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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Hölle heißmachen lassen, und andererseits soll ich es meinen Kunden recht machen. Die wollen individuelle Aufnahmen aus unmittelbarer Nähe von den Walen machen und verweisen auf Konkurrenten mit weniger Skrupeln, bei denen sie die Viecher buchstäblich streicheln können.«
    »Nun …«
    »Erinnerst du dich, dass wir auch so nahe wie möglich an sie herankommen wollten, als wir drei, Connor, du und ich, mit dem Boot rausgefahren sind? Connor machte es ungeheuren Spaß, die Hand über das Blasloch zu halten …«
    »Er sagte immer, er könne die warme Luft spüren.«
    »Niemand schaffte es, so nahe an sie heranzukommen wie Connor.«
    »Stimmt. Niemand.« Das blaue Wasser der Bucht glitzerte, und als Liam mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne spähte, meinte er den Rücken eines weißen Wales zu erkennen, eines Beluga, der ungefähr fünfzig Meter entfernt an die Oberfläche kam. Plötzlich erinnerte er sich wieder an die Zeit, als er zwölf, Jude elf und Connor neun Jahre alt gewesen war. Drei Jungen, die den ganzen Sommer vor sich hatten …
    »Der Bursche beherrschte ihre Sprache. Die Sprache der Wale, das ist eine Tatsache. Und als ich …«
    Liam unterbrach ihn. »Kein Mensch ist in der Lage, mit Walen auf verbaler Ebene zu kommunizieren. Hör mal, ich bin aus einem bestimmten Grund hier, es geht um eine Charterfahrt.«
    »Was – du willst ein Walbeobachtungsboot chartern? Das ist ja mal was ganz Neues.« Jude versuchte, seine verletzten Gefühle hinter einer sarkastischen Bemerkung zu verstecken. Liam nahm es unwidersprochen hin; er wollte weg vom Kai, zurück in sein dunkles Büro, weg von jeglicher Art von Jagd auf den weißen Wal.
    »Ich doch nicht! Es geht um eine Charterfahrt anlässlich eines Geburtstages – Rose Malones Geburtstagsparty.«
    »Ah ja. Jetzt am Samstag. Lily hat das große Boot für den Vormittag bestellt. Von neun bis elf. Was ist damit?«
    »Wer ist der Skipper?«
    »Der Skipper? Keine Ahnung. Mal sehen – sechzehn kichernde, kreischende Mädchen und ihre Mütter? Ich schätze, derjenige, der das kurze Streichholz zieht. Warum?«
    »Tu mir bitte einen Gefallen. Mach du den Skipper.«
    Jude starrte ihn an – eine Augenbraue pathetisch hochgezogen, um sie dann wieder zu senken. Er schien auf die Pointe des Witzes zu warten. Als sie ausblieb, sagte er: »Ich arbeite samstags nie. Das ist die einzige Vergünstigung, die ich mir als Eigner der Flotte und Nummer eins der Nahrungskette herausnehme.«
    »Ich bitte dich um einen Gefallen, Jude. Es ist wichtig.«
    »Warum?«
    »Weil du der Beste bist, weil du mit keiner Wimper zuckst, was auch passiert, und weil du weißt, was im Notfall zu tun ist. Rose muss sich in Kürze einer Herzoperation unterziehen. Ich glaube nicht, dass es ein Problem geben wird …«
    »Ihre Mutter hat mir bereits versichert, dass kein Grund zur Besorgnis besteht.«
    »Gut. Aber trotzdem.«
    Jude blinzelte. »Was soll das überhaupt? Ist Rose Malone vielleicht das Kind einer deiner heimlichen Liebschaften? War da was mit Lily? Hast du es vielleicht mit Miss Unnahbar vor zehn Jahren getrieben und entwickelst plötzlich Beschützerinstinkte?«
    Liam schüttelte lächelnd den Kopf. Sollte Jude doch denken, was er wollte, Hauptsache, er konnte ihm die Vorstellung schmackhafter machen, selbst am Ruder des Bootes zu stehen. Die Leute hatten sich stets über Lily Malone und seine langjährige Beziehung zu ihr den Kopf zerbrochen.
    »Also, was ist?«
    »Was ist mit der Haftung? Sollte das Mädchen an Bord Probleme bekommen …«
    »Wird sie nicht, da bin ich mir sicher. Bei der bevorstehenden Operation handelt es sich um eine reine Routineangelegenheit, die den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern soll. Abgesehen davon, wenn du das große Boot nimmst, gibt es keinen schnelleren Weg, sie notfalls zum nächsten Hubschrauber-Landeplatz zu schaffen.«
    »Prima. Du machst mich nervös. Vielleicht sollte ich die ganze Sache abblasen.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen. Kommt nicht in Frage, dass du Rose den Geburtstag verdirbst.«
    »Du bist eine Nervensäge, weißt du das? Und so was nennt sich Cousin …«
    Damit wusste Liam, dass Jude bei Roses Geburtstagsparty am Steuer des Walbeobachtungsbootes stehen würde. Sich mit einem Winken verabschiedend, ging er über den langen Kai in Richtung Marktplatz, wo sich die Statue des Fischers befand – vorbei an der Stelle, an der er vorhin mit Rose gestanden hatte. Er spürte, wie ihm ein Schauer über den

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