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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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fiel in den Schnee. Einer seiner Kameraden sprang hinter dem umgestürzten Baum hervor. Wahrscheinlich suchte er die Waffe.
    Steffens Jagdflinte war leer geschossen. Ich ließ sie fallen und stürmte mit der Pistole des Hauptmanns los. Ich war halb über die Lichtung, bevor der Dritte auch nur in ihre Nähe gelangte.
    Er starrte mich an. Rief irgendwas. Ich schoss ihm in den Kopf.

PARIS / 1969
     
    „ Was waren das für Kerle? Wo sind die einfach so hergekommen?“
    „ Wenn du mich ausreden ließest, statt ständig zu unterbrechen, wüsstest Du es wahrscheinlich schon lange…“
    „ Sag schon - was waren das für Kerle, die sich deine Gräfin gegriffen haben?“
    Ungeduldig rutschte sie auf der Bank hin und her.
    „ Erinnerst du Dich? Max hatte diese Stiefelspuren am Hügel hinterm Haus gefunden. Ich denke sie müssen das Gut schon eine Weile beobachtet haben, bevor sie sich zu dem Überfall entschlossen.
    Ich weiß nicht, wer sie wirklich waren. Aber ich weiß, was das für Zeiten waren. Es gab kein Gesetz. Was es stattdessen gab, waren Hunger und Angst. Noch kurz vor der Götterdämmerung  haben sie die Kriegsgefangenen  im Osten zusammen getrieben und Richtung Westen gepeitscht. Mitten im Winter, zu Fuß und nur mit dem bisschen, was sie am Leibe hatten. Vielleicht waren sie aus irgendeinem dieser Transporte geflohen. Es gab aber auch polnische und weißrussische Partisanen, die sowohl gegen die Deutschen als auch die Russen kämpften. Die haben sich nicht an irgendwelche Grenzen gehalten, wenn irgendwer hinter ihnen her war. Im Krieg gibt es nur das Gesetz, das du Dir selber machst. Von einem Tag auf den anderen konnten aus Soldaten Deserteure, und aus Deserteuren Marodeure werden.“
    Natalie kramte die zerknüllten Zigaretten aus der Jacke.
    „ Die Letzte …“
    Sie steckte sie sich an. Rauchte mit geschlossenen Augen, den Kopf an die Wand gelehnt.
     „ Erzähl, Wladislaus!“
      Natalie sah ihn an.

Der letzte von ihnen tauchte mit erhobenen Armen hinter dem umgestürzten Baum auf.
    „ Nicht schießen! Nicht schiessen!“ rief er auf russisch.
    Ich ging auf ihn zu. Sehr langsam. Die Pistole im Anschlag. Zwar wusste ich nicht, was ich mit ihm hätte anfangen sollen. Aber an diesem Morgen war genug getötet worden. Er war ein halbes Kind. Das blieb er auch, solange, bis ich seine Augen sah. Das waren nicht die Augen eines Kindes. Das waren Augen wie meine - Augen eines Greises.
    Ein Blick auf die Kameraden des Jungen genügte, um sicher zu sein, dass in keinem von ihnen ein Rest Leben war. Ich hatte ganze Arbeit geleistet. Im Schnee neben der rechten Hand eines der toten Männer, Steffens Pistole aus dem ersten Krieg.
    Doch ich hatte Dringenderes zu tun als mich um Steffens Waffe zu kümmern.
    Catherina hatte sich aufgesetzt. Ihre Bluse über der Brust aufgerissen. Sie zitterte am ganzen Leib. Ich beugte mich zu ihr herab, schlüpfte aus dem Mantel. Behielt dabei so gut es ging den Jungen hinter dem Baum im Auge.
    Ich suchte in Catharinas Gesicht nach der Frau, die vor kaum achtundvierzig Stunden in mein Bett gekrochen war. Nichts davon übrig. Nur Leere. Ich legte ihr den Mantel um. Flüsterte auf sie ein. Vielleicht war es das - oder der Mantel, ich weiß es nicht. Jedenfalls begann sich in ihr irgendetwas zu regen. Ein Echo des früheren Glanzes kehrte in ihre Augen zurück.
    „ Nicht schießen, nicht schießen!“, rief der Junge wieder. Ich sah auf. Befahl ihm hinter dem Baum hervorzukommen. Sein Erstaunen, als ich ihn in seiner eigenen Sprache ansprach. Der Eifer, mit dem er meiner Aufforderung nachkam.
    Ich fragte ihn nach dem Pferd. Er wies nach hinten. Sie hatten es im Unterholz an einen Baum gebunden.
    Ich forderte ihn auf mich hinzuführen. Die Hände im Nacken verschränkt, ging er mir voran.
    Sie hatten Catherinas Tier als Packpferd verwendet. Jacken, Mäntel, Stiefel und Schuhe, eine Decke und zwei Säcke in die sie das Fleisch des Kalbs eingeschlagen hatten, das ich ausgeweidet im Hof gefunden hatte.
    Unter einem der Säcke schaute das Griffstück von Steffens Kavalleriesäbel hervor.
    Ich zwang meinen Gefangenen das Tier loszubinden. Er führte es zur Lichtung zurück. In zwei Schritten Abstand folgte ich ihm. Die Pistole auf seinen Rücken gerichtet.
    Ein Schuss. Mit geringem Abstand kurz darauf ein weiterer. Das Pferd stieg – kaum, dass es der Junge halten konnte. Ich sprang hinter ihm hervor, starrte zwischen kahlen Bäumen hindurch auf die Lichtung.
    Catherina hatte sich den

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