Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)
Hundefutter?«
»Eigentlich ist es ja auch nicht meine Katze, sie ist mir vor kurzem zugelaufen.«
»Ich empfehle dir, die Sache der Polizei zu melden, sonst machst du dich strafbar.«
»Weil mir eine Katze zugelaufen ist?«
»Wenn du sie behältst, meine ich.«
»Ich will sie aber gar nicht behalten. Außerdem kommt und geht sie, wann sie will.«
»Dann ist sie dir also gar nicht richtig zugelaufen.«
»Weißt du, was Katzen so fressen?«
»Ich muss jetzt«, entschuldigte ich mich.
»Morgen zum Kaffee?«, fragte sie, als ich mich abwenden wollte.
»Nein«, erwiderte ich prompt, »morgen habe ich etwas Wichtiges vor.«
Ich ging schnell weiter. Während mein Ärger abflaute, spürte ich eine kalte Entschlossenheit in mir.
Vor den Süßigkeiten stoppte ich und sah mich um. Ich wartete, bis niemand in der Nähe war, dann fixierte ich eine Tafel Nuss-Rosinen-Schokolade, griff blitzschnell zu und ließ sie in meiner Hosentasche verschwinden.
Als ich mit leeren Korb die Kasse passierte, blickte mich die Kassiererin kurz an. Ich lächelte, ohne rot zu werden, und da wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte.
Draußen erwartete mich Zoe auf der Bank.
Ich reichte ihr stumm die Tafel Schokolade.
»Mit Rosinen?«, sagte sie, ihr Gesicht verziehend. »Das ist ja eklig.«
Ich setzte mich neben sie. »Aber geklaut«, erwiderte ich stolz, nahm ihr die Tafel wieder ab und brach ein großes Stück davon ab.
»Wann machen wir den Test?«, fragte ich, genüsslich auf der Schokolade kauend.
Sie zögerte einen Augenblick. »Meinetwegen«, antwortete sie, »morgen um elf am Hagenplatz. Du musst aber eine Badehose mitbringen.«
7
Beim Frühstück mit Jutta am nächsten Morgen fragte ich mich, ob ich überhaupt eine Badehose besaß. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gebadet hatte. Jedenfalls lag es so weit zurück, dass mir die Hose vermutlich ohnehin nicht mehr passte.
»Wann habe ich eigentlich das letzte Mal gebadet?«, fragte ich Jutta beiläufig, als wäre ich eben zufällig auf dieses Thema gestoßen. Mir kamen beim Nachdenken oft die seltsamsten Gedanken, und das wusste Jutta, weshalb sie sich nie etwas dabei dachte.
»Du badest doch jeden Sonntag«, erwiderte sie.
»In der Wanne«, bestätigte ich, »aber ich meine im Schwimmbad.«
»Wann du also das letzte Mal geschwommen bist, wolltest du fragen.«
Ich nickte. Sie hatte wie immer recht.
»Ist das jetzt wichtig für dich, oder warum fragst du mich das?«
Langsam wurde ich ärgerlich. Warum zögerte sie die Antwort hinaus?
»Kannst du meine Frage nicht einfach mal klar beantworten?«, fragte ich und nahm mir ein weiteres Brötchen, um ihr zu zeigen, dass ich den Frühstückstisch so lange nicht verlassen würde, bis ich eine zufriedenstellende Antwort bekam.
»Hatten wir uns nicht geeinigt, dass du morgens immer nur ein Brötchen isst?«, fragte Jutta im Hinblick auf das sich bereits in Arbeit befindliche zweite Brötchen.
»Von einem solchen Beschluss ist mir nichts bekannt«, sagte ich und schmierte eine besonders dicke Schicht Marmelade auf die obere Hälfte.
»Aber du wolltest doch abnehmen, oder?«
Wie sie es schaffte, mich selbst bei unverfänglichen Themen immer wieder in die Ecke zu drängen, blieb ihr gut gehütetes weibliches Geheimnis.
»Ja«, erwiderte ich, »aber nicht einseitig.« Meine Frau konnte essen, was sie wollte, nahm zu meinem Bedauern jedoch nie zu.
»Ich kann es mir aber leisten«, bemerkte sie mit einer schonungslosen Offenheit, die unserer Verbindung erstaunlicherweise nie geschadet hatte. Unsere Ehe war wie die Beziehung zweier hochgerüsteter Atommächte, die auf Konferenzen nur über Fischfangquoten diskutierten.
»Mit Gunnar kann ich natürlich nicht mithalten«, erklärte ich spitz.
Anstatt zu widersprechen, wie ich es gehofft hatte, lächelte sie nur still in sich hinein, was mich unweigerlich zu der Frage brachte, ob sie Gunnar schon einmal nackt gesehen hatte. Wäre es nicht ein Leichtes für sie gewesen, ein Verhältnis mit Gunnar zu führen, ohne dass ich irgendetwas davon mitbekam? Auf gemeinsamen Dienstreisen war man sich nähergekommen, hatte am Abend auch schon mal in einem romantischen Lokal zusammen gespeist. Die Hotelzimmer lagen zufällig nebeneinander. Niemand würde es bemerken, wenn Frau Wollmann einen Seitensprung unter die Bettdecke ihres Mitarbeiters wagte, während ihr Ehemann zu Hause zufrieden die Blumen wässerte.
»Gunnar hat mich übrigens gefragt, ob du am
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