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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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wollte, dass sie ihm zustimmte, doch das würde sie nicht tun. Stattdessen murmelte sie: »Mm-hm.«
    Er nickte und saß reglos neben ihr. Sie sprach nicht weiter, und er hakte nicht nach. Kurz darauf erhob er sich.
    »Kinder, wir fahren in zehn Minuten«, rief er über den Rasen. Er hob Emilys Tasse auf und fegte die Krümel in seine Handfläche. Dann fragte er Kate über die Schulter:
    »Macht es dir was aus, wenn ich kurz unter die Dusche gehe und du auf Emily aufpasst? Ich würde mich gern duschen vor der Fahrt.«
    Er klang etwas steif, aber nicht unfreundlich. Sie würden keinen Groll aufeinander haben, wenn sie auseinandergingen, denn sie verstanden sich. Sie würden jedes Mal an diesen Punkt kommen, und es gab nichts mehr dazu zu sagen.
    »Kein Problem«, sagte sie. »Die Außendusche ist toll. Gleich um die Ecke neben dem Haus.«
    »Ist es okay, wenn ich drinnen dusche?«
    Das überraschte sie. Zurückhaltung? Komfort? Weder das eine noch das andere passte zu ihm.
    »Du kannst das Badezimmer neben unserem Schlafzimmer benutzen. Durch die Küche und dann rechts. Frische Handtücher sind unter dem Waschbecken.«
    Sie sah ihm nach, wie er zum Haus ging, und er sah nicht mehr geschwächt oder müde aus. Er wirkte beschwingt, und als er die Veranda überquerte, wippte er mit einer Leichtigkeit auf den Fußballen, die die Schwere dessen, was er gerade gesagt hatte, Lügen strafte. Ich habe ihm nachgesehen, wie er mit schaukelndem Gang zur Straßenecke ging, eine Art Wippen auf den Fußballen, so massiv und schwer wie ein Zugpferd, aber auch so leichtfüßig wie eins, das rundum zufrieden ist. Er sieht aus, als könnte er einen tausend Meilen tragen, wenn er es müsste.

Vierundzwanzig
13. September 1999
Jonah ist heute in die Vorschule gekommen. Ein Angebot für Dreijährige, drei Vormittage die Woche. Ich habe ihm ein kleines weißes T-Shirt mit Kragen angezogen und seine Locken mit einer Sprühflasche Wasser zu bändigen versucht. Er ist durch die Tür marschiert mit seiner Winnie-the-Pooh-Brotdose in der Hand wie ein kleiner Mann mit seinem Aktenkoffer, auf zu wichtigen Meetings. Hatte direkt Tränen in den Augen. Als ich ihn wieder abgeholt habe, wollte er erst nicht zu mir kommen (was wahrscheinlich ein gutes Zeichen ist). Ich stand in der Tür mit Anna auf dem Arm und habe bekloppt und breit und stolz gegrinst nach dem Motto: »Und, wie war’s??« Vielleicht wollte er nicht zu mir kommen, weil ich wie ein Idiot aussah.
Es geht alles so schnell vorbei. Ich weiß, dass es erst die Vorschule ist, aber wir sind trotzdem schon in der Schulwelt. All die Tage, an denen ich das Gefühl hatte, zu ersticken, weil alle immer etwas von mir wollten, aber dann in dem Moment, als er nicht mitkommen wollte, da wollte ich dann doch wieder gebraucht werden. Ich habe wirklich das Gefühl, als wäre es erst gestern gewesen, dass er ein Neugeborenes in der Wiege war und ich mit den Gefahrgut-Leuten das Quecksilber vom Fußboden in seinem Kinderzimmer aufgesammelt habe.
18. November 1999
Kaum zu glauben, dass ich die Nacht durchgemacht habe für den Katalog einer Vorschul-Auktion. Um zwei Uhr nachts war ich noch wach und habe seitenlang Beschreibungen für Sport- und Wellness-Pakete mit grinsenden Äffchen in den Ecken entworfen.
Es dauert länger, als es sollte. Ich werde immer wieder von der kleinen Karte auf meinem Schreibtisch abgelenkt. Bringe es nicht fertig, sie wegzuschmeißen. Eine einfache Nachricht, drei Zeilen Mitgefühl, weil mein Vater gestorben ist. Er hat es in der Zeitung gelesen. Meine dummen Gedanken lesen in die vertraute Handschrift »emotionaler, eloquenter und reifer« hinein. Ich versuche, mir »dicker und kahlköpfiger« vorzustellen. »Alles Liebe, Michael.« Was soll das? Welche Liebe, Michael?
1. März 2000
Morgen hat Dave Geburtstag. Bin auf seine Reaktion gespannt. Das Auto wird mit einem Pritschenwagen aus dem Norden angeliefert. Es ist in einem desaströsen Zustand, aber sein Traum: ein roter Alfa Romeo Spider von 63, den er bestaunen und polieren kann und ganz vielleicht auch zum Laufen bringt. Wenn nicht, dann sitzt er wahrscheinlich hinterm Steuer in der Garage und liest mit einem Bier Golfzeitschriften, das wär auch okay. Er verdient etwas, das ihn begeistert. Das Leben ist zu kurz, um auf die runden Geburtstage zu warten!
Ich habe versucht, wieder zu malen, mich auch wieder für etwas zu begeistern und davon abzulenken, dass Kate wegzieht. Sie ist total hin und weg von dem neuen Haus, das sie

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