Wolkentöchter
Kurzgeschichten geschrieben, um ihnen eine ungefähre Vorstellung von ihrer Herkunft in China zu vermitteln. Ich füge diese vier Kurzgeschichten als Anlage bei. »Chunyi und die Nai-nais« wurde in einem Adoptions-Newsletter veröffentlicht, und ich habe die Publikationsrechte auch »Somewhere in China a Mother Remembers« ( http://www.agiftfromchina.com/pro_detail.php?ProId=28 ) und der Stiftung Good Rock ( http://www.goodrock.org.uk/ ) überlassen, um deren karitative Aktionen in China zu unterstützen.
Sollten Sie sich je dafür entscheiden, Ihre Interviews mit den leiblichen Müttern zu veröffentlichen, möchte ich Ihnen schon jetzt meine Hilfe anbieten.
Mit freundlichen Grüßen
Anita M. Andrew
(Professorin für Geschichte,
Northern Illinois University)
Liebe Xinran,
erinnern Sie sich noch? Wie sind uns im Tandjung-Sari-Hotel am Strand von Sanur begegnet.
Xinran, es tut mir schrecklich leid, dass wir so überstürzt wegmussten. Ich hätte furchtbar gern noch länger mit Ihnen gesprochen, aber meine Freundinnen wollten eigentlich gar nicht nach Sanur, weil wir nur vier Tage in Bali waren.
Es war meine Idee, und im Grunde hat uns das Schicksal dorthin geführt. Wie ich Ihnen schon sagte, hatte ich am Vorabend eine Ausgabe von Hello Bali zur Hand genommen und zufällig genau die Seite mit Ihrer Ankündigung aufgeschlagen. Ich las sie, klappte die Broschüre zu und erklärte, wie ärgerlich ich es fände, nicht am 30 . in Bali sein zu können, um Ihren Vortrag zu hören. Ich habe meine Freundinnen richtig genervt mit meiner Jammerei darüber, dass ich Sie verpassen würde.
Wie gesagt, am nächsten Tag hatte ich die spontane Idee, nach Sanur zu fahren, um am Strand spazieren zu gehen, und ich schlug den anderen vor, wir sollten einfach losmarschieren, bis wir ein schönes Fleckchen fänden, und voilà, den Rest kennen Sie.
Xinran, nachdem wir so schnell aufgebrochen waren, habe ich das sofort bedauert, und später haben meinen Freundinnen gesagt, ich hätte bleiben und sie allein nach Legian zum Shoppen schicken sollen. An dem Abend konnte ich nicht einschlafen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Begegnung mit Ihnen kein purer Zufall gewesen sein konnte. Am nächsten Tag habe ich versucht, Sie anzurufen (ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel), aber Sie waren nicht da. Der Mann an der Rezeption sagte, er würde Ihnen ausrichten, dass ich um Rückruf gebeten hätte, aber vielleicht haben Sie die Nachricht nicht bekommen (oder Sie haben gedacht, »diese Irre verfolgt mich ja« … hahaha).
Jedenfalls, als ich nach Hause kam und meinem Mann erzählte, wie wir uns begegnet waren, hat er gesagt, ich sollte zurück nach Bali fliegen, um mich noch mal mit Ihnen zu treffen und mir am 30 . Ihren Vortrag anzuhören. Aber dann stellte ich fest, dass meine Kinder genau an dem Tag wieder zur Schule mussten, und da habe ich da zu sein.
Ich habe ihm gesagt, dass Sie an einem Buch mit Geschichten über Mütter arbeiten, die ihre Babys weggegeben haben, und er meinte, der Sinn unserer Begegnung wäre vielleicht der, dass ich Geschichten über Mütter, die adoptiert haben, sammeln und von Ihnen übersetzen lassen sollte, damit das Buch in China erscheinen kann und Chinesinnen auf diese Weise erfahren, wie sehr ihre Babys geliebt und gehegt werden etc. …
Ich weiß nicht wieso, aber ich habe wirklich das Gefühl, dass unsere Begegnung einen besonderen Zweck hatte (ungefähr so wie Ihre Begegnung mit Singyi in dem Hotel in Wuxi, nachdem sie fünfundvierzig Jahre auf ihren Geliebten Gu Da gewartet hatte).
Xinran, es ist zwar nicht viel, aber ich habe in einem Beitrag für unseren australischen Hilfsverein beschrieben, welche Arbeit Mothers’ Bridge leistet, und ich habe Menschen gebeten, doch bitte Ihre Website zu lesen und Geld für Ihre Organisation zu spenden. So ist immerhin etwas bei unserer Zufallsbegegnung herausgekommen.
Xinran, wann kommen Sie nach Australien? Und halten Sie ähnliche Vorträge auch in anderen Ländern? Sollten Sie je nach Darwin kommen, würden wir Sie und Ihren Mann gern einladen, bei uns zu wohnen. Es gibt in Darwin eine große chinesische Bevölkerungsgruppe, und ich bin sicher, die Chung-Wah-Society würde sie gern hier begrüßen (vielleicht wäre das ja ein Grund?).
Gestern Abend im Bett haben meine Tochter und ich über Sie gesprochen, und sie hat gekichert und war ganz begeistert von China und davon, Chinesin zu sein (was gut ist, weil sie davor so eine komische
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