Wollust - Roman
ich mir immer noch diese Bänder an – körnige Menschen in Schwarz-Weiß , die durchs Bild marschierten … dann bin ich aus dem Schlaf aufgeschreckt, weil irgendwas in meinem Gehirn kleben geblieben ist. Ich weiß noch nicht mal genau, ob es der Wirklichkeit entspricht oder nur die Nachwehen sind, weil ich schlecht geschlafen habe.«
Oliver richtete sich auf. »Was hast du gesehen?«
»Gab es da eine Bildsequenz, in der eine Frau in OP-Kleidung gegen sechs Uhr morgens aus dem Haupteingang nach draußen geht? Sie blickte nach unten auf ihr Handy, nahm etwas aus der Tasche, das wie ein zweites Handy aussah, und dann ging sie wieder hinein.«
Oliver runzelte die Stirn. »Ja … glaubst du, das war Adrianna?«
»Es ist irgendwie hängen geblieben. Warum haben wir nicht gedacht, dass sie es ist?«
»Wir haben es nicht ausgeschlossen, Marge, wir konnten nur ihr Gesicht nicht erkennen. Außerdem war Adrianna bis ungefähr Viertel nach acht im Krankenhaus. Selbst wenn sie es war, bringt uns das nicht viel weiter.«
»Ich würde mir dieses Band gerne noch einmal ansehen«, sagte Marge. »Ich frage mich, warum jemand das Krankenhaus verlässt und dann sofort wieder umdreht und zurückgeht. Und warum hat sie zwei Handys dabei?«
»Vielleicht ist sie nach draußen gegangen, um mit ihrem Handy zu telefonieren, weil sie an einer Stelle im Krankenhaus arbeitet, an der es keinen Empfang gibt.«
»Ja gut, das erklärt ein Handy. Aber zwei?«
»Vielleicht ist das zweite Handy ein Pager, und sie schaut auf die Nummer und kehrt um, weil sie gerufen wurde.«
Marge nickte. »Ich denke, das Vernünftigste wird sein herauszufinden, ob Adrianna zu diesem Zeitpunkt angepiepst wurde.«
»Auf ihren Telefonlisten war kein ausgehender Anruf vor acht Uhr fünfzehn«, gab Oliver zu bedenken.
»Irgendetwas hat sie abgelenkt. Wen würde sie so früh am Morgen anrufen?«
Decker zuckte mit den Achseln. »Vielleicht wollte sie gerade den Anruf tätigen, um mit Garth Schluss zu machen, dann wurde sie angepiepst und musste wieder ins Gebäude gehen.«
»Aber warum der Anruf zum Schlussmachen um diese Uhrzeit?«
»Sie hatte ein paar Minuten Zeit«, schlug Oliver vor, »und wollte es hinter sich bringen.«
»Was geht dir durch den Kopf, Marge?«
»Ich frage mich, ob sie nicht vielleicht jemanden im Garage kennengelernt hat, der sie endlich mutig genug werden ließ, Schluss zu machen. Und dann haben sie und Mr. Right vielleicht am nächsten Morgen miteinander rumgemacht, und er ist derjenige, der sie umgebracht hat.«
»Aber wie soll sie mit jemandem rumgemacht haben, wenn wir nie gesehen haben, wie sie das Krankenhaus verlässt?«, fragte Oliver.
»Sie muss hinausgegangen sein. Wir haben sie nur verpasst. Wenn wir diese Frau vergrößern, die mir da durch den Kopf spukt, dann kennen wir wenigstens ihr Aussehen am Tag ihrer Ermordung.«
»Es ist einen Versuch wert«, sagte Decker.
»Dieser Mord ist seltsam«, sagte Marge. »Der Mörder hat keinen Versuch unternommen, die Leiche zu verstecken. Stattdessen wird sie auf so dramatische Art und Weise präsentiert … geradezu ausgestellt. Und es wirkt geplant. Sie hat sich anscheinend nicht gewehrt. Für mich sieht das Ganze einfach nicht nach einem eskalierten Streit zwischen einem Pärchen aus.«
»Du fährst total auf diese tödliche Anmache ab«, sagte Oliver.
»Ich will nur herausbekommen, mit wem Adrianna in der Nacht gesprochen hat, bevor sie ermordet wurde.«
»Ihr geht noch mal ins Garage und bearbeitet die Leute im Hinblick auf eine Identifizierung«, beschloss Decker. »Ich habe das schon mal gesagt: Möglicherweise habt ihr Adrianna deshalb nicht auf den Bändern gesehen, weil sie das Krankenhaus nie lebend verlassen hat. Ich vermute, dass sie betäubt oder vergiftet wurde, bevor man sie aufgehängt hat. Fahrt zurück ins Krankenhaus. Besorgt euch einen präziseren Zeitrahmen. Daraus werdet ihr eine Menge Schlüsse ziehen können.«
»Irgendwann muss sie dort weggegangen sein, Rabbi, weil wir sie aufgeknüpft auf der Baustelle gefunden haben«, sagte Marge.
»Aus Krankenhäusern werden andauernd Tote fortgebracht, in Leichenwagen von Beerdigungsinstituten und in Autos der Gerichtsmedizin«, sagte Decker. »Könnte doch sein, dass jemand sie in einem Leichensack herausgeschmuggelt hat.«
Eliza war am Telefon. »Ich habe einen Treffer für Donatti gelandet. Auf einem der Parktickets war ein Lexus Baujahr 2009 mit Nummernschildern aus Pappe vermerkt, der zu der
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