Wollust - Roman
Yonkies Gitarre. Der Junge hat Durchhaltevermögen.«
Sie schenkte ihnen beiden eine Tasse Kaffee ein und setzte sich ebenfalls.
»Habt ihr irgendwelche Fortschritte bei der Suche nach Terry gemacht?«
»Wenn ja, würde ich es dir sofort sagen.« Decker nippte an seinem Kaffee. »Ich habe mit verschiedenen Angestellten in dem Hotel gesprochen. Jeder hat mir erzählt, der Junge würde Klavier spielen wie ein Profi. Ist es eine Belastung für dich, ihn hierzuhaben?«
»Nicht wirklich.«
»Rina, du musst es mir sagen. Wenn sein Aufenthalt bei uns dir Sorgen bereitet, schicken wir ihn zu seiner Tante. Weil wir nichts über ihn wissen, außer dass er musikalisch ist.«
»Er scheint in Ordnung zu sein. Vielleicht sollten wir ein Klavier für ihn mieten.«
»Ein Klavier?«
»Warum nicht?«
»Meinst du nicht, dass wir uns da ein bisschen zu sehr einmischen?«
»Du hast ihn mit nach Hause gebracht.« Als Decker daraufhin nichts sagte, fuhr sie fort: »Warum redest du nicht mit ihm und findest heraus, wie viel ihm an seinem Spiel liegt? Es täte mir leid, diejenige zu sein, die seine Fortschritte abwürgt, vor allem wenn er eins dieser Wunderkinder ist.«
»Wir sind nicht für seine Entwicklung verantwortlich.«
»Falls er hierbleibt, wohl schon.«
»Und müssen wir dann beim Klavier aufhören? Was ist mit einem Lehrer? Und was ist, wenn er einen besonderen Lehrer braucht, der ein Vermögen kostet?«
»Warum fangen wir nicht einfach mal mit dem Klavier an?«, erwiderte Rina.
»Wie teuer ist so eine Miete?«
»Keine Ahnung, aber das finde ich heraus.«
»Und was machen wir mit dem Klavier, wenn seine Mutter plötzlich auftaucht oder sein Vater hier erscheint, oder wenn Gabe sich entscheidet, seine Sachen zu packen?«
»Ich hatte als Kind Klavierstunden. Und ich werde auch nicht jünger. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich mich wieder mit meiner kreativen Seite vertraut mache.«
Als Decker an die Tür klopfte, hörte die Musik abrupt auf. Kurz darauf öffnete Gabe die Tür. »Hallo.«
»Hast du eine Minute Zeit?« Decker trat über die Schwelle und setzte sich auf eins der Betten seiner Söhne. »Wie geht es dir?«
»Gut.« Gabe legte die Gitarre zur Seite und knetete seine Hände. »Ist was passiert?«
»Nein, und wir haben auch keine großen Fortschritte gemacht. Wir haben mit verschiedenen Leuten im Hotel gesprochen. Deine Mutter war sehr freundlich zu allen, besonders zu den Angestellten, was unsere Arbeit vielleicht erleichtert.«
»Inwiefern?«
»Sie erinnern sich an sie.« Decker wartete einen Moment. »Wenn wir nur mit genug Leuten sprechen, wird irgendjemand sich vielleicht an etwas erinnern, von dem du nichts wusstest.«
»Was zum Beispiel?«
»Dass deine Mutter einen Gast mit ins Hotel gebracht hat.« Gabe sagte nichts dazu, also fuhr Decker fort: »Kannst du dich erinnern, ob sie mit jemand anderem außerhalb der Familie Kontakt hatte … ob sie vielleicht mal einen alten Freund angerufen hat?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Aber ich war auch nicht immer da. Sie hatte einen Übungsraum an der UCLA für mich gemietet, deshalb war ich um die sechs Stunden pro Tag weg.«
»Also wäre es vorstellbar, dass deine Mutter ein Leben geführt hat, von dem du nichts wusstest?«
»Was wollen Sie damit sagen? Dass sie mit irgendwem abgehauen ist?« Er war sichtlich aufgebracht.
»Ich sage nur«, beschwichtigte Decker ihn, »dass sie, da du ja nicht die ganze Zeit da warst, durchaus Dinge vor dir geheim halten konnte.«
Er nickte. »Mom konnte geheimniskrämerisch sein. Aber sie würde nicht einfach so abhauen. Erstens würde Chris sie töten … also Chris wäre sehr wütend, wenn er das rauskriegen würde. Wahrscheinlich würde er sie finden und sie sowieso zurückholen, wofür also der ganze Ärger? Zweitens würde sie nicht gehen, ohne mir Bescheid zu sagen.«
»Das stimmt wahrscheinlich. Ich habe von allen gehört, wie sehr sie dir zugetan ist.«
Gabe schwieg mürrisch. Decker hatte eindeutig einen blank liegenden Nerv getroffen. »Ich halte dich auf dem Laufenden. Tut mir leid, dass ich nicht mehr weiß.« Der Junge schmollte immer noch. »Wahnsinn, sechs Stunden am Tag. Das ist viel Zeit zum Üben.«
»Ziemlich durchschnittlich.« Gabe zuckte mit den Achseln.
»Hast du zu Hause auch so viel geübt?«
»Die Schule ging nur bis eins.« Er machte eine Pause. »War mir ganz recht, weil fast alles an der Highschool pure Zeitverschwendung ist.«
»Ich denke, Hannah wäre da
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