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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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rumzukriegen als ich. Jetzt ist es sowieso zu spät, um über Lösungen nachzudenken. Los, wir beide gehen ins Bett, und morgen früh sieht alles wieder besser aus.« Decker lächelte. »Ich habe genug Arbeit, und du darfst zur Schule.«
    »Ich muss morgen zur Schule?«

    »Jawoll.«
    »Es ist halb vier.«
    »Dann bist du eben ein bisschen müde. Bestimmt hast du schon schlimmere Dinge ertragen.« Das entlockte ihm ein Lächeln. »Schule ist wichtig für dich, weil es wichtig ist, dass du dich in einer normalen Umgebung aufhältst – wobei Hannah meine Definition von ›normaler Umgebung‹ sicher als diskussionswürdig beurteilt. Wenn du in der Schule bist, weiß ich, wo du steckst, und du wärst unter Aufsicht, falls er auftaucht.«
    »Ich fühl mich echt schlecht, weil ich Sie in die Sache reingezogen hab.«
    »Deine Mutter ist verschwunden. Das ist Sache der Polizei. Also hast du mich in gar nichts reingezogen.« Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Schlaf jetzt ein bisschen, okay?«
    »Geht klar. Danke für alles.«
    »Gern geschehen.«
    Gabe biss sich auf die Lippe. »Ich persönlich glaub, meine Mom kann Sie wirklich gut leiden, wissen Sie. Sie hat immer von Ihnen geredet und wie sehr sie sich wünschte, Sie wären ihr Vater.«
    »Deine Mom ist schwer in Ordnung.«
    »Und ich glaub, dass Chris Sie auf eine total durchgeknallte Art und Weise auch mag.«
    »Vielleicht ist ›mögen‹ nicht der richtige Ausdruck.« Decker dachte einen Moment nach. »›Respekt‹ trifft’s eher.«
    »Stimmt … das passt besser.«
    Decker stand auf. »Ich sage dir etwas, Gabe. Als deine Eltern jung waren – nicht viel älter, als du jetzt bist –, waren sie wahnsinnig ineinander verliebt. Es ist einfach, sich vorzustellen, dass deine Mutter deinen Vater angehimmelt hat. Sie war jung und naiv, und dein Dad sah nicht nur gut aus und war begabt, sondern auch ein richtiger Charmebolzen. Aber, ganz
ehrlich, dein Vater war genauso stark von deiner Mutter angetan. Er war über beide Ohren in sie verknallt.«
    »Das ist er immer noch. Er ist total von ihr besessen. Darum glaub ich auch nicht, dass er ihr wehgetan hat. Klar, er hat sie zusammengeschlagen, aber ich schätz mal, das war nicht geplant. Bestimmt ist er verrückt – trotzdem glaub ich nicht, dass er sie getötet hat.«
    Decker nickte, obwohl er die Wahrheit kannte: Das erste Mal fiel es immer am schwersten. Die folgenden Male ging es leichter von der Hand.
    Gabe hatte einen abwesenden Ausdruck in den Augen. »Ich war der Zugang, mit dem mein Vater an sie herankam. Ohne mich wär sie vielleicht abgehauen.« Er starrte an die Decke. »Arme Mom. Sie war erst sechzehn. Sie wusste überhaupt nicht, was da abging.«

15
    Den Arm voller Klamotten trottete Gabe in die Küche und wusste, dass seine Zeit abgelaufen war. Trotz aller Versuche hatte er nicht einschlafen können und gegen sechs Uhr morgens aufgegeben. Er war überrascht, Mrs. Decker schon emsig in der Küche vorzufinden. Sie trug einen Jeansrock und ein langärmeliges T-Shirt, und ihr Kopf war mit einem Tuch bedeckt. Hannah hatte ihm erklärt, dass sich verheiratete orthodoxe Jüdinnen züchtig anzögen.
    Ein gewisser Unterschied zu dem, was er sonst kannte.
    Die Mütter seiner Freunde waren allesamt auf der Jagd nach jungem Fleisch, aufgedonnert in engen ärmellosen T-Shirts oder Leibchen und Miniröcken oder aufgesprühten Jeans. Manchmal trugen sie Kleider, die so eng wie eine zweite Haut anlagen. Sie hatten sich die Brüste machen lassen. Sie ließen sich die Haare lang wachsen und kleisterten ihr Gesicht mit Make-up zu. Der Plan war, möglichst viele Jungs im Teenageralter zu verführen. Als der Sohn von Donatti war er schlichtweg die Trophäe unter allen Trophäen. Sie versuchten es immer wieder, und er wies sie immer wieder ab.
    Hinter seinem Rücken nannten sie ihn schon schwul.
    Mrs. Decker sagte ihm freundlich guten Morgen und nahm ihm das Wäschebündel, das er mit sich trug, ab. Es war genial, in der Gegenwart einer älteren Frau zu sein, die nicht versuchte, ihm in den Schritt zu grabschen. Er war in einer
schrecklichen Verfassung – aufgebracht, verlassen, magenkrank  – und wollte etwas kaputt machen. Egal, was ihm in die Quere kam – einfach draufschlagen. Stattdessen hatte er beschlossen, es sei gewinnbringender, seine stinkenden Klamotten zu waschen, solange er davon ausgehen konnte, dass noch niemand wach war. »Das geht schon in Ordnung, Mrs. Decker. Ich wasche immer alles

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