Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
der Abgebildeten notiert und sie datiert. Einige tauchten immer wieder auf: Sela Graydon, Crystal Larabee, Mandy Kowalski, Garth Hammerling  – der hübsche Kerl in den gerahmten Bildern im Wohnzimmer  – und ein paar von Garths Freunden, Aaron Otis und Greg Reyburn. Decker suchte sich erneut ein paar Fotos aus und steckte sie in seine Aktentasche.
    Sonst befand sich nicht viel mehr im Schreibtisch. Eine Schublade war für Druckerpapier reserviert, eine andere
enthielt ein Gewirr aus Kabeln. Er ging zum Kleiderschrank über, der als Zusatzschrank für dicke Wintermäntel, einem Paar Skier, einem Schwimmbrett, sechs schwarzen Partykleidern und einem Kofferset diente.
    Ihr eigenes Schlafzimmer war auch aufgeräumt. Eine pinkfarbene Tagesdecke mit Paisley-Muster lag auf einem ein Meter fünfzig breiten Bett. Zwei Nachttischlampen standen rechts und links auf zwei identischen Nachttischen, auf denen sich außerdem ein Radiowecker, ein Festnetztelefon und ein Block mit Bleistift befanden. Decker nahm den Stift, schraffierte mit leichtem Druck den Block und brachte so eine alte Einkaufsliste ans Tageslicht. Er legte den Block wieder hin.
    Auf einem offenen Pult war ein weiterer Flachbildfernseher aufgestellt worden. Ihren Kleiderschrank allerdings hatte sie vollgestopft bis obenhin. Alles war geordnet, wenn auch nicht zwanghaft. Unterschiedliche Abteilungen für Blusen, Hemden, Röcke, Hosen und Kleider, aber nicht nach Farben sortiert. Schicke Sachen hingen zwischen Freizeitklamotten. Sie besaß jede Menge Schuhe und jede Menge Joggingschuhe. Dutzende Handtaschen, Gürtel und Schals und zehn Paar Sonnenbrillen. Keine Designermodelle, alles Massenware.
    Decker blickte auf die Uhr. Es war Zeit zurückzufahren, nur für den Fall, dass Donatti sich als Geschwindigkeitsteufel entpuppte und früher eintraf. Er wollte nicht, dass Chris Gabe während seiner Abwesenheit abholte. Noch einmal widmete er sich dem Schlafzimmer. Aus purem Zufall ging er zu dem rechten Nachttisch und zog die schmale oberste Schublade heraus. Sie war vollgestopft mit einem Sudokuheft, unterschiedlichen Druckbleistiften, einer Nagelfeile, einigen Tampons und einem Stapel Post-its. Die linke Nachttischschublade enthielt eine Drehscheibe mit der Pille, die Fernbedienung für den Fernseher und ein in Leder gebundenes Buch mit Schnappverschluss. Decker sah es sich genauer an.

    Ein Tagebuch.
    So etwas fiel einem nicht alle Tage in die Hände. Was für ein glücklicher Zufall.
    Er verstaute das Tagebuch in seinem Aktenkoffer.
    Nachtlektüre.
     
    Crystal Larabees Apartment befand sich in einem zweistöckigen, weiß verputzten Wohnhaus im besten Sechziger-Jahre-Look. Sie wohnte oben, und Marge bemitleidete die Bewohner unter ihr. Es war erstaunlich, wie viel Lärm sie mit ihren Keilabsätzen aus Kork machen konnte. Sobald sie ihre Schuhe von den Füßen gekickt hatte – mit einem dumpfen Aufprall –, bemerkte Marge, dass Crystal ein winziges Persönchen war, nur um die eins fünfzig groß. Der Saum ihrer Jeans schleifte über den Fußboden. Sie plumpste aufs Sofa und verfrachtete ihre Beine auf den gläsernen Couchtisch.
    »Wie spät ist es? Ich will ins Bett.«
    »Es ist noch nicht spät«, log Marge. »Wir brauchen nur ein paar Minuten.«
    Sie gähnte. »Ich bin müde.«
    Es klingelte an der Tür.
    »Wer zum Teufel ist das?«, fragte Crystal.
    »Mein Kollege.«
    »Der Kerl?«
    »Genau, der Kerl.« Marge stand auf und öffnete die Tür. »Das ist Detective Oliver. Er hat Ihr Auto vom Port Hole nach Hause gefahren.«
    »Tatsächlich?« Crystal rieb sich die Augen und bemerkte schwarze Farbe an ihren Fingern. »Ich muss mir mal eben das Gesicht waschen.« Sie fuhr sich mit der Zunge über ihre Zähne und zog eine Grimasse. »Ich hab einen widerlichen Geschmack im Mund und fühl mich nicht besonders. Kann das hier nicht warten?«

    »Waschen Sie sich erst mal das Gesicht, und ich koche Kaffee« , schlug Marge vor. »Sie haben doch Kaffee da, oder?«
    »Klar.«
    »Also koche ich uns welchen, okay?«
    »Mir egal.« Sie verschwand im Badezimmer.
    Oliver verdrehte die Augen. »Wie viel bekommen wir deiner Meinung nach aus ihr heraus?«
    »Angesichts ihres Zustands habe ich es nur auf den Namen des gut gebauten Kerls abgesehen, mit dem Adrianna geflirtet hatte. Vielleicht hatte ja auch er mit ihr geflirtet.«
    Die beiden Detectives inspizierten Crystals Wohnbereich. Der Teppich war schon länger nicht mehr gesaugt worden, und die Jalousien waren voller

Weitere Kostenlose Bücher