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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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der an etwas glaubt!“
    Mir war immer noch scheißegal, woran Berg glaubte. Ich wollte hier heraus – mit dem Serum.
    Bergs Blick blieb auf der Pistole hängen. Ich sah ihm an, dass er mir nicht zutraute sie zu benutzen.
    „ Du musst das Ding schon entsichern, bevor es schießt.“
    Ich zog den Verschluss zurück, hörte wie die Patrone ins Lager glitt.
    „ Das ist kein Spass. Wo ist das Zeug? Ich habe nicht ewig Zeit.“
    Berg rührte sich nicht.
    „ Was ist - hast Du Angst?“ 
    Obwohl ich dazu fähig gewesen wäre – ich wollte ihn nicht erschießen. Ich wollte, was mir zustand und anschließend nach Bülow zurück, all dem Irrsinn um mich herum entfliehen.
    „ Wieso könnt ihr schon wieder einen Krieg gewinnen, wenn WIR doch RECHT haben?“
    „ Ihr? Ich hab diesen Krieg nicht erklärt, mich haben sie in ein KZ gesteckt. Also WO IST ES, BERG? Und denk bloß nicht ich bluffe. Nichts würde mir mehr Spass machen als Euch alle nacheinander abzuknallen.“
    Ich durchwühlte die Tischschublade. In mir stieg der ungemütliche Gedanke auf, dass Berg womöglich das letzte bisschen Serum vernichtet haben könnte. Zuzutrauen war es ihm. Immerhin, fand ich in der Schublade zwar kein Serum, dafür aber die Pistole des Hauptmanns. Geladen und entsichert. Ich versenkte sie in die Rocktasche.
    „ Sag’s mir Bronstein – wieso gewinnt ihr, wenn wir Recht haben?“
    Jeder Mensch hat Grenzen. Meine war erreicht. Ich stieß Berg den Lauf der Pistole an die Stirn.
    „ Du verwechselst da was Berg. Entscheidend ist nicht woran ich GLAUBE, entscheidend ist was ich WEISS. Und gerade weiß ich,  dass ICH den Finger am Abzug habe. ALSO WO IST DAS ZEUG?“
    Mit der freien Hand begann ich Bergs Taschen abzuklopfen. Er ließ es widerstandslos geschehen. In seiner Rocktasche stieß ich auf etwas Festes, Blechernes – ganz sicher kein Zigarettenetuie.
    Während ich die beiden Blechschachteln aus seiner Tasche zog zerbrach etwas in seinem Blick.
    „ Ich werde zusehen, wie sie dich an die Wand stellen, Bronstein.
    Ich sorge dafür, dass sie dich hetzen wie ein Tier. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue – du wirst deinen Krieg nicht überleben.“
    Das nötigte mir denn doch ein sarkastisches Grinsen ab.
    „ Was soll das? Ein Tier war ich im Lager schon. Und Angst hat man nur vor etwas, das man nicht kennt. 
      Entweder Du nimmst jetzt Deine Fahrkarte nach Hause. Oder jagst Dir endlich eine Kugel in den Schädel.
      Aber falls es doch die Fahrkarte ist, vergiss bloß nicht, dir eine verdammt gute Ausrede dafür einfallen zu lassen, dass es ein dreckiger Saujude war, der sie für Dich gelocht hat.“
      Ich schlug ihn mit dem Pistolenlauf über die Stirn. Er hatte nicht mehr viel, das er in diesen letzten Blick hätte legen können, bevor er kaum hörbar ächzend auf sein Lager zurückfiel.
    An seiner Halsschlagader prüfte ich seinen Puls, versorgte mich anschließend mit etwas frischem Verbandsmull über das ich vorhin im Giftschrank gestolpert war, steckte noch ein Spritzbesteck in meine Tasche - und ging. 
    „ Der Professor braucht Ruhe. Halten Sie die nächsten zwei Stunden alle Störungen von ihm fern.“
    Die Wache nahm die Waffe wieder an sich und versenkte sie ins Halfter am Koppel.
    Ich sah nicht zurück als ich ging. Ich meinte, der Mann, der da durch die Tür nach draußen trat, hatte mehr von Dimitri Bronstein, als von Hauptmann Jakob Weiss. Ich habe mich geirrt.
    Die Wolken, die zusammen mit dem warmen Wind gekommen waren, hatten sich verzogen. Es war sternenklar und kalt.
    Der Mann, der die Toten zum Friedhof karrte, schlief auf  Strohsäcken in einem Verschlag, den man mit dünnen Brettern vom Rest des Stalls abgetrennt hatte.
    Den Sattel, den er kurz darauf dem hellen Pferd auflegte, das der Junge mir dagelassen hatte, müsste er zurückhaben, sagte er.
      Ich bin kein besonderer Reiter. Ich bin nicht auf einem Gut gross geworden, sondern barfuss im Sand. Ich hatte wenig Gelegenheit reiten zu lernen. Der Alte sah es mir an. Ohne seine Hilfe hätte ich nicht einmal aufsitzen können.
    Fünf Uhr morgens. Ein paar Sterne funkelten über dem Horizont der Dächer als ich den Marktplatz überquerte. Dann die Gasse der Bürgerhäuser, die in jene Einfallstraße mündete, an deren Rand wir auf den Galgen mit dem toten Mädchen gestoßen waren.
      Es gibt nicht nur eine Art von Stille. Die Stille auf einem Appellplatz unterscheidet sich von der früh morgens in einer großen Stadt, oder der am Meer, wenn sich

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