Wolke 7 inklusive
heißer Flirt gewesen. Fast schon Liebe. Von beiden Seiten. Aber die war zumindest bei Janine rasch geschwunden, als sich herausstellte, dass Dietmar völlig sorglos in den Tag hineinlebte. Manchmal zur Uni ging, kaum eine Klausur schrieb, auf ihre Kosten lebte – und gern darüber jammerte, dass sie ihn so oft allein ließ, Geld verdiente, ihre Reiseagentur immer weiter ausbauen wollte.
»Dieser Schmarotzer … wie kannst du den ertragen?«, hatte Marion schon nach der dritten Begegnung mit Dietmar gefragt. Aber da war Janine noch verliebt gewesen.
Nun, das war jetzt vorbei. Dietmar war weg – und plötzlich
sah die Welt wieder hell aus. Obwohl draußen die Dämmerung hereinbrach. Ein Griff zum Telefon, Marions Nummer war selbstverständlich ganz oben eingespeichert.
»Was hältst du von Champagner? Im ›Moonlight‹?«
»Halleluja – er ist weg! Und ich bin in zehn Minuten dort.«
»Gib mir zwanzig. Ich muss mich noch ein bisschen frisch machen.«
»Einverstanden. – Bis gleich.«
Janine war tatsächlich in einer knappen Viertelstunde fertig. Die langen, glänzenden Haare trug sie offen. Den Businessdress hatte sie gegen eine seidig schimmernde, cognacfarbene Hose getauscht. Darüber kam eine Longbluse in der gleichen Farbe, darunter ein raffiniertes Nichts aus nougatfarbener Spitze.
Fast gleichzeitig trafen die Freundinnen im »Moonlight« ein. Es herrschte bereits reger Betrieb, denn die Bar wurde auch gerne von jungen Leuten aufgesucht, die hier eine so genannte »Afterworkparty« feierten. Aber allmählich wechselte das Publikum. Die Gäste in korrekter Dienstkleidung – naturgemäß Banker in dunklen Anzügen oder Karrierefrauen im Nadelstreifen-Hosenanzug – wechselten mit Publikum, das schon das richtige Outfit für eine heiße Nacht trug.
Eine Flasche Champagner war schon halb geleert, doch noch wollte bei Janine und Marion nicht die richtige Stimmung
aufkommen. »Nur immer an den Job zu denken ist auch öde«, meinte Marion und zupfte sich den nachtschwarzen Pony zurecht. Ihre Mutter war Einkäuferin für eine elegante Boutique, und so war die Tochter stets topaktuell gekleidet. Und da zurzeit der Stil von Audrey Hepburn total in war, trug Marion zumindest eine Frisur wie einst die bekannte Schauspielerin. Dazu ein enges, weinrotes Seidenkleid, dessen Hingucker der tiefe Rückenausschnitt war.
»Tu ich doch gar nicht«, wehrte Janine ab. »Nicht einmal heute Abend hab ich vom Büro gesprochen.«
»Dich jedoch auch nicht amüsiert. Aber … sieh mal die vier Jungs drüben … das wär doch was für uns, oder?« Diskret sah jetzt auch Janine in Richtung Tür, wo gerade tatsächlich vier extrem gut aussehende Männer eintraten. Schnurstracks kamen sie zur Bar, bestellten ihre Drinks – und schon war klar:
»Die stehen nicht auf Frauen.« Marions Seufzer war unüberhörbar.
»Macht nichts. Komm, trink noch ein Glas.«
»Mögen Sie tanzen?« Ein großer Blonder deutete doch tatsächlich so etwas wie eine Verbeugung vor Marion an.
Schnell rutschte sie vom Barhocker – und ward für eine halbe Stunde nicht mehr gesehen. Janine wurde von zwei älteren Gästen in ein Gespräch verwickelt. Einer war Unternehmensberater, wie er schon im zweiten Satz stolz verkündete, der zweite Metzger. Und sie redeten nur von ihren Jobs!
Na, da konnte sie mithalten! Janine drehte ihren vollen Charme auf, und schon nach kurzer Zeit tauschten sie ihre Visitenkarten aus. »Ich fliege oft in Urlaub. Stressabbau muss einfach sein. Thailand oder die Malediven … es gibt da sicher einen Bonus für mich, oder?« Klaus, der Unternehmensberater, versuchte es mit einem tiefen Blick in Janines Augen.
»Darüber lässt sich reden.« Warum nicht auch hier ans Geschäft denken.
»Ich fliege nie. Aber meine Mutter und ich, wir machen häufiger Kuren im Allgäu. Hast du da auch was im Programm? Weißt du, die Kälte in den Kühlkammern geht mir jetzt schon in die Glieder. Da heißt es vorbeugen, sagt meine Mutter immer.« Gerhard sagte es völlig naiv, und es gelang Janine tatsächlich, ein Lachen zu unterdrücken.
»Dann komm doch einfach mal mit ihr vorbei, vielleicht hab ich ein paar gute Tipps für deine Mutter.« Danach war ihr noch nach einem harten Drink – und ihrem gemütlich warmen Bett.
Marion und ihr blonder Hüne wollten noch weiterziehen.
»Du bist doch nicht sauer?«
»Aber nein. Weißt du doch. Viel Spaß.« Janine zwinkerte der Freundin zu.
»Dir auch. Oder … gehst du
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