Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)
lag.
„ Nicht mit ihm – mit Professor Berg und dem Lazarett….“
Ich kippte den Schnaps.
„ Nichts. Wenn er Glück hat, ist er in ein paar Stunden wieder auf dem Damm.“
Irgendwas störte sie an meiner Antwort.
„ Sie sind nicht hier, um ihn abzulösen?“
„ Nein. Berg hat mich gerufen, ich habe meine Arbeit erledigt. Jetzt gehe zu meiner Truppe zurück.“ Selten habe ich so leicht gelogen.
Sie bereitete eine neue Runde vor. Als ich ablehnte, hatte sie keinerlei Problem damit, sich nach ihrem auch meinem Teil der Runde zu widmen.
„ Wenn Sie Berg nicht ablösen, was wollen Sie dann mit dem Schlüssel vom Giftschrank?“
„ Die Medikation für unseren Helden zusammenstellen“, log ich ebenso glatt wie vorhin.
“ Falls was fehlt und ich es irgendwo auftreiben kann, schick ich es Ihnen mit einem Kurier nach.“
Manchmal geht man einfach einen Schritt zu weit, nur weil man glaubt, alles perfekt machen zu müssen. Damals fragte jeder jeden nach Verwandten, Brüdern, Freunden, Briefen oder Adressen. Ich dachte, es würde auffallen, wenn ich es nicht täte. Also fragte ich nach der Einheit, in der von Kramer gedient hatte. Vielleicht, meinte ich, traf ich ja irgendwo einen seiner Kameraden.
Die Weber sagte es mir – es war dieselbe Einheit, in der auch Steffens Sohn und Catherinas Mann dienten.
„ Sinnlos, dass Sie danach fragen, Doktorchen. Die sind alle tot. Von unserem Patienten abgesehen, sollen nur ganze zwei Offiziere überlebt haben. Stammen übrigens beide ganz hier aus der Nähe – merkwürdig, nicht?“
PARIS / 1969
„ Und einer von denen war der Mann Deiner Gräfin?“
„ Vielleicht. Ich habe es nie erfahren.“
Natalie stubste Wajda an.
„ Verdammter Heuchler. Tu nicht so! Das war doch das einzige das Dich damals überhaupt interessiert hat.“
Wajda verlangte nach einer Zigarette. Steckte sie sich an.
„ Du vergisst, dass ich mein Serum noch nicht hatte. Das lag nämlich immer noch im Giftschrank. Und der stand in Bergs Kammer.“
Der Verwahrkäfig hatte sich weiter geleert, während Wajda seine Geschichte erzählte. Von ihm selbst und Natalie abgesehen lehnten nur noch zwei Mädchen ihre Köpfe mit geschlossenen Augen müde an der Wand.
„ Du hast es gekriegt. Sonst wärst Du nicht hier.“
Stimmt. Sonst wäre ich nicht hier. Ich hatte den Schlüssel zum Giftschrank. Draußen im Stall wartete mein Pferd. Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Der Soldat vor Bergs Kammer nahm Haltung an, sobald er mich kommen sah und machte Meldung: Alles ruhig.
Ich forderte ihn auf, die Tür zu öffnen. Etwas hielt mich zurück. Ich hatte die Klinke schon in der Hand, da wandte ich mich noch einmal um und bat den Mann um seine Waffe. Ohne zu zögern öffne er das Halfter.
Ich trat, die Pistole in der Hand, ein.
Berg schlief nicht. Er lag mit offenen Augen, die Hände im Nacken verschränkt auf dem Bett und rauchte eine Zigarette.
Ein trübes Grinsen begrüßte mich. Über den Punkt, an dem ihm noch irgendwas sonderlich peinlich sein konnte, war er wohl mittlerweile hinaus.
„ Gilt die Zimmerflak mir, Bronstein?“ Ich richtete die Pistole auf Bergs Brust.
„ Ja – wo ist das Serum? Ich habe es eilig Berg…“
Berg ignorierte meine Frage. Er starrte zur Decke.
„ An dir ist immer alles vorbeigegangen, oder, Bronstein? Du gehst durchs Leben wie`n heißes Messer durch Butter. Du KANNST gar keine Fehler machen, weil Du nichts jemals nah genug an dich rankommen lässt, dass es Dich irgendwann zu einem Fehler verleiteten könnte. Immer sauber, immer obenauf, unser Doktor Bronstein.“
Ich fingerte den Schlüssel zum Giftschrank aus der Tasche. Berg sah mich an. In seinem Blick lag etwas, das tiefer ging als Hass.
„ Das ist armselig. Du tust mir leid. Hörst du, Bronstein?“ brüllte er
„ Ich bedaure Dich!“
Mir war Bergs Bedauern scheißegal. Ich sah den Schrank durch – viel war sowieso nicht drin – vor allem aber kein Serum.
„ Wo ist es Berg?“
Berg ging darüber hinweg.
„ Woran zur Hölle glaubst du, Bronstein?“
Er richtete sich auf. Was immer es war, das er in meinen Augen suchte – er fand es nicht.
„ Was hast Du, das ich nicht habe? In diesem Scheißkrieg krepieren sie zu tausenden, aber an dich wagt sich der Sensenmann einfach nicht ran. Sag`s mir Bronstein, was ist es?“
Meine Augen glitten über die Kammer – nichts.
„ Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit Dir rede, Jude! Sieh mich an, damit Du weißt, wie einer aussieht,
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