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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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zu begrüßen.
    »Ich hatte geschäftlich in der Gegend zu tun.«
    »Was du nicht sagst. In Hubbard’s Point?« Sie blickte um sich – Strand, Felsen, Salzwasser, Rosen, Wunschbrunnen. »Hier gibt es nicht viele Geschäfte.«
    »Nicht direkt Hubbard’s Point. Black Hall, Silver Bay und Hawthorne. Ich habe Kunden an allen drei Orten.«
    »Was sagt man dazu, du bist ja richtig erfolgreich! Drei der wohlhabendsten Kleinstädte an der Küste von Connecticut. Aber du wusstest schon immer, wie man Leute um den Finger wickelt.« Sie spürte, wie ihr die Worte auf der Zunge brannten. Während der Ermittlungen hatte sie ihn, das war aktenkundig, mit einem Raubtier auf zwei Beinen verglichen und ihm unterstellt, dass Mara nichts weiter als eine Trophäe in seiner Sammlung gewesen sei.
    »Ja, ich bin erfolgreich.« Er starrte sie an, unfähig, sich die Gelegenheit zu einem Kräftemessen entgehen zu lassen. Edward sah in allem eine Herausforderung. Sie wusste, dass sie ihn binnen zehn Sekunden zur Weißglut bringen konnte, wenn sie diese Knöpfe drückte. Doch sie verkniff sich die Genugtuung, zählte bis zehn und lächelte.
    »Deine Mutter muss sehr stolz auf dich sein. Dass du etwas aus dir gemacht hast.«
    Seine Kiefermuskeln mahlten. Meine Güte, war dieser Mann leicht zu durchschauen. Maeve konnte beinahe sehen, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten. Sollte er sie mit einem Schlag durch das Fensterglas katapultieren oder sein Eliteuniversitäts-Gehabe fortsetzen? Sie würde sich hüten, ihn darauf hinzuweisen, dass dieses Gehabe aufgesetzt war. Dass Mara seine Lügenmärchen über Harvard und die Columbia Business School aufgedeckt hatte. Bedauerlicherweise fielen sie in seinem Beruf als Börsenmakler nicht ins Gewicht. Schade, dass man ihn nicht von der Anwaltskammer ausschließen, Privilegien streichen oder auf irgendeine andere Weise zur Rechenschaft ziehen konnte.
    »Sie ist in der Tat stolz«, erwiderte er.
    »Kann ich mir vorstellen. Deine neue Frau bestimmt auch.« Maeve dachte an Patricks Worte, dass die zweite Ehe ebenfalls in die Binsen gegangen war. Edward zuckte zusammen.
    »Und, wie ist es dir so ergangen?«, fragte er, den Köder verschmähend.
    Maeve lächelte milde und schwieg.
    Er wartete. Als ihm klarwurde, dass sie nicht zu antworten gedachte, nickte er brüsk, als hätte er die Frage überhaupt nicht gestellt. Sie standen sich gegenüber wie Gegner in einem Duell. Woher hatte er den Nerv, ausgerechnet hier aufzutauchen? An dem Ort, an dem Mara das letzte Mal lebendig gesehen wurde? Maeves Aufmerksamkeit schweifte ab, zu der einzigen flachen Stelle am anderen Ende des Gartens, die Platz bot, um ein Zelt aufzustellen.
    Es hatte eigentlich auf der Grenzlinie zwischen ihrem und Claras Grundstück gestanden. Ein hübsches, gelb-weiß gestreiftes Zelt für Maras und Edwards Hochzeit, die vor elf Jahren stattgefunden hatte, genau in diesem Monat. Drinnen hatte es Tische mit blassgelben Tischdecken gegeben, weiße Holzstühle, Vasen mit Wildblumen und Rosen aus Maeves und Claras Garten und ein Streichquartett.
    Sämtliche Einwohner von Hubbard’s Point waren erschienen: Maras langjährige Freundinnen Bay McCabe, Tara O’Toole, Dana und Lily Underhill und all die anderen inzwischen erwachsenen Kinder des Points. Maeve hatte Kollegen aus ihrer ehemaligen Schule – pensionierte Lehrer und solche, die noch an der Black Hall High tätig waren wie die Direktorin – und ihre frühere Zimmergenossin vom Connecticut College eingeladen, die von New York hergeflogen war. Außerdem waren Freunde ihres verstorbenen Sohnes und ihrer Schwiegertochter gekommen. Auch Aida Von Lichen, die Schwester von Johnny Moore, war gekommen und seine Tochter Stevie, bei der Mara als Kind Malunterricht genommen hatte, hatte ein Liebesgedicht ihres Vaters vorgelesen.
    Auf Edwards Seite hatte weniger Andrang geherrscht. Das hätte ihr eigentlich zu denken geben sollen, wie sie nun wusste. Doch damals war das nur ein weiterer Grund gewesen, Mitleid für ihn zu empfinden. Seine Schwester hatte sich nicht freinehmen können, seine Mutter war an Lungenentzündung erkrankt, und sein Vater hatte das Geld für den Flugschein, das Edward ihm geschickt hatte, für Schnaps ausgegeben. Ein trauriges Kapitel; deshalb hatte sich Mara ein Bein ausgerissen, um dafür zu sorgen, dass ihre und Maeves Freunde ihn in ihren Kreis aufnahmen und ihm mit besonderer Aufmerksamkeit begegneten.
    Solche Gedanken gingen Maeve durch den Kopf, als sie

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