim Kuhstall das Kalb, dem ich vor drei Tagen zur Welt geholfen hatte – ausgeweidet und zerstückelt. 
    Nur ein paar Meter weiter, hatte man Steffens ans Tor des Pferdestalls genagelt. In seinem linken Auge steckte etwas, dass aussah, wie eine spitze Feile.
    Ich brüllte Catherinas Namen in den leeren Himmel. Sprang dann vom Pferd und lief ins Haus. Zimmer, Vorratskammern und Schränke waren durchwühlt. Auf dem Flur im oberen Stock wild übereinander geworfen Catherinas Kleider. Der Haufen gekrönt von menschlichem Abfall. Daunen, aus Kissen und Federbetten, die wie Schnee durchs Haus wehten.
    Ich ging zu ihrem Zimmer. Auch da alles durchwühlt. Gegenüber der Tür ihr Schminktisch mit dem großen Spiegel. Ich sah mein Gesicht in ihm. Eine Weile starrte ich es an. Plötzlich konnte ich den Anblick nicht mehr ertragen. Blind griff ich nach dem ersten Gegenstand den ich zu fassen kriegte und warf ihn in mein Bild.
    Ich habe die Lager gehasst. Ich hasste Niemburg, Mengele und jeden, der für das stand, wofür sie standen.
    Doch es gibt verschiedene Formen von Hass. Mein Hass auf Niemburg Mengele und die Lager, war geprägt von Hilflosigkeit. Was ich in Catherinas Zimmer in mir aufkommen spürte, war etwas anderes. Ich war nicht mehr derselbe, der noch vor ein paar Tagen aus dem Viehwaggon auf dieses polnische Feld sprang.
    Wer immer auf Bülow gewütet hatte – er konnte noch nicht weit gekommen sein. Max und Steffens Wunden waren frisch, ihr Blut  kaum geronnen.
    Max Pferd, das unten im Hof an der Tanne knabberte, die irgendwer fürs Fest aus dem Wald geholt hatte – Heilig Abend.
    Zwei Mal umkreiste ich das Gut, bis ich die Spuren dreier Männer und eines Pferdes fand, die sich über den kleinen Hügel hinweg vom Haus und den Ställen entfernten.
    Ich folgte den Spuren in eine Landschaft aus Stille und Frost.
    Ich suchte nicht nach den Spuren eines Tieres wie Steffens es auf der Jagd nach dem tollwütigen Wolf getan hatte. Ich suchte nach Menschen. Ich war wie sie durch diesen Wald gezogen. Einige seiner Geheimnisse hatte er mit mir geteilt. Ich hatte mit Hunger, Angst und Kälte für sie bezahlt. Ich war in ihm kein Fremder mehr. Gemessen an tollwütigen Wölfen waren Menschen die leichtere Beute.
    Im Magazin der Pistole des Hauptmannes waren acht Patronen, und in Max Tasche fand ich vier Schrotpatronen für Steffens Jagdgewehr. Ich war vorbereitet.
    Mehr als eine Stunde, bis ich sicher war, mich meiner Beute soweit genähert zu haben, dass es ratsamer wäre, das Pferd zurückzulassen und zu Fuss weiterzugehen. Ich band es an einen Baum.
    Nur einer der Männer, denen ich folgte, trug Schuhe. Die Abdrücke, die seine Begleiter neben seinen klaren Stiefelabsätzen im Schnee hinterließen, waren zu unförmig für Stiefel oder Schuhe. Drei der vier Männer trugen Fußlappen.
    Eine Lichtung, geschaffen von zwei vor Jahrzehnten übereinander gestürzten Baumriesen. Vier Männer, die vor einem der beiden umgestürzten Bäumen standen. Von irgendetwas auf dem Boden zwischen ihnen waren sie so sehr gefesselt, dass sie mich wohl selbst dann nicht bemerkt hätten, wenn ich mich durch einen Kanonenschuss angekündigt hätte. Trotz der Kälte ließen zwei von ihnen ihre zerlumpten Hosen herunter. Nicht schwer zu erraten, wovon ihre Aufmerksamkeit so sehr gefesselt war.
    Ich bin kein besonderer Reiter. Ich war nie in irgendeiner Armee. Aber ich habe bei meinem Vater schiessen gelernt. Ich lehnte mich an einen Baum, hob das Gewehr, zielte und schoss. Jemanden zu töten kann lächerlich einfach sein.
    Der Erste muss sofort tot gewesen sein. Es knallte und er fiel um.
    Zwei von ihnen hetzten mit heruntergelassenen Hosen hinter einem der beiden umgestürzten Bäume in Deckung. Der Dritte wandte sich um und schoss zurück. Über meinem Kopf splitterten Rinde und Holz aus dem Baum, an den ich mich gelehnt hatte. Ich schoss ihm in die Brust. Er riss die Arme hoch, drehte sich und

Weitere Kostenlose Bücher