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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Meuterei auslösen. In den verborgenen Chroniken wurde über sechs Meutereien berichtet. Ein halbes Dutzend in über dreitausend Jahren war vielleicht nicht sehr viel, aber jede Meuterei hatte damit geendet, daß die Amyrlin zurückgetreten war und der gesamte Saal mit ihr. Lelaine wußte das, und Romanda wußte es ebenfalls. Lelaine war fast vierzig Jahre lang eine Sitzende gewesen, mit Zugriff auf alle verborgenen Geschichtsüberlieferungen. Romanda hatte, bevor sie zurückgetreten war, um sich aufs Land zurückzuziehen, wie es viele Schwestern im Alter taten, so lange einen Sitz für die Gelben innegehabt, daß einige behaupteten, sie hätte genauso viel Macht gehabt wie jede Amyrlin, unter der sie diente. Es war kaum bekannt, daß jemand ein zweites Mal gebeten wurde, eine Sitzende zu werden, aber Romanda war ein Mensch, der Macht nach Möglichkeit nicht aus der Hand gab.
    Nein, sie waren nicht blind. Sie hatten nur Angst. Jedermann hatte Angst, sie eingeschlossen, und selbst Aes Sedai dachten nicht immer vernünftig, wenn sie Angst hatten. Sie faltete die Blätter wieder zusammen und hätte sie am liebsten zerknüllt und in den Staub getreten. Ihr Kopf würde bersten.
    »Darf ich hereinkommen, Mutter?« Halima Saranov fegte ins Zelt, ohne auf eine Antwort zu warten. Die Art, in der Halima sich stets bewegte, zog jedes männliche Auge von Zwölfjährigen bis hin zu Greisen auf sich, und auch wenn sie sich in einen schweren Umhang einhüllte, schauten die Männer dennoch hin.
    Langes schwarzes Haar, das glänzte, als wüsche sie es jeden Tag mit Regenwasser, umrahmte ein Gesicht, das gleichermaßen Blicke auf sich zog. »Delana Sedai dachte, Ihr wolltet dies vielleicht sehen. Sie präsentiert es heute morgen dem Saal.«
    Der Saal trat zusammen, ohne sie auch nur davon in Kenntnis zu setzen? Nun, sie war fort gewesen, aber die Gebräuche, wenn nicht das Gesetz besagten, daß die Amyrlin benachrichtigt werden mußte, bevor der Saal überhaupt zusammentreten konnte. Es sei denn, er trat zusammen, um sie abzusetzen. In diesem Moment hätte sie das fast als Segen empfunden. Sie betrachtete das gefaltete Blatt Papier, das Halima auf den Tisch gelegt hatte, wie eine giftige Schlange. Nicht versiegelt. Selbst die jüngste Novizin könnte es lesen, soweit es Delana betraf. Es war natürlich die Erklärung, daß Elaida eine Schattenfreundin war. Sie war nicht ganz so schlimm wie Romanda oder Lelaine, aber wenn sie erführe, daß der Saal in Aufruhr geraten war, würde sie wohl nicht einmal blinzeln.
    »Halima, ich könnte mir wünschen, daß Ihr nach Hause gezogen wärt, als Cabriana starb.« Oder daß Delana zumindest soviel Verstand besessen hätte, die Nachricht für den Saal zu versiegeln - oder auch für die Flamme -, anstatt jeder Schwester zu erzählen, sie könnte ihre Gegner aufhalten.
    »Das konnte ich wohl kaum tun, Mutter.« Halimas grüne Augen blitzten provozierend oder trotzig auf, aber sie konnte Menschen nur auf zwei verschiedene Arten ansehen: mit einem geweiteten, direkten Blick, der herausforderte, oder mit einem verhangenen Blick, der schwelte. Ihre Augen führten häufig zu Mißverständnissen. »Nachdem Cabriana Sedai mir erzählt hatte, was sie von Elaida erfahren hatte? Und von ihren Plänen? Cabriana war meine Freundin und Eure Freundin, die Freundin aller, die gegen Elaida eingestellt sind, also hatte ich keine Wahl. Ich danke dem Licht nur dafür, daß sie Salidar erwähnte, so daß ich wußte, wo ich hingehen mußte.« Sie stützte die Hände in die Taille, die genauso schmal war, wie Egwenes in Tel'aran'rhiod gewesen war, neigte den Kopf zu einer Seite und betrachtete Egwene angespannt. »Ihr habt wieder Kopfschmerzen, nicht wahr? Cabriana hatte immer solche Schmerzen, daß sich sogar ihre Zehen verkrampften. Sie mußte in heißem Wasser baden, bis sie es ertragen konnte, Kleidung anzulegen. Die Schmerzen dauerten manchmal Tage. Wenn ich nicht gekommen wäre, dann wären Eure Kopfschmerzen schließlich genauso schlimm geworden.« Sie trat hinter den Sessel und begann Egwenes Kopf zu massieren. Halimas Finger waren so geschickt, daß der Schmerz dahinschmolz. »Ihr könntet kaum eine andere Schwester so oft zu Heilen bitten, wie Ihr diese Schmerzen habt. Es ist nur Angespanntheit. Ich kann es spüren.«
    »Vermutlich«, murmelte Egwene. Sie mochte die Frau recht gern, gleichgültig, was andere sagten, und nicht nur wegen ihres Talents, Kopfschmerzen zu lindern. Halima war bodenständig und

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