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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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kann ich das deichseln. Du musst nicht sofort mit ihm mitgehen.«
    »Ich komm klar.«
    »Nur dass du Bescheid weißt, okay?«
    Er nickte.
    »Ich habe keine schlechten Neuigkeiten im Zusammenhang mit deiner Mom oder ihrem Auto. Vielleicht braucht sie nur ein paar Tage zum Nachdenken.«
    Gabe schluckte heftig, während er nickte.
    Decker legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du bist ein zäher Bursche. Aber auch zähe Burschen brauchen hin und wieder Hilfe. Schäm dich nicht, mich anzurufen.«
    »Okay.«
    »Bis später.«
    »Klar. Tschüss.« Die Tür fiel leise zu.
    Die darauffolgende Musik war sanft und melancholisch.
     
    Das Port Hole, ein Restaurant mit Grill und Sportbar, lag am Wasser im Hafenviertel und trumpfte mit Gratis-Vorspeisen während der Happy Hour auf sowie mit Wochentag-Specials und der Übertragung lokaler Sportereignisse auf einem drei Meter breiten Flachbildschirm. Seiner Werbung getreu lief auf dem gigantischen Fernseher gerade das Lakers-Nuggets-Spiel mit Kobe Bryant an der Abschlaglinie, wobei sein herangezoomtes verschwitztes Gesicht jede einzelne offene Pore preisgab. Marge fand, dass es tatsächlich so etwas wie eine zu hohe Auflösung gab.
    Laut Sela Graydons Beschreibung war Crystal Larabee blond, blauäugig, hatte eine gute Figur und trug wahrscheinlich sexy
Klamotten, trank am liebsten Cosmopolitan. Es gab drei Kandidatinnen, die alle an der Bar standen: die Blondine im paillettenbesetzten Top und Jeans, die andere Blondine in dem roten T-Shirt und einem Lamé-Minirock und zu guter Letzt die Blondine in einem trägerlosen schwarzen Oberteil und hüftigen Jeans mit sichtbarem String.
    »Mein Instinkt tippt auf Nummer drei«, sagte Oliver.
    »Ich bin dabei, Partner.«
    Die beiden schlängelten sich durch die drei dicht gedrängten Reihen der Barbesucher, bis Marge rechterhand von Crystal über deren Schulter blickte und Oliver ihr links zur Seite stand. Sie fiel praktisch aus ihrem Schlauchoberteil heraus, und ihre Wimperntusche war so dick aufgetragen wie Teer. Sie unterhielt sich angeregt mit einem stiernackigen Koloss von Mann, der seine Hand tief unten auf ihrem Rücken abgelegt hatte, einen Finger im String eingehakt. Er sah gut zehn Jahre älter aus als seine Beute.
    »Crystal?«, fragte Oliver.
    »Hey…« Sie drehte ihm langsam ihr Gesicht zu. »Wer sind Sie?«
    Sie lallte. In einem der Mundwinkel hatte sich Spucke angesammelt.
    Oliver zückte seine Dienstmarke. »Polizei. Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.«
    Ihre schweren Augenlider waren halb geschlossen. »Was’n los?«
    »Yeah, genau, was’n los?«, wiederholte der Koloss.
    Marge zückte ebenfalls ihre Dienstmarke. »Wir brauchen ein bisschen Privatsphäre. Geben Sie uns ein paar Minuten, und danach lassen wir Sie wieder in Ruhe.«
    »Also gut«, sagte Crystal. »Ich bin sowieso müde.« Sie schlang sich einen schwarzen Pullover um den Hals und ihre Handtasche über die Schulter. »Ich bin dann mal weg.«

    Sie rutschte von ihrem Barhocker und geriet ins Stolpern. Oliver fing sie auf, bevor sie hinfallen konnte. »Wie wär’s, wenn wir einen kleinen Spaziergang unternehmen?«
    »Ich brauche echt keinen Spaziergang …« Sie angelte ihre Schlüssel aus der Tasche.
    Marge nahm sie ihr behutsam ab. Kein Widerstand. »Ich glaube wirklich, Sie sollten zuerst ein bisschen spazieren gehen.«
    Sie starrte Marge an und kniff ein paar Mal die Augen zusammen. »Wer sind Sie?«
    »Wir sind die Polizei«, antwortete Marge. »Wir müssen mit Ihnen über Adrianna Blanc sprechen. Sie erinnern sich doch an sie. Sie ist eine Ihrer engsten Freundinnen.«
    Schlagartig brach Crystal in Tränen aus.
    Marge legte ihr einen Arm um die Schulter, und Crystal lehnte ihren Kopf an Marges Brust und schluchzte.
    »Ich weiß, Liebes, das tut weh.«
    »Es tut so verdammt weh!«, heulte Crystal laut.
    Ein gestriegelter dunkelhäutiger Barkeeper, Typ Latino, blickte auf. »Können Sie sie bitte von hier wegbringen?«
    Oliver nahm einen Arm, Marge den anderen. Gemeinsam führten sie Crystal aus dem Restaurant, überquerten den geteerten Parkplatz und gingen ein paar Stufen mit ihr bis zum Bürgersteig hinunter. Es war eine bedeckte Nacht, und die sporadischen Straßenlaternen sonderten nur gedämpfte gelbe Lichtflecke ab, die durch den Nebel wie Heiligenscheine wirkten. Sie zogen sie auf der wackeligen, hölzernen Promenade zwischen sich mit, vorbei an einer Bootsslipanlage nach der anderen. Auf den Plätzen lag alles vom mittelgroßen Motorboot

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