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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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betäubte ihre Haut wie eine Narkose.
    Als sie auf die Veranda zurückkam, war Dave auf den Rasen gegangen und zeigte Piper, wie man den Krockethammer hielt. Er stand hinter ihr und hielt ihre Arme, so dass der Hammer sauber zwischen ihren Knöcheln vor- und zurückschwang. Kate nahm die Kamera vom Terrassentisch und fokussierte die Linse auf die beiden, die wie ein Pendel aus kleinen und großen Gliedmaßen aussahen. Sie schickten den gelben Ball glatte zwei Meter zum nächsten Törchen, und Piper riss ungläubig die Augen auf. Dave nickte ihr anerkennend zu. Dann trat er einen Schritt zurück und schwang den Hammer in einer ausladenden Bewegung, als würde er einen Schlag in Zeitlupe ausführen.
    Kate hatte Dave nie Golf spielen sehen. Doch jetzt konnte sie sich ihn vorstellen: Seine Füße standen ein wenig auseinander, den Hammer hielt er wie einen Schläger in den Händen, und sein kräftiger Schlag wirkte locker und souverän. Er bewegte sich gelassen und selbstsicher, und Kate fragte sich, ob er schon immer diese Eleganz ausgestrahlt hatte, oder ob er sie als Profisportler erworben hatte. Schließlich hatte er jahrelang trainiert und war erfahren darin, vor Publikum und Kameras zu spielen. Sie konnte höchstwahrscheinlich auch im Schlaf einen Kuchenteig zubereiten, doch selbst an ihren besten Tagen war nichts körperlich Außergewöhnliches dabei, wenn sie Teig ausrollte. Sie hatte Golf nie als elegante Sportart empfunden. Doch als sie Dave auf dem Rasen zusah, erkannte sie, dass sie sich geirrt hatte.
    Weiter hinten auf dem Spielfeld holte James weit aus und schlug seinen Ball mit einem selbstbewussten Treffer durchs Törchen.
    »Super!«, rief Dave und lief in drei großen Schritten und mit erhobener Hand auf ihn zu.
    »Und Spenser gelingt das Birdie, das er benötigt, um wieder in Führung zu gehen.«
    Ihre Hände trafen sich klatschend in der Luft.
    Elizabeths Beschreibung von Dave mit seinen Nichten und Neffen war passend gewesen. Er war wie ein kumpelhafter Betreuer im Ferienlager. Er hat ein dickeres Fell, ist geduldiger und lächelt mehr. Als Elizabeth das geschrieben hatte, mühte sie sich gerade mit zwei Kindern ab; hier auf der Insel hatte Kate ihn den ganzen Tag über ziemlich entspannt mit den dreien erlebt. Doch vielleicht hatte auch Elizabeth ihren eigenen Rhythmus gefunden, als sie Emily bekommen hatte. Sie hatte jedenfalls so gewirkt. Kate erinnerte sich daran, wie sie Elizabeth ein paar Monate nach Emilys Geburt in New York getroffen hatte. Kate war dort wegen einer Kochangelegenheit, und sie hatten sich in der Stadt bei irgendeinem schicken Konzert für Kinder getroffen. Als Jonah und Anna Blödsinn machten, schob sich Elizabeth geschickt und ohne sichtbare Verärgerung zwischen sie. Als sie nicht aufhörten zu stören, war sie schließlich mit ihnen hinausgegangen, wobei sie die beiden vor sich herschob und den Säugling in einem Tuch vor der Brust trug. Sie hatte Kate ein unbeschwertes Was soll’s -Lächeln über die Schulter zugeworfen, und Kate erinnerte sich daran, wie unerschütterlich sie gewirkt hatte. Kate war in den Tagebüchern noch nicht weit genug, um zu wissen, ob sie das richtig eingeschätzt hatte.
    Dave kam zurück und nahm einen langen Zug vom Bier, das sie ihm hingestellt hatte.
    »Vermisst du das Golfspielen?«, fragte sie ihn.
    Er zögerte einen Moment, bevor er etwas erwiderte, und Kate dachte schon, er würde der Frage mit einer nichtssagenden Antwort ausweichen. Ich habe doch noch mit Golf zu tun.
    »Ja und nein. Ich liebe das Spiel, keine Frage. Aber es ist, als wäre das das Leben eines anderen gewesen. Was ich davor gemacht habe und was ich danach gemacht habe. Erster Akt, zweiter Akt.«
    Er bestimmte sein Davor nicht näher. Meistens bezog sich davor auf Elizabeths Tod, doch jetzt konnte es sich auch um den Einbruch handeln, bevor Dave von der Tour ausgestiegen war.
    »Ich kenne mich bei Golf nicht besonders aus, aber es lief grad ziemlich gut für dich, als du aufgehört hast, oder?«
    »Es war okay«, sagte er leichthin und kratzte mit dem Fingernagel am Etikett seiner Bierflasche.
    »Weiter oben auf der Rangliste gab es auch mehr Geld. Aber Golf nimmt dein ganzes Leben ein. Ich war nie zu Hause … Ich war nicht gerade ein richtiger Vater. Wahrscheinlich auch kein wirklicher Ehemann. Es wurde also Zeit, sich was anderes zu suchen.«
    Er stand auf, nahm Kate das Tablett mit den Frikadellen ab und verteilte sie auf dem Grill wie ein Kartengeber.
    »Trotzdem war

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