Wollust - Roman
Sie musste arbeiten.«
»Wann hat sie das Garage verlassen?«
»Gegen zehn.«
»Wirkte Farley sauer, als sie Anstalten machte zu gehen?«, fragte Oliver.
»Ich weiß nicht, ob das sein Name ist, Detective.«
»Wir nennen ihn jetzt einfach mal so. Wirkte er wütend, als sie die Bar verließ?«
»Überhaupt nicht. Ich glaub, die haben sich sogar zum Abschied die Hand gegeben.«
»Könnten sie geplant haben, sich später, also nach Adriannas Schicht, noch mal zu treffen?«
»Keine Ahnung.« Sie leerte ihren Kaffeebecher. »Sie ging, und er zog weiter zu ’ner anderen Frau. Mag sein, dass er sogar eine abgeschleppt hat. Und selbst wenn Adrianna die nächste Stufe zündet, ist das keine ernste Sache. Sie steht wirklich total auf Garth.«
»Und was wäre die nächste Stufe?«
Crystal seufzte tief. »Adrianna meint’s dann nicht ernst, zumindest nicht im Kopf, aber Sie wissen ja, wie’s läuft. Liebe den, der bei dir ist. Garth ist viel unterwegs.«
»Über ihren Freund sind mir unterschiedliche Kritiken zu Ohren gekommen«, sagte Oliver.
»Er sieht echt süß aus, und er weiß es. Er nutzt sie aus.«
»Inwiefern?«
»Ständig leiht er sich Geld von ihr. Meiner Meinung nach hat er ’n Problem. Könnt ich noch mal Kaffee kriegen?«
»Ich hole Ihnen welchen.« Marge ging in die Küche und
goss ihr einen frischen Becher auf. Als sie zurückkam, meinte sie: »Was ist denn Garths Problem? Für mich heißt das Drogen.«
»Er raucht Joints, aber das mein ich nicht. Er leiht sich das Geld für Wochenendausflüge. Er fährt oft nach Las Vegas.«
»Er spielt«, stellte Oliver fest.
»Genau«, sagte Crystal, »das, und dann betrügt er sie vielleicht auch noch.«
»Möglicherweise haben sie ein Arrangement«, meinte Oliver. »Sie betrügt ihn, er betrügt sie.«
»Sie geht nur fremd, weil er ständig unterwegs ist.« Crystal dachte einen Moment lang nach. »Adrianna hat mir erzählt, dass Garth beim Sex öfters schlappmacht. Sie schiebt es auf seine Joints – er raucht ganz schön viel Marihuana –, aber ich frag mich, ob’s nicht daran liegt, dass er’s woanders bekommt.«
»Sie meinen also, Garth saugt Adrianna im Grunde nur aus.«
»Das klingt vielleicht ’n bisschen übertrieben.«
»Er leiht sich Geld von ihr«, zählte Oliver auf, »er kifft jede Menge, und seinen Spaß hat er mit anderen Frauen. Hat der Kerl auch gute Seiten?«
»Er sieht süß aus.«
»Wir versuchen, Garth zu erreichen«, sagte Marge, »aber er ist auf einer Raftingtour.«
»Na, ganz bestimmt!«, sagte Crystal verächtlich. »Zufälligerweise findet die Raftingtour bei Reno statt.«
»Aha«, sagte Marge, »und woher wissen Sie das?«
»Ich bin mit seinem Kumpel befreundet, Greg Reyburn. Er hat mir von der Tour erzählt, aber sie machen auch ’nen Abstecher ins Kasino. Er hat gesagt, ich soll Adrianna nichts davon erzählen.«
»Und, haben Sie?«, fragte Oliver.
»Ich wollt ja erst nichts sagen. Aber dann sah sie so einsam
und verloren aus. Also, könnte sein, dass ich was fallengelassen hab in der Richtung, dass Garth nicht ganz ehrlich zu ihr ist und dass sie sich ’ne gute Zeit machen und ihn vergessen sollte.« Crystal blickte zur Decke. »Ich glaub, das ging daneben.«
Du glaubst? dachte Marge und sagte laut: »Wie hat Adrianna darauf reagiert?«
»Sie fragte mich, was ich damit sagen will. Also erzählte ich ihr, ich hätte gehört, dass die Jungs auch nach Reno wollten, es ein bisschen krachen lassen. Sie wollte dann wissen, wie ich darauf käme. Und da sagte ich ihr, ich wüsste es von Greg. Dann meinte sie noch, warum ich ihr nichts davon gesagt hätte? Ich meinte nur, ich hätte Greg versprochen, die Klappe zu halten. Und sie sagte, na schön, aber warum hätte ich’s ihr dann doch erzählt? Meine Erklärung war, dass ich fand, sie sollte das wissen, damit sie es sich auch gut gehen lassen kann.«
Crystals Augen schossen nach links.
»Sie war stinksauer und erzählte mir, sie hätte ihm fünfhundert Scheine geliehen, weil er ihr gesagt hätte, er wär beim Rafting, nicht beim Zocken. Wenn sie das mit Reno gewusst hätte, hätte sie ihm kein Geld gegeben. Aber dann stand sie auf und fing an, sich mit Farley, oder wie er auch heißen mag, zu unterhalten. Sie begann zu lachen und machte mir ein Zeichen, den Daumen nach oben. Keine Ahnung. Ich fühlte mich immer noch schuldig. Also gab ich den beiden ein paar Drinks aus.«
»Garth scheint eine echte Niete zu sein«, sagte Marge. »Irgendeine Idee, warum sie
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