Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
stöhnte heftiger und setzte sich auf. »Wenn sie uns holen kommt, werden wir uns mit ihr befassen müssen. Wir werden ... wir werden...« Sie atmete tief ein und sah die anderen scharf an, als stritten sie mit ihr. Aber dann sagte sie mit schwacher Stimme: »Glaubt Ihr, sie wird es tun?«
    »Es nützt nichts, sich aufzuregen«, belehrte Elayne sie weitaus ruhiger, als Aviendha hätte bleiben können, wenn sie geglaubt hätte, daß einer der Schattenbeseelten sie ausersehen hätte. »Wir werden einfach tun müssen, was Egwene gesagt hat, und dabei möglichst vorsichtig sein.« Nynaeve murmelte etwas Unhörbares, was wahrscheinlich gut so war.
    Erneut entstand Schweigen. Elayne blickte noch düsterer drein als zuvor, und Birgitte stützte ihr Kinn auf eine Hand, während sie stirnrunzelnd ins Leere blickte. Nynaeve murrte weiterhin leise, aber sie hielt jetzt beide Hände auf die Körpermitte gepreßt und hielt von Zeit zu Zeit inne, um zu schlucken. Das Spritzen des Wassers schien lauter denn je, und die Schreie der Vögel ebenso.
    »Ich habe auch nachgedacht, Nächstschwester.« Aviendha und Elayne waren noch nicht soweit, sich als Erst-' Schwestern anzunehmen, aber sie war sich jetzt sicher, daß sie es tun würden. Sie strichen einander bereits übers Haar und teilten jede Nacht im Dunkeln ein weiteres Geheimnis, das sie noch niemals jemand anderem erzählt hatten. Diese Min jedoch... Das mußte später besprochen werden, wenn sie allein waren.
    »Worüber?« fragte Elayne abwesend.
    »Über unsere Suche. Wir rechnen mit Erfolg, aber wir sind noch immer genauso weit davon entfernt wie zu Anfang. Ist es sinnvoll, verfügbare Waffen nicht einzusetzen? Mat Cauthon ist ein Ta'veren, aber wir meiden ihn tunlichst. Warum nehmen wir ihn nicht mit uns? Mit seiner Hilfe könnten wir die Schale endlich finden.«
    »Mat?« rief Nynaeve ungläubig aus. »Genausogut könntest du dich in Nesseln setzen! Ich würde den Mann nicht einmal ertragen, wenn er die Schale in seiner Manteltasche hätte.«
    »Oh, sei doch still, Nynaeve«, murmelte Elayne leidenschaftslos. Sie schüttelte verwundert den Kopf und bemerkte den plötzlich finsteren Blick der anderen Frau nicht. Die Bezeichnung »heikel« beschrieb Nynaeve nur schwach, aber sie waren alle an ihre Art gewöhnt. »Warum habe ich nicht daran gedacht? Es ist so offensichtlich!«
    »Vielleicht«, murmelte Birgitte trocken. »Ihr hattet eine solch schlechte Meinung von dem Schurken, daß Ihr nicht erkennen konntet, daß Mat nützlich sein könnte.« Elayne sah sie kühl an, das Kinn emporgereckt, dann grinste sie plötzlich und nickte widerwillig. Sie nahm Kritik nicht leicht an.
    »Nein«, sagte Nynaeve mit einer Stimme, die gleichzeitig scharf und schwach klang. Die kränkliche Hautfarbe ihres Gesichts hatte sich noch verstärkt, aber sie schien nicht mehr durch das Heben und Senken des Schiffes verursacht. »Das kannst du nicht wirklich meinen! Elayne, du weißt, wie wütend er werden kann und wie stur er ist. Er wird darauf bestehen, seine Soldaten wie eine Festtagsparade heranzubringen. Versuche einmal, im Rahad etwas zu finden, wenn dir Soldaten über die Schulter sehen. Versuche es nur! Er wird nach zwei Schritten anführen wollen und mit diesem Ter'angreal vor uns protzen. Er ist tausendmal schlimmer als Vandene oder Adeleas oder sogar Merilille. So wie er sich verhält, könnte man durchaus denken, wir schritten in die Höhle des Löwen, nur um den Löwen zu sehen!«
    Birgitte stieß einen Laut aus, der vielleicht Belustigung ausdrücken sollte, und wurde drohend angesehen. Daraufhin nahm sie wieder einen solch unschuldigen Gesichtsausdruck an, daß Nynaeve vor Empörung schnaubte.
    Elayne war vernünftiger. »Er ist ein Ta'veren, Nynaeve. Er ändert das Muster, ändert das Schicksal einfach dadurch, daß er da ist. Ich gebe zu, daß wir Glück brauchen, und ein Ta'veren bedeutet mehr als Glück. Außerdem können wir so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wir hätten ihn nicht die ganze Zeit unbeobachtet lassen sollen, gleichgültig, wie beschäftigt wir waren. Das hat niemandem genützt, und ihm am allerwenigsten. Er muß lernen, ein angenehmer Gesellschafter zu werden. Wir werden ihn von Anfang an im Auge behalten.«
    Nynaeve glättete energisch ihre Röcke. Sie behauptete, nicht mehr Interesse an Kleidung zu haben als Aviendha - worin sie sich ohnehin ähnlich sahen; sie erwähnte stets, guter, einfacher Stoff sei für jedermann ausreichend -, aber ihr blaues

Weitere Kostenlose Bücher