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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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war so, wie es schien. Kate hatte nicht gewusst, dass Elizabeth eine Gebärmutterhalsdysplasie gehabt hatte. Rachel, Kates Schwester, hatte das auch einmal gehabt. Ein paar Tage lang hatten sie alle gezittert, bis die Tests ergaben, dass es sich nicht zu Krebs weiterentwickelt hatte. In mehreren Telefonaten hatte Kate sich erfolglos um einen anderen Ton bemüht, einen, der Trost von der jüngeren Schwester spendete. Wie weit war Elizabeths Dysplasie fortgeschritten, fragte sich Kate, und wie konnte Dave es wiedergutmachen, dass er sich derart zurückgezogen hatte? Kate zerrte heftiger als nötig an einem Strunk und zog dabei einen kleinen Salatkopf mit heraus.
    Aus Mrs Callums Garten ertönte laut und quietschend vor Vergnügen Pipers Stimme. Kate richtete sich auf, blinzelte gegen die Sonne und schirmte sich mit einer erdverschmutzten Hand die Augen ab. Beide Kinder kauerten mit Mrs Callum vor der Veranda und spähten vorsichtig unter die Büsche.
    »Pass auf, wenn du sie anfasst, Liebes«, hörte sie die ältere Frau mahnen. »Das sind noch kleine Babys.«
    »Guck mal, die Ohren«, sagte James. »Die sind ja noch nicht mal lang.«
    Kate sagte sich, dass sie bloß neugierig war, als sie über den Rasen ging. Das Blut pulsierte ihr in den Ohren.
    »Die haben ja ganz kleine Nasen. Und die Schwänzchen sind sooo weich«, schwärmte Piper. Sie sah ihre Mutter näher kommen. »Mom! Guck dir mal die Kaninchenbabys an!«
    Kate hockte sich zu ihnen und sah sich das Nest mit den fünf oder sechs winzigen Kaninchen an. Ihre Bäuche flatterten mit der hastigen Atmung kleiner oder kranker Wesen. Piper und James berührten sie sanft und streichelten mit einem einzigen Finger über den weichen grauen Rücken. Kates Gedanken sprangen automatisch zu Tularämie.
    »Ach, Kinder, das ist keine gute Idee«, hörte sie sich mit ruhiger und gleichmäßiger Stimme ermahnen, als spräche jemand anders. »Wenn ihre Mutter wiederkommt und riecht, dass Menschen sie berührt haben, wird sie das beunruhigen.«
    Die Kinder zogen widerwillig die Hände zurück.
    »Die sind so niedlich«, wiederholte Piper. »Ich wünschte, wir könnten eins behalten.«
    »Das sind keine Haustiere, Süße, sondern wilde Tiere.« Von Krankheit befallene wilde Tiere. »Sie sind hier zu Hause.«
    »Also, ich fänd’s besser, wenn ihr Zuhause in unserem Gebüsch wäre«, warf James ein.
    »Ihr könnt jederzeit herkommen und sie euch ansehen. Wir hatten schon so viele Kaninchen hier«, bot die Nachbarin an, als sie sich erhob und Kate ansah. »Wahrscheinlich kennen sie die ruhigen Orte, an denen sie sich vermehren können.«
    »Mmh.« Kate zwang sich zu einem Lächeln, während sie ihren Kindern dabei zusah, wie sie fasziniert die Kaninchen beäugten. Sie befanden sich in einem Streichelzoo. In einer normalen, sauberen Umgebung, und sie war wie jede andere Mutter, die über ihre begeisterten Kinder lächelte und keine heißen Striemen spürte, die sich unterm rechten Ohr ausbreiteten.
    »Wir sollten uns ein Haustier anschaffen, Mom«, verlangte Piper. »Ein Kaninchen oder eine Katze.«
    »Oder einen Hamster«, schlug James vor. »Robert aus meiner Klasse hat zwei Hamster, und die kauen auf Pappe rum und haben Essen in ihren Backen.«
    »Vielleicht.« Kate blieb vage. »Nach dem Sommer.« Sie strich Piper übers Haar, und dabei übten ihre Fingerspitzen einen kaum spürbaren Druck aus, weg von den Büschen und zurück in Richtung Bungalow.
    »Habt ihr Mrs Callum erzählt, wie toll ihr Minigolf gespielt habt neulich? Wie ihr mit einem Schlag das Loch getroffen habt?«
    »Hört, hört, das ist wirklich nicht leicht. Ich gratuliere.« Die ältere Frau lächelte. Kate konnte spüren, dass sie die Kinder gern bei sich behalten wollte.
    »Ich weiß nicht, ob es schon zu spät ist für einen Snack, aber ich habe frischgebackene Kekse in der Küche. Vielleicht sind die Kaninchen ja wach, wenn wir wieder rauskommen.«
    »Das ist nett, aber wir haben schon Pläne für den späten Nachmittag.« Kate legte James eine Hand auf die Schulter.
    »Wenn wir uns waschen und früh zu Abend essen, könnten wir danach noch mal Minigolf spielen.«
    Sie wartete ab, bis sie im Haus waren, und sprach dann aus, was sie zurückgehalten hatte, seitdem sie bei den Büschen angekommen war.
    »Kommt rein und wascht euch die Hände, richtig gründlich.« Sie ging ins Badezimmer und nahm den Spender mit antibakterieller Seife aus der Küche mit. Sie rieb den Kindern die Seife in die Handflächen. Als

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