Wolke 7 inklusive
Hausmädchen vorbei, stieß dabei eine Vase vom Tisch – und ignorierte das aufgeregte Schimpfen der Spanierin.
Wie sie durch die Halle und bis zu ihrem Wagen gekommen war, hätte Ellen später nicht mehr zu sagen vermocht. Vor ihren Augen tanzten rote Schleier. Sie hätte laut schreien mögen vor Wut. Und nur einem Rest von Verstand war es zu verdanken, dass sie ihre Emotionen noch ein wenig unter Kontrolle behielt. Erst als der schwere Motor des Sportwagens aufheulte, als sie mit Vollgas die Auffahrt hinunterbrauste, gestattete sie sich lautes Brüllen.
Aber diese Schreie gingen unter im Dröhnen des Motors.
»Sag mir, dass das eine Fata Morgana war.« Steffen Mausert,
der eine kleine Pause einlegen konnte, kam zu Kerstin an die Rezeption. »Spinnt die?«
»Die tobt vor Eifersucht.« Kerstin grinste. »Ich glaube, unser Boss ist ernsthaft verliebt. Und das nicht in Ellen-Darling. Da helfen ihr auch die Millionen des Papas nicht.«
»Dabei ist sie eine tolle Frau – wenn man allein die Figur betrachtet …«
»Das weiß ich. Das musst du mir nicht sagen, dass sie schlanker ist als ich«, fauchte Kerstin. »Wenn sie dir gefällt – kannst ja ihren Seelentröster spielen.«
Er grinste. »Jetzt kehrst du wieder den weiblichen Othello raus, Süße. So hab ich das doch nicht gemeint.«
»Wie denn dann?« Kerstins Augen schossen Blitze.
»Ich dachte doch nur, dass sie eigentlich …«
»Hör auf zu denken«, fiel sie ihm ins Wort.
»Ist ja schon gut.« Er hob abwehrend die Hände. »Kratz mir nicht gleich die Augen aus, nur weil ich sage, dass ich eine andere Frau attraktiv finde. Das war doch ganz neutral dahingesagt.«
Kerstin schüttelte den Kopf. »Kein Mann sagt so was ›neutral‹. Das ist ja schon ein Widerspruch in sich.«
»Himmel, du bist heute mal wieder empfindlich! Und diese Haarspaltereien hör ich mir einfach nicht länger an.« Er wollte an ihr vorbeigehen, aber da roch er den Duft ihres Parfüms, diesen zarten Mix aus Limetten und Jasmin. »Du bist eine Hexe«, flüsterte er und nahm sie in die Arme.
»Nicht hier …« Sie war schon wieder versöhnt und schmiegte sich eine Sekunde an ihn.
»Wo denn dann? Ich hab noch Zeit.« Er verstand sie absichtlich falsch.
»Koch müsste man sein!« Sie bog sich in seinen Armen zurück. »So was von disziplinlos …«
»Aber kreativ.« Er lachte und zog Kerstin einfach hinunter zum Boden. Und dort wurde der Kuss sehr, sehr intensiv und lang.
»Hallo … ist niemand da? Ian, wo ist denn die nette, junge Lady?« Rebecca Hardwichs Stimme war unverwechselbar.
Schon wollte Kerstin aufstehen, aber Steffen hielt sie fest. Grinsend legte er den Finger auf die Lippen.
»Ich hol dir deine Zeitung, Grandma. Geh schon mal rüber zur Terrasse.«
»Vielleicht kommt Janine auch gleich.« Die alte Schottin fand die Vorstellung, dass die liebenswerte Deutsche und ihr Enkel ein Paar werden könnten, wunderbar.
Ian griff nach ein paar Zeitschriften, die links von der Rezeptionstheke lagen. Ein Journal rutschte hinter die Theke, und Kerstin sackte das Herz tiefer. Wenn Ian jetzt herkäme, um die Zeitung aufzuheben, und sie dabei entdeckte …
Nein, er ging weg. Endlich!
»Das war knapp. Mach so was nie wieder. Du bringst mich in Teufels Küche«, schimpfte sie, aber es klang höchst liebevoll.
Steffen lachte. »Du weißt doch, alles, was verboten ist, macht besonderen Spaß. Deshalb …« Und schon bekam sie noch einen Kuss, dann trollte er sich wieder in sein Reich der Töpfe und Pfannen.
An diesem Morgen warteten Ian und Rebecca Hardwich vergeblich auf Janine. Als sie Markus Berger entdeckten, winkte ihn die alte Dame heran. »Bitte entschuldigen Sie, Herr Berger, aber … ich vermisse Miss Janine. Wissen Sie zufällig, wo sie ist?«
»Ich hab sie eben zum Flughafen gebracht. Sie musste dringend nach Hause zurück«, erklärte Markus.
»Nach – Deutschland zurück? Das ist schade. Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert.« Ian bemühte sich, nur höfliches Interesse zu zeigen.
»Ich denke, dass es nicht allzu schlimm ist«, erwiderte der Hotelier. »Ihnen noch einen angenehmen Tag.« Eine kleine Verbeugung, dann zog er sich zurück. Das fehlte noch, dass er diesem Schotten, der viel zu viel Interesse an Janine gezeigt hatte, nähere Infos gab!
Der Tag war strahlend schön, doch Markus konnte der reizvollen Landschaft, in der sein Hotel lag, heute nichts abgewinnen. Nicht einmal die vielen lobenden Worte, die ihn erreichten, weil das
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