Wolke 7 inklusive
schon?«
»Heute ist der Wurm drin. Hab ich doch gewusst.« Janine
zuckte mit den Schultern, dann verlangte sie die Rechnung.
»Du gehst schon?« Gerhard schien ehrlich enttäuscht.
»Ich bin müde. Du weißt doch … so ein Job ist anstrengend. Und ich bin seit sechs auf den Beinen.«
»Ich war schon um vier auf!«
»Dann gratulier ich dir zu deiner Kondition. – Wir sehen uns vielleicht. Viel Spaß noch euch beiden.«
Puh, das war geschafft. Draußen auf der Straße atmete sie erleichtert auf. Doch dann, allein in der Wohnung, überkam sie auf einmal der Weltschmerz. Weinend warf sie sich aufs Bett, vergrub das Gesicht in den Kissen.
Diese Pechsträhne im Privatleben – endete sie denn nie? Sie wollte doch gar keinen Mister Big. Oder einen Mann wie Brad Pitt. Nur einen netten Jungen, mit dem sie Spaß haben, sich unterhalten und die Zeit vertreiben konnte. Na ja, guter Sex wäre auch nicht zu verachten. Und vielleicht auch ein paar ehrliche, tiefe Gefühle …
Verdammt, gab’s denn diesen liebenswerten Durchschnittsmann nirgendwo???
Irgendetwas schrillte in ihrem Hinterkopf. Und kalt war ihr auch. Mit geschlossenen Augen tastete Janine nach dem Wecker. Nein, er war nicht der Urheber dieses penetranten Geräuschs. Das leider nicht aufhören wollte!
Also: Augen auf, die Beine aus dem Bett schwingen …
und entsetzt feststellen, dass sie in den Klamotten eingeschlafen war, die sie im »Moonlight« getragen hatte. Kein Wunder, dass sie fror!
Das Geräusch wurde, wie sie gleich darauf feststellte, vom Telefon verursacht. Halbblind tastete sie danach. »Janine Rehberger … guten Morgen.«
»Hallo, Kleines!« Eine Bassstimme ließ sie zusammenzucken.
»Oliver … was ist denn passiert?«
»Nichts Schlimmes. Nur dass ich überraschend nach New York muss. Du musst dich also in den nächsten vier Tagen allein um Wirbelwind kümmern. Geht das?«
»Aber ja. Mach dir keine Sorgen. Was machst du in New York?«
»Ärztekongress. Ich muss für eine erkrankte Kollegin einspringen. Sie arbeitet seit Jahren hier im Ärztezentrum mit und ist auch immer hilfsbereit. Ich kann sie schlecht hängen lassen.«
»Na, dann – viel Erfolg!«
»Janine?«
»Ja?«
»Du bist schon richtig wach, ja? Und hast alles verstanden?«
»Klar doch. Wirbelwind gehört für vier Tage allein mir. Und du fliegst gleich los. Mach’s gut. Ich fahre noch vor der Arbeit in den Stall, versprochen.«
»Danke, Kleine.« Ein Knacken – Oliver hatte aufgelegt. Und Janine war mit einem Mal hellwach. Seit einem Jahr teilten sie sich ein Pferd, der Chirurg Dr. Oliver Bergstaller und sie. Oliver war ein noch passionierterer Reiter als sie selbst, doch da er nicht die Zeit hatte, sich genügend um sein Pferd zu kümmern, hatte er Janine eine Reitbeteiligung angeboten. Die Lösung war für alle perfekt – vor allem für den sechsjährigen Wallach Wirbelwind, der jetzt doppelt verwöhnt wurde.
Ein Blick auf die Uhr: Es war kurz vor sechs. Sie konnte bequem zum Stall fahren und noch einen kleinen Ausritt unternehmen. Das würde ihren Kopf wieder freimachen!
Sie wusste, dass Oliver es auch oft so hielt. Obwohl er eine eigene Praxis besaß, außerdem ein paar Belegbetten in der chirurgischen Abteilung des Klinikums, nahm er sich Zeit für dieses Hobby. Und er behauptete glaubhaft, daraus viel Kraft zu schöpfen.
Janine hatte ebenfalls schon oft festgestellt, dass die Reiterei wie eine Therapie für sie war. Das Zusammensein mit den Tieren, die frische Luft draußen vor der Stadt – all das tat unendlich gut und ließ sie ihren Frust vergessen.
Auch heute wirkte es wieder, und gut gelaunt schloss sie um neun Uhr ihr Geschäft auf. Der Tag hatte früh, aber schön begonnen. Ein gutes Omen?
Ja, die Geschäfte liefen gut an. Und dann, gegen Mittag, kam die Einladung eines großen Reiseveranstalters: eine Expedientenreise
nach Mallorca! Die Inhaber einiger Reisebüros sollten sich drei der neuen Luxushotels auf der Insel ansehen.
Nun, Janine war nicht euphorisch, schließlich kannte sie die Lieblingsinsel der Deutschen fast so gut wie ihre große Lieblingshandtasche! Aber die Hotels waren neu, für zahlungskräftige Kunden gedacht, die ans Golfen oder an Wellness dachten statt an den Ballermann.
Spontan fiel ihr Klaus ein, der Unternehmensberater. Vielleicht wäre er ein potentieller Neukunde?
Doch erst musste sie Katrin Neumann anrufen. Sie kam dreimal die Woche, half aber in Sonderfällen gern auch häufiger aus. So war sie auch
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