Wollust - Roman
Melissa McLaughlin an der Reihe. Sie hob nach zweimaligem Klingeln ab. »Hier spricht Lieutenant Decker, Melissa. Wie geht es Ihnen?«
»Keine Neuigkeiten über meine Schwester?«
»Wenn ich Informationen hätte, würde ich Sie sofort anrufen. Sie ist immer noch verschwunden.«
»Er hat sie umgebracht! Ich weiß es einfach! Der Scheißkerl hat es schließlich doch getan!«
Genau der Scheißkerl, der Melissa in den letzten vier Jahren, seit sie auf sich selbst gestellt ist, finanziell unterstützt hat. Decker hörte im Hintergrund, wie sie auf und ab ging. »Haben Sie etwas von Chris gehört?«
»Wie meinen Sie das?«
»Hat er Sie angerufen?«
»Warum sollte er mich anrufen?«
Sachte, sachte. »Melissa, es besteht die sehr wahrscheinliche Möglichkeit, dass er sie getötet hat. Aber es ist genauso möglich, dass er es nicht war und nach ihr sucht. Er ruft Sie vielleicht an, um an Informationen heranzukommen.«
»Was für Informationen?«
»Hast-du-etwas-von-Terry-gehört-Informationen.«
»Warum sollte ich von Terry gehört haben, wenn er sie umgebracht hat?«
Decker seufzte innerlich. »Vielleicht war er es ja auch nicht. Vielleicht ist sie bewusst verschwunden.«
»Sie würde Gabe nie zurücklassen. Ständig hatte sie Angst, was Chris ihm alles antun könnte.«
»Hat er Gabe misshandelt?«
»Davon hat sie nichts gesagt, aber Chris ist zu allem fähig.«
Geh anders an das Thema heran. »Melissa«, sagte Decker, »wenn Terry weggelaufen sein sollte – ich behaupte nicht, dass sie es wirklich getan hat –, aber wenn sie flüchten wollte, wohin könnte sie gegangen sein? Hatte sie einen Lieblingsort, wo sie gerne Ferien verbrachte?«
»Ferien! Sehr witzig! Der Kerl würde sie niemals aus den Augen lassen. Ihr einziger Freiheitsversuch war der Umzug hierher, nachdem er sie verprügelt hatte. Und jetzt ist sie verschwunden.«
»Also wissen Sie nichts von einem Ort oder Land, wohin sie sich flüchten würde.«
»Sie hören wohl schlecht. Sie würde Gabe niemals zurücklassen … Warten Sie mal einen Moment? Ich habe einen Anruf auf der anderen Leitung.«
»Klar.« Decker verdrehte die Augen. Geduld. Sie war selbst noch ein Teenager.
Eine Minute später war sie wieder dran. »Hi. Ich muss jetzt los. Finden Sie den Scheißkerl, okay?«
»Okay. Falls der Scheißkerl versucht, Sie zu kontaktieren, würden Sie mir bitte Bescheid geben?«
»Falls der in der Nähe meiner Tür aufkreuzt, rufe ich die Neun-Eins-Eins.«
»Wahrscheinlich eine gute Idee. Falls Terry sich bei Ihnen meldet, geben Sie mir bitte auch Bescheid.«
»Falls sie mich kontaktiert, dann wird das in einer Séance sein. So wie ich das sehe, kann sie nur noch auf eine einzige Art mit mir sprechen, nämlich aus ihrem Grab heraus.« Sie legte auf.
Kathy Blanc war die Nächste auf Deckers Liste an Verpflichtungen.
»Wann können wir sie endlich richtig begraben?«, fragte die trauernde Mutter.
»Ich muss den Pathologen anrufen«, erklärte ihr Decker. »Sobald die Freigabe durch ist, melde ich mich bei Ihnen.«
»Und wann wird das sein?«
»Nicht mehr allzu lange. Wahrscheinlich spätestens Ende der Woche.«
»Das ist sehr lange.«
»Ich werde versuchen, die Angelegenheit zu beschleunigen. Danke für Ihre Geduld.«
»Habe ich eine andere Wahl?« Als Decker darauf nicht antwortete, fuhr sie fort: »Was machen die Ermittlungen?«
»Wir überprüfen gerade ihre Freunde und Bekannten.«
»Und wenn es keiner ihrer Freunde oder Bekannten war?«
Will sagen ein Unbekannter. »Wir gehen allen Spuren nach, inklusive der Möglichkeit, dass die Tat von jemandem begangen wurde, den sie nicht kannte. Ich schicke ein Team los, das ihren Wohnblock durchforstet. Hat Adrianna sich jemals darüber beschwert, dass jemand sie belästigt … ein Stalker vielleicht?«
»Jemand, der in ihrem Haus wohnt?«
»Jemand, der in ihrem Haus wohnt, jemand im Job, alles, was dazugehört.«
Einen Moment lang herrschte Stille. »Einen Stalker hat sie meines Wissens nie erwähnt. Aber sie war ein so freundlicher Mensch. Es ist durchaus möglich, dass jemand ihre liebenswürdige Art mit ernsteren Absichten verwechselt hat.«
»Natürlich«, sagte Decker. »Kennen Sie zufällig die Orte, wo sie sich in ihrer Freizeit am liebsten aufhielt?«
»Sie ging so gerne ins Kino.«
»Irgendwelche Restaurants?« Eher Restaurants mit Bar, aber Decker ergänzte seine Frage nicht.
»Ihre Freundin Crystal arbeitet downtown im Garage. Da war sie manchmal. Und ich weiß,
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