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Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks

Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks

Titel: Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
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ganze Flasche. »Wie alt?«, presste er hervor.
    »Der Junge?« Jesse runzelte die Stirn, aber da war etwas am Ausdruck seiner Augen, ein Wissen, ein Verdacht. Das Stirnrunzeln ging in ein Grinsen über. »Er müsste jetzt ungefähr sechs sein. Ellie muss schwanger mit ihm gewesen sein, als du Tom diese Prügel verpasst hast.«
    Webb fluchte. »Hat er sie ... weiterhin ... ?«
    »Du meinst, ob Tom immer noch säuft und Ellie schlägt?«, fragte Jesse ohne erkennbare Emotion. »Nein. Als sie den Jungen bekam, veränderte sie sich. Wollte sich von niemandem mehr etwas antun lassen, auch nicht von Pa. Als Tom sich zum ersten Mal wieder betrank - und bis dahin war viel Zeit vergangen, wenn man bedenkt, in welcher Verfassung du ihn zurückgelassen hast -, empfing sie ihn mit einer Schrotflinte im Anschlag an der Haustür und schwor, ihn zu töten, wenn er jemals eine Hand gegen sie oder das Kind erheben würde.« Jesse lächelte in der Erinnerung, und seine Miene spiegelte eine Niederträchtigkeit wieder, die Webb zur Verzweiflung brachte. »Ich nehme an, er muss die Botschaft verstanden haben. Danach gab es nie irgendwelche Probleme.«
    Webbs Gedanken jagten sich Schwindel erregend; er wandte sich von seinem jüngeren Bruder ab, drehte sich dann wieder zu ihm um. »Mein Gott«, flüsterte er, nahm den Hut ab und setzte ihn sofort wieder auf, so durcheinander war er. »All diese Zeit...«
    »All diese Zeit hast du über die Schulter Ausschau nach Verfolgern gehalten, hast gedacht, das Gesetz wäre hinter dir her?« Diesen Gedanken schien Jesse lustig zu finden. Er brüllte vor Gelächter, und Webb hätte ihn vielleicht mit einem Faustschlag zum Verstummen gebracht, wenn er nicht vor langer Zeit der Gewalt abgeschworen hätte. Seit jenem Tag auf der Southern Star, als er geglaubt hatte, seinen Bruder getötet zu haben, hatte er seine Fäuste nicht mehr eingesetzt und keine Waffe getragen, und er traute sich selbst noch immer nicht.
    »Hältst du das für lustig?«, fragte er sehr ruhig.
    Das war eine Warnung, und Jesse verstand sie sofort. Er wurde eine Spur blasser und lächelte unsicher und dümmlich. »Hey, Webb. Ich bins, Jesse. Dein kleiner Bruder.« Er klopfte Webb auf die Schulter. »Komm. Ich gebe einen aus.«
    Webb hatte tausend Fragen, doch er wusste, dass er nie fähig sein würde, die meisten davon auszusprechen. Er würde seine Neugier auf Jesse beschränken und vergessen, dass der alte Mann und Tom jemals existiert hatten. Was den Jungen, Thomas Stratton III., anbetraf - nun, er war noch nicht bereit, an ihn überhaupt zu denken. »Nein«, sagte Webb, »ich werde dir ein Steak spendieren. Wir haben einiges zu besprechen.«
    Jesse war erfreut über die Aussicht auf eine kostenlose Mahlzeit; er war stets ein guter Esser gewesen - die Arbeit auf der Southern Star und jeder anderen Ranch war hart und machte jedem Appetit, ganz zu schweigen von einem heranwachsenden Jungen -, und auf Webb wirkte er ein wenig vom Glück verlassen. Wer weiß, wie lange der Junge nichts anderes als Reitproviant gegessen hatte, und nach seinem Äußeren und seiner Fahne zu schließen, hatte er den Whisky auf leeren Magen getrunken.
    Im Speiseraum des Comstock Hotels, bei fast blutigen Steaks mit Mais in Rahm und Bratkartoffeln, erzählten sich die Brüder Kurzversionen ihrer jüngsten Vergangenheit. Jesse hatte die Southern Star nach einem besonders hässlichen Krach mit dem alten Mann verlassen und sich seither herumgetrieben, dann und wann als Cowboy auf irgendeiner Ranch gearbeitet oder sich als Treiber verdingt, wenn ihm das Geld ausgegangen war. Er sprach jedoch mit Wehmut von daheim, und Webb sah Groll in den Augen seines Bruders, als er sagte, er sei sicher, dass ihr Vater inzwischen das Land und Vieh Tom junior überschrieben hatte.
    Das wären wir gut los ! , dachte Webb. Er hatte das Land geliebt, natürlich, denn ihm lag die Rinderzucht im Blut, doch er hatte jetzt eine eigene Ranch, die am Primrose Creek. Er würde sie zu einem Betrieb aufbauen, der gleichwertig oder sogar noch größer wie die Southern Star werden würde, aber an diesem Punkt endete die Ähnlichkeit. Er wünschte sich Kinder, Söhne und Töchter, und wenn sich sein Wunsch erfüllte, würde er sie nicht gegeneinander ausspielen, wie es Tom senior getan hatte, das stand fest. Ebenso wenig würde er drei Frauen verschleißen, eine nach der anderen auf einem einsamen, vom Wind gepeitschten Friedhof am schlammigen Missouri River bei ihren vielen

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