Wollust - Roman
einer Wand zog sich eine Konsole mit Knöpfen. Die Kameras fingen die Ein- und Ausgänge des Geländes ein, die Fahrstühle, die Treppenhäuser, die Flure und die Schränke mit den gesicherten Medikamenten. Der Raum wirkte wie ein Käfig: gedrängt und abgedunkelt, damit man die Bilder der Monitore erkennen konnte. Marge hasste es, wenn es dunkel und eng war, eine Abneigung dank einer entsetzlichen Durchsuchungsaktion, als sie sich gezwungen sah, durch einen Tunnel zu kriechen, um Kinder aus den Klauen einer Sekte und eines mörderischen Irren zu befreien. Eines der tollen Ergebnisse dieses Schlamassels war ihre Adoptivtochter, Vega. Oliver wusste von ihrer Schwäche und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.
Der Leiter der Sicherheitsabteilung war ein Russe namens Ivan Povich. Im Augenblick teilte er sich diesen Kaninchenbau
mit einem uniformierten Wachmann namens Peter, der ununterbrochen auf die Bildschirme starrte und noch keinen Laut von sich gegeben hatte. Povich sprach mit einem leichten Akzent: »Dazu haben wir noch jeweils einen kleineren Überwachungsraum auf jedem Stockwerk.«
Marge widmete sich den Monitorbildern – Menschen, die ein und aus gingen. Der Anblick beruhigte sie. »Aber hier sehen Sie alle Ein- und Ausgänge des Krankenhauses.«
»Ja«, sagte Povich, »und es ist immer jemand im Dienst, der sie bewacht. Wir nehmen unsere Arbeit sehr ernst. Normalerweise macht Peter das.«
Peter erhob eine Hand und winkte.
»Und was ist mit Mittagspausen und Toilettengängen?«, fragte Oliver.
»Wer gerade Dienst hat, ruft eine Vertretung, bevor er oder sie weggeht. Auf diese Weise haben wir hier immer ein Augenpaar sitzen. Hätte es eine Unregelmäßigkeit gegeben, wäre das jemandem hier aufgefallen.«
»Wer hatte gestern früh Dienst?«, fragte Marge.
Peter winkte wieder.
»Wie lange arbeiten Sie schon hier?«, wollte Marge von ihm wissen.
»Schon ewig«, antwortete Povich für ihn. »Er ist mein bester Mann. Probleme habe ich mit keinem meiner Männer oder meiner Frauen. Wenn’s Probleme gibt, sind die da draußen.« Er überreichte Marge eine Schachtel. »Das hier sind die Bänder von gestern. Normalerweise verwenden wir sie einfach wieder, aber ich habe bereits neue in die Kameras eingelegt, damit Sie sie in Ruhe anschauen können. Wenn Sie noch etwas brauchen, fragen Sie Peter, und er wird mich für Sie anrufen. Möchten Sie noch einen Kaffee oder Wasser, bevor Sie loslegen?«
»Ein Wasser wäre toll«, nahm Marge das Angebot an.
»Und Sie, Sir?«, fragte Povich.
»Kaffee – möglichst stark.«
»Kein Problem. Wissen Sie, wie man dieses Kassettengerät bedient?«
»Das finden wir sicher heraus«, meinte Oliver.
»Falls Sie Hilfe brauchen, fragen Sie Peter.«
»Spricht der Mann auch mal?«, fragte Marge.
»Nur, wenn er etwas zu sagen hat.«
Zehn Minuten später stierten die beiden Polizisten auf die Schwarz-Weiß-Bänder. Sie hatten die Kassetten bis circa halb elf am Sonntagabend zurückgespult; dann ließen sie die Bilder im Schnelldurchlauf vorbeiziehen. Aber nicht zu schnell, um die Menschen auf den Bändern noch zu erkennen. Um 10 Uhr 50 fuhr ein Honda auf den Tiefgaragenplatz.
»Das ist ihr Auto«, sagte Marge.
Oliver verlangsamte das Band auf die normale Geschwindigkeit, während sie gemeinsam Adrianna dabei beobachteten, wie sie auf der Fahrerseite ausstieg, den Blick strikt geradeaus gerichtet, bis sie außer Sichtweite geriet. Sie spulten das Band mehrmals zurück, um sicherzugehen, dass ihnen nichts entgangen war. Dann erlaubten sie der Aufnahme weiterzulaufen. Das Bild von Adriannas eingeparktem Honda blieb mitten auf dem Bildschirm stehen.
Während das Band vorwärtslief, stierten sie weiterhin … und stierten … und stierten.
Debra aus der Buchhaltung war hilfsbereit und überreichte Decker die Parkbelege, nachdem er ihr erklärt hatte, dass sie lediglich jedem Kennzeichen einen Namen zuordnen wollten. Er versicherte ihr, dass sie an keinem der Gäste interessiert seien, außer am Ehemann von Terry McLaughlin.
»Trotzdem wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie niemandem sagen, woher Sie diese Information haben. Wann geben Sie mir die Belege zurück?«
»Ich gehe sie so schnell wie möglich durch«, bot Eliza an, »Falls Sie etwas davon brauchen, ich arbeite im Revier in West L.A. und kann in null Komma nichts wieder hier sein.«
»Danke, das weiß ich wirklich zu schätzen.«
»Wie finde ich denn zu den Büros vom Housekeeping und von der
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