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Wolkengaukler

Wolkengaukler

Titel: Wolkengaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anett Leunig
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Französisch sprach – er studierte ja immerhin in der Stadt mit der größten Französisch sprechenden Gemeinde außerhalb Frankreichs. Also war die Sprache für ihn kein Problem – und auch sonst war er darin ein Meister.
    „Parce que je ne te l’ai encore dit jamais en français. – Na ja, auf Französisch habe ich es dir noch nie gesagt.“
    „War zwar grammatikalisch nicht ganz sauber, aber: oui, c’est vrai. Obwohl wir es ja schon so oft französisch gemacht haben ...“ Es folgte ein augenzwinkerndes Smily. Ich grinste noch breiter. Diese Richtung des Gesprächs gefiel mir schon viel besser!
    „Aber nie gemeinsam, du weißt schon, 69. Warum eigentlich nicht?“
    Christoph zögerte kurz, dann antwortete er: „Weil ich dir dabei immer gerne in deine Augen schaue, in diese dunklen, tiefen, unschuldigen Augen. Die ja gar nicht mehr so unschuldig sind! – Und du in meine, nicht wahr?“
    Ich schluckte. Der Nachmittag in der Dusche kam mir in den Sinn, als er dicht neben mir gestanden und mich allein mit seinem Blick fast zum Höhepunkt getrieben hatte. Da kam noch ein Nachsatz von ihm:
    „Obwohl, die Idee wäre gar nicht so schlecht! Stell dir vor: wir liegen beieinander, ganz dicht, dein Bauch an meiner Brust und mein Kopf direkt vor deinem Schwert. Ich nehme es in den Mund, und du spürst meine feuchte Wärme, während du mich gleichzeitig in dich aufnimmst. Mhmm, das wäre gut! Das wäre unglaublich aufregend! Allein die Vorstellung bringt mich schon fast auf hundertachtzig. Ich glaube, das könnte heute noch ein schöner Abend für mich werden.“
    „Lüstlinng!“
    „Wieso? Dass mich die Erinnerung an deinen Körper so erregt, spricht doch nur für dich. Außerdem schreibt man ‚Lüstling’ nur mit einem N. Sind wir etwa nicht ganz bei der Sache? Womöglich ein bisschen abgelenkt?“
     Ertappt! Tatsächlich hatte ich bei seiner kleinen erotischen Phantasie eine Hand in meinen Schoß gelegt, wo sich mein Glied schon wieder erwartungsvoll zu regen begann. Deshalb der Schreibfehler. Ich zog die Hand sehnsüchtig seufzend zurück und schrieb: „Ich möchte halt nur nicht, dass es dir so geht wie mir, und du mitten in der Nacht eine neue Hose anziehen musst!“
    „Oh, so feuchte Träume waren das? Na, das spricht dann doch eindeutig für mich!“
    „Da gebe ich dir Recht. Meinst du, wir könnten das irgendwann mal ausprobieren? 69 auf Französisch?“
    „Klar, wenn wir uns wiedersehen.“
    Mir wurde plötzlich kalt. In meinem Kopf hörte ich zwei Stimmen: ‚Halte den Christoph fest, wenn du kannst.’ – ‚Halte ihn fest, er ist etwas Besonderes.’ Mit etwas zittrigen Fingern schrieb ich: „Werden wir uns denn wiedersehen?“
    Es folgte eine längere Pause. Christoph schien zu zögern. Dann kam seine Antwort: „Solange du mich in deinen Träumen siehst ...“ Das war kein Ja und kein Nein, sondern ein ‚Es-kommt-darauf-an’.
    ‚Wenn er zurückkommt, dann nur zu dir.’ Ich berührte sacht die silberne Kette an meinem Hals, dann erwiderte ich: „Ich sehe dich klar und deutlich, und das nicht nur in meinen Träumen.“
    „Okay.“ Pause. Dann: „Ich glaube, du brauchst jetzt noch eine Mütze voll Schlaf. Du hast doch morgen einen Mathetest.“
    „Das weißt du noch?“
    „Natürlich, und ich wünsche dir viel Glück. Ich muss jetzt zu einem Vortrag, und heute Abend schreibe ich dir, was bei mir so los war. Schlaf gut.“
    „Bonne nuit, mon cher.“
    Ich blieb vor dem Rechner sitzen. Irgendetwas drängte mich, noch nicht aufzuhören. Irgendetwas war es, das ich ihn noch fragen wollte, das irgendwie mit dem Traum zu tun hatte. Ich versuchte es noch einmal: „Christoph?“
    „Irgendwie war mir klar, dass da noch etwas kommt!“
    „Konnte dein Vater Französisch?“
    Wieder eine Pause. Mit diesem Gedankensprung hatte Christoph nun wirklich nicht rechnen können.
    „Wieso mein Vater? Wie kommst du auf ihn?“
    „Durch die Kette. Tante Melanie hat mir damals im Sommer alles erzählt.“
    „Dann weißt du also über mein Kleinod Bescheid. Das ist in Ordnung.“ Er schien zu überlegen. Ich wartete.
    „Ja, er beherrschte die französische Sprache fließend, hat mir oft französische Lieder vorgesungen, zum Einschlafen, weißt du? Auch hin und wieder französisch mit mir gesprochen, als ich es in der Schule lernte.“
    „Aber deine Mutter kann kein Französisch?“
    „Nein, nicht fließend. Nur Bruchstücke, Ja und Nein, Guten Tag und so. Warum fragst du das eigentlich?“
    „Ich

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