Wolke 7 inklusive
Erziehung.
In der Nacht schlief Janine ziemlich schlecht. Sie träumte wild – mal von Dietmar, der plötzlich auf Mallorca auftauchte und mit ihr eine Bootsfahrt unternehmen wollte. Dann wieder sah sie ihre Freundin Marion, die ein weißes Brautkleid trug und ihr hämisch zulachte. Dann wieder geisterten Ellen van Ehrens und Markus Berger durch ihre Träume – zwei Horrorgestalten, die ihr mit Grimassen Angst einflößten. Aber dann, gerade als sie aufschreien und davonlaufen wollte, kam jemand auf einem weißen Pferd daher, griff nach ihr, hob sie hoch … Ian? War das Ian? Und warum war sie so enttäuscht?
Sie erwachte mit Kopfschmerzen und war froh, dass es draußen noch dunkel war. Dennoch stand sie auf und trat
auf den großzügigen Balkon hinaus, der zu ihrem Zimmer gehörte. Der Mond stand hoch am Himmel, beschien das Land mit silbrigem Licht.
»Vollmond. Kein Wunder, dass ich so ein irres Zeug träume«, murmelte Janine und schlang die Arme um den Körper, denn noch war es kühl. Doch im Osten begann bereits ein rosiger Schimmer aufzuziehen – und wenig später ging die Sonne auf.
Vergessen waren die Albträume der Nacht, fasziniert sah Janine diesem immer wieder mitreißenden Naturschauspiel zu.
Und dann wurde es lebhaft ringsum. Die ersten Mitarbeiter erschienen, auf der Terrasse wurde fürs Frühstück eingedeckt, ein Lieferant erschien und brachte frische Waren.
Jetzt wurde es Zeit, sich zu beeilen! Als Janine zum Frühstück kam, wartete Markus schon auf sie. »Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«
»Gern …«
Sie aßen schweigend, beide aus einem nicht zu benennenden Grund verlegen.
»Ich bin gespannt, wohin Sie mich führen werden«, meinte Janine schließlich.
»Lassen Sie sich überraschen.« Er sah sie prüfend an. »Sie sind doch seefest?«
Kurz runzelte Janine die Stirn. »Klar doch, aber …«
»Nicht fragen. Sonst ist meine Überraschung ja keine mehr.«
»Muss ich etwas Besonderes mitnehmen oder kann ich so bleiben?« Sie trug eine weiße Leinenhose, dazu ein blauweiß geringeltes Top und darüber eine dunkelblaue Leinenbluse.
»Das ist perfekt. Vielleicht noch etwas Warmes … aber das muss nicht sein.« Er sah auf ihre Schuhe und lächelte ihr zu. »Prima, Sie haben flache Schuhe an. Wann können wir losfahren?«
Janine zuckte mit den Schultern. »In zehn Minuten an der Rezeption, einverstanden?«
»Wunderbar. Bis gleich.«
Während Janine in ihr Zimmer zurückging, um noch einen Pulli in ihre Strandtasche zu packen, führte Markus ein kurzes Telefonat. »Hast du alles vorbereitet, José? Wir sind in spätestens einer halben Stunde am Hafen.«
Die Antwort war zufriedenstellend. Markus griff nach einer leichten Windjacke, warf sie sich über die Schultern, nahm einen Picknickkorb – und die Fahrt konnte losgehen!
Es wunderte Janine nicht mehr sehr, dass sie zum Hafen fuhren. In Port de Portals lag eine schnittige Yacht auslaufbereit. José erwartete die beiden Deutschen bereits und hieß sie herzlich willkommen.
»José ist ein guter Freund von mir – und wird uns hoffentlich
dorthin fahren, wo Sie sich nicht so gut auskennen wie auf Mallorca«, meinte Markus Berger.
»Und das wäre – wo?« Janine war begeistert von dem herrlichen Schiff, das keinen Luxus vermissen ließ.
»Wird noch nicht verraten.«
José zog sich zurück. »Ich muss arbeiten – viel Spaß euch beiden.«
Es waren noch zwei weitere Besatzungsmitglieder an Bord, und alle waren beschäftigt, als die Yacht auslief.
Janine und Markus standen an der Reling und sahen hinüber zum Hafen, in dem unzählige große und kleine Yachten ankerten.
»Jetzt will ich aber doch wissen, wohin ich entführt werde«, meinte Janine, als die Insel weit zurückgeblieben war.
»Angst?« Markus nahm ihre Hand.
»Ach was …«
»Dann genießen Sie den Tag. Ein Glas Champagner?« Schon hatte er Flasche und Gläser aus dem Picknickkorb gezaubert. Sie waren allein auf dem Achterdeck, weder José noch die beiden Matrosen waren zu sehen.
Es war eine total verrückte Situation, und Janine fragte sich, ob sie nicht wieder nur träumte. Da saß sie mit einem fast Fremden auf einer Yacht, trank Champagner – und wusste nicht einmal, wohin er sie brachte.
Und dennoch – sie genoss jede Minute. Markus erzählte von Land und Leuten, davon, wie er den alten Gutshof erworben
und umgebaut hatte. Von seinen Freunden auf der Insel, zu denen auch José gehörte.
»Es ist riesig nett von ihm, dass er mit uns den
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