Wolke 7 inklusive
Niederträchtig!« Ellen hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Die Wut drohte ihr die Atemluft zu nehmen.
Und dann waren sie schon am Kai – Markus legte seinen Arm um diese Janine, die jetzt zärtlich zu ihm aufsah und ihn küsste.
»Loslassen! Lass ihn in Ruhe, sag ich dir!« Mit drei langen Sätzen war Ellen bei dem verliebten Paar und riss Janine so ruckartig von Markus los, dass sie taumelte und hingefallen wäre, wenn José, der das Schiff ebenfalls bereits verlassen hatte, nicht geistesgegenwärtig ihren Arm ergriffen und sie festgehalten hätte.
»Was soll das? Ellen, reiß dich gefälligst zusammen!« Wütend sah Markus die junge Frau an.
»Du hast mir gar nichts zu sagen! Du gemeiner, hinterhältiger Betrüger! Wie kannst du nur so gemein sein!« Ellens Emotionen schwankten zwischen Zorn, Enttäuschung und Trauer. In ihren Augen schimmerten Tränen. Sie wird nicht losheulen, schoss es Markus durch den Kopf. Das hält ja ihr Augen-Make-up nicht aus.
»Du hast nicht das geringste Recht, dich so aufzuspielen, also komm mal wieder runter.«
»Das hättest du wohl gern, was? Willst mir den Mund verbieten? Aber nicht mit mir, mein Lieber! Da hast du dich geschnitten! Das macht man mit einer Ellen van Ehrens nicht! Büßen wirst du das, ich schwör es dir!«
Kopfschüttelnd sah der Mann ihr nach, wie sie auf unsicheren Beinen zu ihrem Sportwagen hetzte, den sie gleich unter einem Halteverbotschild geparkt hatte. Den Strafzettel, der hinter der Windschutzscheibe steckte, warf sie in hohem Bogen auf die Straße.
Laut röhrte der Motor auf, und ohne auf Passanten zu achten, raste Ellen davon.
»Hoffentlich passiert ihr nichts«, murmelte José, der Janine immer noch am Arm stützte.
Janine war der Auftritt, der natürlich sein Publikum gehabt hatte, unendlich peinlich. »Lass uns gehen«, bat sie Markus.
»Natürlich. Wir fahren gleich ins Hotel. Obwohl … ich hatte mir den Ausklang des Tages anders vorgestellt. Es tut mir sehr leid.«
»Schon gut«, murmelte sie. Und war erleichtert, als sie endlich im Wagen saßen und in Richtung Hotelanlage fuhren.
Lange war es still im Wagen. Markus hatte Mühe, seinen Zorn auf Ellen zu beherrschen, und Janine fragte sich, ob
die beiden nicht viel enger miteinander verbunden wären, als Markus zugegeben hatte. Ellen machte doch nicht umsonst so einen Aufstand!
Als das Hotel in Sicht kam, atmete sie auf.
»Wollen wir gleich zusammen essen?« Markus legte ihr die Hand auf den Arm. Sonnenwarm war ihre Haut noch, und er spürte gleich wieder die Erregung in sich aufsteigen. Es durfte einfach nicht sein, dass Janine sich jetzt von ihm zurückzog.
Aber da sagte sie auch schon: »Ich wäre jetzt lieber allein. Sei nicht bös …«
Hart biss er die Zähne zusammen. Sie sah, dass sein Unterkiefer mahlte. Abrupt bremste er vor dem Hoteleingang, half ihr aus dem Wagen und warf dem Pagen wortlos die Schlüssel zu. »Wir müssen reden, Janine, bitte!« Eindringlich sah er sie an.
»Was sollen wir darüber reden? Der Auftritt spricht für sich.« Traurig zuckte sie mit den Schultern. »Ich denke, diese Ellen hat sich nicht grundlos so aufgeführt. Ihr beide seid …«
»Ja, ja, ich geb’s ja zu!«, fiel er ihr ins Wort. »Wir hatten eine Affäre. Mehr aber nicht. Sie hat wohl mehr hineininterpretiert als ich.«
»Du machst es dir zu leicht«, murmelte Janine. »Bitte, lass mich jetzt allein.« Und schon war sie in der Hotelhalle und ließ sich ihren Schlüssel geben.
Hilflos sah Markus ihr hinterher. Janine – wie gern hätte er sie in die Arme genommen, sie geküsst und ihr gesagt, dass er nur sie allein liebte.
Liebte? War es wirklich Liebe, was er für sie empfand? Echte Liebe? Nicht nur ein flüchtiger Rausch, den er schon so oft empfunden hatte – und der dann bitterer Ernüchterung gewichen war? Unversehens stiegen Zweifel in ihm auf.
Wie lange sie auf ihrem Bett gelegen, erst geweint und dann die berühmten Löcher in die Luft gestarrt hatte, wusste Janine nicht. Es war schon dunkel, als sie sich endlich aufraffte, ins Bad ging und ihr verweintes Gesicht wusch.
»Blöde Gans«, schalt sie sich. »Wie kannst du dich von diesem Blondchen so ins Bockshorn jagen lassen?«
Sie presste die Lippen zusammen und starrte eine Weile ihr Spiegelbild an. »Nein, nicht mit mir«, erklärte sie ihrem eigenen Ich dann. »So leicht lasse ich mich nicht ausbooten!«
Schnell war sie geduscht und frisch geschminkt. Das Haar war zwar noch ein wenig
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