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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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der Wind für ein paar Minuten legt. Die Stille über dieser Stadt an jenem Morgen, war wie ein Parasit, der in Dich hineinkroch, um Dich nach und nach von innen her auszusaugen. Ein Alptraum so plastisch und intensiv, dass kein Stern je in ihn eindringen würde.
    „ Du sollst dir kein Bild machen von Jahwehs Schöpfung“, steht in den heiligen Büchern.
    Aber erst recht lass die Finger davon, ihn etwa nachahmen zu wollen.
    Natürlich hat es keinen davon abgehalten, es nicht trotzdem zu tun. Allen voran Rabbi Löw in Prag. Die Märchenerzähler wissen, dass es nicht gut ausging. Und schon ein paar hundert Jahre früher warnte Rabbi Jochanaan von Toledo, dass Jahwehs unerbittlicher Hang zur Symmetrie des Großen und Ganzen zum Ausgleich für jedes von Menschenhand erschaffene Leben das Opfer eines Gerechten verlange.
      Herzen sind geräumige Friedhöfe, und Wahrheit nicht immer nur das, was sich in Worte fassen lässt. Ich werde den Gedanken nicht mehr los, ich hätte mit der Operation, durch die ich von Kramer zum Leben wiedererweckte, alles das, was später auf Bülow geschah, herausgefordert. Diese Angst ist wie die Stille über dieser Stadt und so gut ein Teil von mir wie meine Erinnerungen, Augen, Finger, oder Zehen.

P ARIS / 1969  
     
    „ Bist ´n komischer Vogel. Vom Golem hat mir meine Mutter auch erzählt. Aber das sind doch alles Märchen.“
    Wajda trat die Zigarette aus. Natalie sah sich um. Erst jetzt bemerkte sie, dass während seiner Erzählung auch die beiden letzten Mädchen aus dem Käfig zur Vernehmung geholt worden waren.
    „ Mann, die haben wirklich die Ruhe weg hier. Wie spät ist es?“
    „ Gleich halb vier.“
    „ HALB VIER! Scheiße eine ganze Schicht am Arsch, und keinen Sou verdient.“
    Natalie begann im Käfig auf und ab zu marschieren. Wajda sah ihr eine Weile dabei zu.
    Seine Blicke, die sich unwillkürlich  auf ihren  schlanken Beinen verhakten.
    Ich bin siebenundsechzig Jahre alt, dachte er. Hocke um halb vier Uhr morgens in einer Zelle, und wahrscheinlich explodiert mir gerade mein Leben unter den Händen weg - eigentlich müssten mir ihre Beine wirklich völlig gleich sein.
    „ Setz Dich! Das macht mich wahnsinnig.“
    Natalie sah ihn nicht einmal an. Wajda sprang auf, ergriff ihren rechten Arm und zwang sie auf die Bank zurück.
    „ Tu was man Dir sagt, verdammt!“
    Verdutzt sah sie ihn an. Dann verzog sich ihr Gesicht zu einem Lachen. Tief und sarkastisch.
    „ Lass es, Wladislaus – die Vatertour steht Dir nicht ….“
    Wajda fiel in ihr Lachen ein.
    „ Komm schon, erzähl lieber weiter – was war, als du zu Deiner Gräfin zurückgekommen bist…“

IX. 
     
    „ Wenn wir unserer Liebe noch irgendetwas hinzufügen könnten, dann müsste es etwas Furchtbares sein.
     
    L. N. Tolstoi, 1876 „ Ann a Karenina“
     
     
    Ich hetzte Max Pferd unbarmherzig zum Gut zurück. Ich glaubte, dass ich die Wand, die Catherina zwischen uns errichtet hatte einreißen könnte. Catherina hoffte, sie könne durch schiere Willenskraft das Gut aus dem Krieg heraushalten. An diesem Weihnachtsmorgen glaubte ich es für einige Augenblicke auch. Wenn sie mich nur lang genug anhörte, so war ich überzeugt, würde sie meine Liebe schließlich akzeptieren. Und mit meiner Liebe auch die Wahrheit der Lager.
    Und es gab weiß Gott schlechtere Orte, als Bülow, um solange unterzutauchen, bis die Russen kamen um dem Spuk endgültig ein Ende zu machen.
    Ich war immer noch Arzt. Ich hatte es mir gerade eben in Bergs OP noch einmal selbst bewiesen. Jede Armee der Welt, bildete ich mir ein, würde es sich dreimal überlegen einen Arzt zu erschießen. Mit Ausnahme der Deutschen natürlich. Wenigstens solange der Arzt nicht nur Arzt, sondern auch Jude und aus einem KZ geflohen war.
    Liebe macht blind. Schlimmer noch, sie gaukelt Dir vor der einzig Sehende unter lauter Blinden zu sein. Als ich aus meinen naiven Hoffnungen erwachte war es zu spät.  
      Wie aus heiterem Himmel tauchte mitten auf dem schmalen Weg eine Kuh auf. In ihrer Flanke eine tiefe gezackte Wunde, aus der Blutfäden auf den Schnee tropften.
    Sie warf den Kopf auf und stürmte besinnungslos vor Angst ins Unterholz, sobald sie mich bemerkte. Auf ihrer Stirn eine helle Blesse. Ich war sicher: vor kaum drei Tagen hatte ich das Kalb dieser Kuh zur Welt geholt.
    Weder Catherina noch Steffens hätten je zugelassen, dass eines ihrer Tiere verletzt durch den Wald irrte, wenn nicht außergewöhnliche Geschehnisse dazu geführt

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