Wolke 7 inklusive
Janine war froh, so nette Gesellschaft gefunden zu haben. Rebecca Hardwich fand, dass diese junge Deutsche sehr gut in ihren Familienclan passen würde – schließlich konnte frisches Blut nicht schaden, und die Kriegstage waren nun auch lange vergessen –, und Ian begann heimlich davon zu träumen, wie es wohl wäre, Janine näher kennen zu lernen. Sie würde sich auf dem Landsitz, den er bewohnte, bestimmt wohl fühlen. Sie mochte Tiere – er besaß vier Reitpferde und eine kleine Schafherde, die die Grasflächen des riesigen Parks kurz hielten. Außerdem gab es noch zwei Jagdhunde, eine alte Katze, Enten auf dem Teich …
Er ertappte sich dabei, dass er sein Zuhause auf einmal wie eine Idylle aus dem Postkartenversand betrachtete. Nein, so war es nicht. Janine war zauberhaft, faszinierte ihn. Und er konnte sie sich gut als Lebenspartnerin vorstellen.
Aber auch Markus Berger dachte über diese Ferienbekanntschaft nach. Allerdings waren seine Gedanken trüb bis wütend. Was fiel diesem blonden Schotten ein, sich an Janine heranzumachen? So ein Milchbubi! Unerfahren war er bestimmt. Verklemmt. Ohne jede Leidenschaft. Was sollte Janine mit so einem? Allerdings schien er über Humor zu verfügen, denn die beiden hatten sichtlich viel Spaß zusammen. Es versetzte Markus einen Stich, wenn er sah, dass Janine und Ian zusammen lachten.
Zwei Tage und zwei Abende später, in denen er immer
wieder versucht hatte, die Zusammentreffen von Janine und Ian zu stören, passte er Janine endlich mal wieder allein ab. »Sie fühlen sich wohl bei uns, hoffe ich. Haben Sie schon Anschluss gefunden?«
»Aber ja!« Unbekümmert lachte sie ihn an. »Sie haben doch sicher gesehen, dass ich oft mit der alten Schottin und ihrem Enkel zusammen bin.«
»Das … das genügt Ihnen?« Verdammt, das war eine unpassende Frage! Er murmelte schnell eine Entschuldigung.
»Warum nicht?« Janine warf die Haare mit einer für sie typischen Bewegung in den Nacken. »Rebecca ist eine reizende, sehr lebenskluge alte Dame, und Ian ist ausgesprochen süß.«
»Aha. Süß.« Das klang bitter und ironisch.
»Ja. Sehr klug, liebenswert, unterhaltsam …«
»Sie singen ja ein richtiges Loblied auf ihn.«
»Er hat’s verdient.« Ein Blick aus unergründlich tiefen Augen traf ihn. Ein Blick, der seinen Herzschlag beschleunigte.
»Janine, ich würde gern …«
»Ja?«
Himmel, wie konnte man so arrogant dreinsehen! Dabei war sie einfach wunderschön! Ihre Augen … der Mund … Markus musste schlucken.
»Ich würde Ihnen gern etwas zeigen – erinnern Sie sich, ich hatte Ihnen einen Ausflug versprochen.«
»Ach ja, stimmt. Aber haben Sie denn Zeit?« Jetzt war unverhohlener Spott in ihrem Blick. Dass sie ihn nicht unverblümt fragte, ob er keinen Ärger mit Ellen bekäme, war alles.
»Natürlich hab ich Zeit. Bestimmen Sie den Tag.«
»Morgen«, sagte sie spontan. Mal sehen, wie er darauf reagiert, dachte sie. Ob die süße Ellen mit dem Paris-Hilton-Look und dem dazu passenden Schmollmund ihm wohl so schnell freigeben würde?
»Einverstanden. Können wir schon um acht Uhr losfahren?«
»Von mir aus – kein Problem.«
»Danke. Ich freu mich jetzt schon.«
»Ich mich auch.« Ihr Lächeln war jetzt ohne Spott, von dieser Herzlichkeit, die ihn verzauberte.
An diesem Tag wunderten sich die Hotelangestellten über die gute Laune des Chefs. In den letzten beiden Tagen war er ziemlich unausstehlich gewesen – was, wie Insider vermuteten, wohl mit der kapriziösen Ellen zusammenhing, die viel zu präsent war und ganz offensichtlich die Harmonie im Haus störte.
Ian war enttäuscht, als Janine ihm erklärte, dass sie am kommenden Tag nicht im Hotel sei. »Schade. Ich hatte gedacht, wir könnten zum Golfen gehen. Sie können doch Golf spielen?«
»Ein bisschen. Mein Handicap ist schlecht, aber ich hab ja
auch nur wenig Zeit für diesen Sport.« Sie lachte. »Auf dem Pferderücken fühle ich mich wohler.«
»Da kann ich nicht mithalten, tut mir leid.« Er lachte leise. »Versuchen wir es also auf dem Golfplatz.«
»Übermorgen komme ich gern mit.« Sie legte ihm kurz die Hand auf den Arm.
»Wunderbar. Ich freu mich. Aber jetzt muss ich mich entschuldigen.«
Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen ging Janine zurück zum Pool, wo Ian und seine Großmutter es sich im Schatten von zwei Palmen bequem gemacht hatten. Zu gern hätte Ian gewusst, was der Hotelier von Janine gewollt hatte, aber das zu fragen verbot ihm die gute
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