Wolke 7 inklusive
nicht. Ich schon.« Er zog sie an sich. »Ich will nicht gestört werden, wenn ich dich küsse.«
Oder will er nicht mit mir gesehen werden? Wieder diese kleine, Zweifel aussäende Stimme im Hinterkopf. Janine
versuchte sie zu ignorieren. Sie wollte den Tag genießen, das Zusammensein mit Markus.
Selbst wenn er morgen wieder zu Ellen zurückginge, wenn das Zusammensein mit ihr für ihn nur ein Spiel wäre – sie würde die Stunden mit ihm nie vergessen! Obwohl sie ihn noch gar nicht gut kannte, war sie sicher, dass er genau der Mann war, der zu ihr passte. Der Mensch, der sie selbst vervollständigte.
Himmel, du denkst wie eine Liebesromanautorin, sagte sie sich im nächsten Moment. Kitschig ist das ja! Aber es war genau das, was sie fühlte.
»Komm, hier ist es ideal«, sagte Markus und zog sie in den Schatten einer Düne, die seitlich mit hartem Gras bewachsen war, das sich jetzt sanft im Wind wiegte. Eine dünne Decke war rasch ausgebreitet. Janine hockte sich hin, sah sich um – niemand war zu sehen. Sie kam sich vor wie in einer kleinen Oase, geschützt vor den neugierigen Blicken der anderen Strandbesucher.
»Wie lange hab ich dich nicht mehr geküsst?« Markus beugte sich über sie. »Mindestens eine halbe Stunde lang nicht.«
»Das ist sträflich!«
»Stimmt genau. Lass es mich wiedergutmachen.«
Janine hob die Arme, legte sie um seinen Hals und zog den Mann so sacht zu sich. Es war eine höchst ausgiebige »Wiedergutmachung«, die nun folgte.
Die Sonne stand schon tief im Westen, als sie Menorca wieder verließen. José empfing sie lächelnd auf seinem Boot. »Hattet ihr einen schönen Tag?«
»Wunderschön!« Janine lächelte ihm zu. »Ich danke Ihnen, dass Sie uns hergefahren haben. Menorca ist wunderschön.«
»So wie Sie.« Der Spanier lachte sie an. »Markus ist ein Glückspilz.«
»Nur kein Neid, mein Lieber! Deine Conchita ist eine Traumfrau!«
»Ich weiß. Aber das hindert mich nicht, einer schönen Touristin Komplimente zu machen. Das tun wir doch alle, mein Freund, nicht wahr?«
Es war eine harmlose Bemerkung – und doch riss sie Janine aus ihrem rosaroten Traum. Denn José hatte indirekt etwas anklingen lassen: Sie war eine Touristin. Eine Frau, die man für eine kurze Zeit begehren und verehren konnte. Dann flog sie heim – und wurde vergessen.
Ihr Gesicht bekam einen harten Zug. Nein, sie würde sich nicht verletzen lassen! Sie würde die Tage mit Markus genießen – und ihn dann abhaken. So, wie er es mit ihr täte und wohl auch mit vielen anderen getan hatte. Er war ein Womanizer, ein Frauentyp. Dazu erfolgreich und gut aussehend. Der geborene Playboy eben!
Mit langen, erregten Schritten ging Ellen auf und ab. Die hochhackigen Stilettos klapperten auf dem Pflaster der
Uferpromenade. Immer wieder sah Ellen auf die Uhr. Wo, zum Teufel, blieb Markus nur?
Ein Mitarbeiter hatte ihr verraten, dass der Chef sich heute einen freien Tag gönnte. Doch was er vorhatte, war auch durch das beste Trinkgeld nicht herauszufinden gewesen.
Ellen war wütend. Immer deutlicher spürte sie, dass Markus ihr entglitt. Dabei war er genau der Mann, den sie sich an ihrer Seite wünschte. Markus sah gut aus, konnte sich in jeder Lebenslage souverän benehmen, kannte viele Promis – was in Ellens Augen von besonderem Wert war.
Zwei junge Männer versuchten sie anzusprechen, Ellen reagierte mit einem arroganten Schulterzucken. No-Name-Touristen waren nun wirklich das Uninteressanteste, was sie sich vorstellen konnte.
Sie kramte in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel – da hörte sie, dass ein Schiff den Hafen ansteuerte. Wieder ein paar Schritte in Richtung Mole … ja, das war die Yacht von José! Ihr Vater hatte das Boot erst im vorigen Jahr in seiner Werft generalüberholt.
»Da sind sie ja endlich wieder!« Einer der Hafenarbeiter sah auf die Uhr. »Viel später als angekündigt.«
»Das macht doch nichts! José hat nach nichts zu fragen«, antwortete ein Kollege.
Ob José doch allein eine Tagestour unternommen hatte? Ellen kniff die Augen zusammen, um die Gestalten, die jetzt an die Reling traten, besser erkennen zu können.
»Nein!« Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Das durfte ja wohl nicht wahr sein. Eine Frechheit! Eine Unverschämtheit von Markus, die sie ihm heimzahlen würde! Bei ihr tat er so, als hätte er jede Menge Stress im Hotel, und jetzt – jetzt war er mit diesem Flittchen unterwegs! Wie konnte er nur!
»Das ist geschmacklos!
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