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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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leicht, zufällige Berührungen zu vermeiden. Oh, Entschuldigung, sagten sie wahrscheinlich beide höflich, traten zurück und beschäftigten sich wieder mit den Kindern. Sah das Kindermädchen ihn nur als Arbeitgeber, oder konnte sie gar nicht anders, als ihn auch als alleinstehenden Mann zu sehen? Der Umstand, dass er Witwer war, machte ihn möglicherweise unantastbar, oder aber er hatte den gegenteiligen Effekt, und der schwere Verlust war so ergreifend, so unwiderstehlich.
    Ein heller Blitz leuchtete vor Kates Augen auf.
    »Cheese!«, sagte James.
    »Okay, jetzt ist Schluss mit der Kamera«, sagte Kate. »Hier. Ich pack sie ein, und wir nehmen sie später mit.«
    »Gehen wir an den Strand?«, fragte Piper.
    »Klar. Haben alle ihre Schwimmsachen dabei?«
    »Ja!«, sagte Anna. »Ich habe einen pinken Badeanzug mit einem Rock dran.«
    »Auf meinem sind Sandalen und Eisbecher drauf«, erklärte Piper.
    »Jetzt hast du auch echte Eiscreme drauf«, sagte Kate. »Du hast gestern mit deinem Eis gekleckert, und wir haben ihn noch nicht gewaschen.«
    »Na, na, na, das macht doch nichts.«
    Daves Georgia-Akzent schlich sich ein. »Es landet sowieso alles im Meer.«

    Die Spätnachmittagssonne schien durch die Bäume und verwandelte den Rasen mit ihren Strahlen in ein Spielfeld. Kate saß auf den Verandastufen und formte Hamburger, während sie den Kindern dabei zusah, wie sie Krocket spielten. Sie hatten für die lange Fahrt schon ihre Schlafanzüge an. Emily folgte den anderen auf dem Rasen wie eine kleine Fee im rosafarbenen Nachthemd, zog die Törchen hinaus und versuchte, mit den bunten Bällen auszubüxen.
    Dave zündete den Grill an und setzte sich zu Kate auf die Stufen. Er stützte die Ellenbogen auf die Knie und lehnte sich nach vorn, um den Kindern im Garten zuzusehen. Meersalz überzog seine Arme und verklebte seine dunklen Haare. Dichte Sommersprossen ließen ihn noch gebräunter erscheinen, als er war.
    »Das wird gleich in einer Katastrophe enden.«
    »Was denn?« Kate klatschte ein rundes Bällchen auf das Tablett.
    »Wenn die Kinder merken, dass Emily ihnen die Bälle stibitzt und die Bahn kaputtmacht, ist der Teufel los.«
    »Kann sein.« Kate nahm eine Handvoll Hackfleisch in die Hand. »Aber vielleicht verliert sie auch die Lust daran. Ich habe ein paar Bücher im Haus, die sie lesen kann. Also die sie sich anschauen kann.«
    Dave zuckte zusammen, als Jonah seinen Krockethammer schwang und beinahe Annas Schienbein traf.
    »Lesen. Wow, das habe ich echt lange nicht mehr getan. Ich habe letzten Herbst aufgehört, die Zeitung und Zeitschriften zu lesen, weil sie mich so unendlich runtergezogen haben. Hab nie wieder damit angefangen. Ich sollte mir wahrscheinlich mal wieder eine Biographie ansehen, um mein Gehirn etwas zu fordern, irgendwas anderes, außer jeden Abend fernzusehen.«
    »Ich weiß, was du meinst. Ich habe einen ganzen Stapel Bücher mitgenommen, die ich noch nicht einmal aufgeschlagen habe.«
    Im gleichen Moment, in dem sie es sagte, bereute sie es auch schon. Sie las kein Buch, weil sie so damit beschäftigt war, etwas anderes zu lesen.
    »Ich habe die Brötchen vergessen. Soll ich dir ein Bier oder was anderes mitbringen?«
    Dave nickte. Kate ging ins Haus und versuchte sich daran zu erinnern, ob es überhaupt noch Bier im Kühlschrank gab. Auf dem Weg in die Küche sah sie ihr Handy, das sie nicht zum Strand mitgenommen hatte. Es war eine Nachricht darauf.
    »Hallo Schatz, ich wollte nur kurz anrufen, damit du dir keine Sorgen machst. Wir waren ganz woanders, als der Bombenanschlag auf Bali passierte, wir waren am Strand. Auf jeden Fall sind wir jetzt fertig hier. Ich fliege heute Abend nach Seoul und sollte morgen Abend zurück sein. Und dann verlasse ich für die ganze letzte Woche den Strand nicht mehr. Gib den Kindern einen Kuss von mir.«
    Bombenanschlag? Sie griff nach der Arbeitsplatte. Den ganzen Tag über hatte sie den Fernseher oder das Radio nicht angeschaltet. Vielleicht hatte Dave deswegen so seltsam reagiert, als er sie gefragt hatte, ob sie in letzter Zeit mit Chris gesprochen hatte, und war erleichtert gewesen, als sie Jakarta geantwortet hatte. Nur ein paar Tage war Chris fort, doch es fühlte sich an wie Monate. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass er von Jakarta nach Bali weitergereist war.
    Beruhige dich, sagte sie sich. Es ist vorbei, er ist auf dem Heimweg. Sie nahm zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie und hielt sich eine an den Hals. Die Kälte

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