Wollust - Roman
Eliza.
»Näh, das müssen Sie die selbst fragen.«
»Wann hatten Sie am Sonntag Feierabend?«, fragte Decker.
»Ich? So gegen fünf.«
»Und Sie erinnern sich nicht, dass Ms. McLaughlin zum Parkplatz kam, um ihr Auto zu holen?«
Alex dachte angestrengt nach. »Kann weder Ja noch Nein sagen. Ich möchte nicht irgendwas behaupten, das Ihnen später alles durcheinanderwirbelt.«
»Kein Problem«, sagte Decker. »Wir sehen mal nach, ob wir das Ticket ihres Ehemanns auftreiben können. Danke, Alex, Sie waren uns eine große Hilfe.«
»Wünschte, ich wäre eine noch größere Hilfe«, sagte der Parkwächter. »Aber Sie wissen ja, wie das ist, man kann nicht auf alles achten.«
»Dass Sie auf alles achten, erwartet ja auch niemand von Ihnen« , meinte Decker beruhigend.
Von ihm allerdings schon. Was war er bloß für ein mieser Lieutenant. Warum hatte er Chris’ Kennzeichen nicht notiert?
Eine ziemlich große Nachlässigkeit.
Er dachte einen Moment lang darüber nach und versuchte sich die paar Tage zurückzuversetzen.
Er sah das Auto wegfahren. Und dann fiel es ihm ein. Das vordere und hintere Nummernschild waren aus Pappe gewesen. »Mensch, Eliza.«
»Was denn?«
»Der Lexus, den Chris fuhr, der hatte Nummernschilder aus Pappe. Also hat er sie entweder ausgetauscht, oder aber das Auto war nagelneu und ein Mietwagen.«
Während Eliza schnell alle Mietwagenfirmen in der Gegend recherchierte, überprüfte Decker seine Anrufe auf dem Handy. Marge bat in einer Nachricht dringend um Rückruf. Als er sie in der Leitung hatte, sagte er: »Ihr habt hoffentlich Garth Hammerling gefunden.«
»Noch nicht«, erwiderte Marge, »aber Aaron Otis hat sich
gerade gemeldet. Die beiden Jungs werden in ungefähr einer Stunde in der Stadt sein.«
»Marge, ich kann dich kaum hören. Es rauscht ziemlich.«
»Das liegt daran, dass ich in einer Tiefgarage bin … bleib dran, Pete.« Sie rannte die Treppen hoch, bis sie im Erdgeschoss war. Dann ging sie nach draußen. »Besser?«
»Viel besser. Was für eine Tiefgarage?«
»Die vom St.-Tim-Krankenhaus. Wir sind dabei, die Videokassetten aus den Sicherheitskameras in der Tiefgarage einzusammeln. Der Leiter der Security hat uns gesagt, die Kassetten würden einmal im Monat gelöscht und ersetzt.«
»Sag, dass du gute Neuigkeiten für mich hast.«
»Wir sind gerade noch rechtzeitig dazwischengehuscht, Rabbi. Geplant war, sie in ein paar Tagen auszuwechseln. Fragt sich nur, wie deutlich die Aufnahmen sind oder ob Adrianna oder ihr Auto überhaupt auf dem Band erscheinen.«
»Wie viele Kameras filmen denn die Umgebung von Adriannas Auto?«
»Eine Kamera ist eindeutig auf genau dieses Areal eingestellt. Wir bekommen eventuell noch einen Randausschnitt von einer anderen. Die Kassetten der Eingänge und Ausgänge zum Parkhaus nehmen wir auch dazu, um herauszukriegen, wann Adrianna das Krankenhaus verlassen hat. Wahrscheinlich werden wir sie schon ziemlich bald ansehen können.«
»Auf dem Revier?«
»Nein, im Büro der Security hier im Krankenhaus, Die Wachleute behüten diese Kassetten mit Argusaugen.«
»Gut für sie. Schade nur, dass sie nicht genauso sorgfältig auf Adrianna aufgepasst haben.«
20
Die Dame an der Rezeption hieß Grace. Sie war Anfang vierzig und hatte ein blasses Gesicht, umrahmt von weichen, honigsüßen Locken. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und ein wasserblaues Button-down-Hemd mit dem Schriftzug des Hotels als Dekor über der Brusttasche. Ihre braunen Augen bekamen einen traurigen Ausdruck, als sie über die bevorstehende Schließung sprach.
»Ich habe mit dreiundzwanzig Jahren angefangen, hier zu arbeiten, frisch aus der Hotelfachschule. Ich war so unerfahren, dass meine Stimme an meinem ersten Arbeitstag zitterte. Es klang wie ein Gurgeln.«
Eliza lächelte. »Bestimmt haben Sie das ganz toll gemacht.«
»Es war fürchterlich«, sagte Grace. »Aber damals hatte das Management noch Geduld.« Sie verdrehte die Augen. »Sie wussten, wie man eine Karriere aufbaut.«
»Haben Sie Zukunftspläne geschmiedet?«, fragte Decker.
»Erst mal einen langen Urlaub. Und dann, wer weiß? Das Hotelgeschäft läuft im Moment nicht so gut, aber wie alles andere auch ändert sich das in Zyklen. Bis ich wieder nach einem Job suche, gibt es vielleicht schon wieder Gelegenheiten.« Grace schenkte ihnen ein vielgeübtes Lächeln. »Sie sind nicht hier, um sich meine Probleme anzuhören. Womit kann ich Ihnen helfen?«
»Wir suchen nach einem Ihrer
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