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Wolke 7 inklusive

Wolke 7 inklusive

Titel: Wolke 7 inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius Nora
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und als Oliver Bergstaller fragte, ob sie ein paar besondere Figuren reiten wollten, stimmten alle zu.

»Übernimm ruhig die Rolle des Reitlehrers«, lachte eine junge Frau. »Wir ordnen uns gern unter.«
    »Dann sitz gleich mal gerade – Fersen runter«, kommandierte Oliver, aber sein amüsiertes Grinsen nahm den Worten die Schärfe.
    Eine halbe Stunde hielt Bert durch, dann erklärte er: »Ich hab genug für heute. Euch noch viel Spaß.« Er saß ab, führte seinen Schimmel hinaus und versorgte ihn mit fliegenden Fingern. Noch ein prüfender Blick in Richtung Halle – alle schienen noch gut beschäftigt zu sein.
    Ohne darauf zu achten, dass der Regen ihn völlig durchnässte, lief Bert zu den Parkplätzen. Die beiden Lampen, die das Gelände erhellten, waren mit ein paar Steinwürfen außer Funktion gesetzt, so dass es dunkel war.
    Mit fliegenden Fingern griff der Mann nach Spezialwerkzeug, beugte sich über das Auto des Arztes – und ohne dass die Alarmanlage losging, ließ der Wagen sich öffnen.

    »Na also – geht doch noch«, grinste Bert, während er sich die Arzttasche schnappte, die im Kofferraum lag. Mit langen Sätzen rannte er zu seinem Fahrzeug.
    »Hallo, was machen Sie da? Stehen bleiben!« Die helle Stimme ließ ihn zusammenzucken. Er duckte sich hinter einen Geländewagen und spähte in die Runde. Und sah – Marion Klausner! Sie schien gerade erst gekommen zu sein, denn bisher hatte er sie nicht gesehen. Jetzt ging sie zurück zu ihrem Wagen, schaltete die Scheinwerfer an …
    »Verdammt!«, zischte Bert.
    Langsam glitt er von Wagen zu Wagen, hielt sich im Schutz der Dunkelheit. Und wirklich gelang es ihm, sich von hinten an Marion heranzupirschen.
    Sie spürte den Schlag fast nicht, der sie zu Boden streckte. Sie merkte auch nicht, dass Bert ihr noch die Tasche entriss. Alles um sie herum war dunkel – bis auf die Wagenscheinwerfer.
    Leise, mit gedrosseltem Motor rollte wenig später Bert Schraders Wagen vom Hof.
    Eine halbe Stunde später.
    Oliver Bergstaller wurde unruhig. Wo blieb Marion nur? Sie hatte herkommen, eventuell sogar ein paar Runden auf seinem Pferd drehen wollen, das lammfromm und auch für einen ungeübten Reiter zu handhaben war.
    »Janine hat mich nie überreden können, reiten zu lernen«, hatte sie einige Tage zuvor gesagt, »du schaffst es.«

    »Weil ich es mir gut vorstellen kann, mit dir durch die Gegend hier zu reiten. Oder Ferien am Meer zu machen. Weißt du, was es für ein tolles Gefühl ist, wenn die Gischt aufspritzt, wenn man durchs Wasser galoppiert?«
    »Geil, ja?«
    »Na gut. Geil.« Er grinste. Manchmal merkte er doch, dass er um einiges älter war als Marion. Aber es störte sie beide nicht. Was für ein glücklicher Mann war er doch!
    »Gert, könntest du mal kurz halten? Ich will nachsehen, ob Marion schon da ist.« Er drückte einem jungen Mann die Zügel in die Hand und ging hinaus. Die Unruhe, die ihn auf einmal erfüllte, hätte er sich selbst nicht erklären können.
    Er schaltete das Außenlicht an, das auch den hinteren Teil des Gutsgebäudes erhellte und bis zum Parkplatz reichte. Noch zehn Schritte – da sah er ihren Wagen! Mit aufgeblendeten Scheinwerfern stand er da.
    »Marion!« Panik schwang in seiner Stimme mit. Die vage Unruhe, die ihn erfüllt hatte, war zur Gewissheit geworden: Marion war etwas zugestoßen!
    Noch ein paar suchende Schritte nach rechts und links – und er entdeckte die zusammengesackte Gestalt, die hinter einem alten Kastenwagen lag.
    »Marion! Liebes!« Sein Schrei durchdrang die Stille, aber die junge Frau hörte ihn nicht. Erst als er sie sanft an der Schulter berührte, sie dann vorsichtig ein wenig zur Seite
drehte und nach ihrem Puls tastete, kam ein kleiner Schmerzenslaut über ihre Lippen.
    Oliver atmete auf, nachdem er sie flüchtig abgetastet hatte. Gebrochen war wohl nichts, er durfte sie bewegen, ohne befürchten zu müssen, sie noch schwerer zu verletzen. Zärtlich nahm er sie in die Arme, küsste sie, bis sie tatsächlich die Augen aufschlug.
    »Was ist … passiert?«
    »Du bist niedergeschlagen worden. Die Beule an deinem Kopf ist zwar ziemlich gewaltig, aber es ist nichts Schlimmes. Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen?« Er schwankte zwischen liebevoller Besorgnis und professioneller Sachlichkeit.
    »Mein Kopf … irgendwer hämmert darin herum – aber sonst geht’s ganz gut. Kann ich jetzt aufstehen?« Sie versuchte sich in einem Lächeln, das aber kläglich misslang, als sie sich

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