Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
zu Megans Füßen und schmiegte seinen großen, weichen Körper warm an ihren Knöchel. »Webb, meine ich.«
Megan errötete. »Vielleicht hat er bereits irgendwo eine Frau«, sagte sie.
»Blödsinn«, meinte Skye. »Wenn er eine hätte, wäre sie hier bei ihm.«
Megan war sich nicht sicher, warum sie sich über diesen Punkt stritt; wenn sie völlig ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie den Gedanken, Webb könnte verheiratet sein, hasste. Was natürlich völlig unvernünftig von ihr war, denn Mr. Strattons Privatleben ging sie nichts an. Sie war bei ihm angestellt, um zu kochen, sauber zu machen und zu nähen; das war alles.
»Vielleicht«, stimmte sie seufzend zu. Ob Webb eine Frau geheiratet hatte oder nicht, es gab bestimmt Frauen in seinem Leben. Hatte er ihr nicht offen heraus gesagt, dass er sein romantisches Leben auf die Ladys beschränken würde, die für Diamond Lil arbeiteten? Es ließ ihr Blut brennen, als wäre es aus Kerosin, wenn sie sich vorstellte, dass er vermutlich in solche Etablissements ging.
Caney hatte das erste Hemd fertig zurechtgeschnitten und begann mit dem zweiten, nachdem sie einige Teile des Schnittmusters zu ihrer Zufriedenheit geändert hatte. »Wenn er irgendwo Frauen hat, könntest du das herausfinden, indem du ihn danach fragst«, meinte sie.
Megan war entsetzt. »Das würde ich nicht tun!«, stieß sie empört hervor.
Skye lächelte über den Rand ihrer Teetasse hinweg. »Aber du willst es wissen - oder?«
Megan starrte sie wütend an. »Nein.«
»Lüg nicht. Ich kenne dich zu gut. Du bist verknallt in ihn.«
»Das bin ich nicht!«
Caney verdrehte die Augen. »Ihr beide verhaltet euch wie kleine Kinder.«
Megan und Skye tauschten wieder einen Blick, diesmal einen ernsten.
»Wie alt war ich, als ich auf Großvaters Farm kam?«, fragte Megan ruhig.
Caney hielt in ihrem Schnippeln inne und sah Megan an, und ihre Augen waren dunkle Seen der Traurigkeit und ererbten Leidens. Sie presste die vollen Lippen aufeinander, und für einen Moment dachte Megan, sie würde eine Antwort verweigern. Sie hatte beim Ausschneiden des Stoffes gestanden, doch jetzt sank sie auf einen Stuhl, als sei sie zu erschöpft zum Stehen. »Du, Miss Megan, warst ungefähr zwei Wochen alt.«
»Woher kam ich?«
Caney schwieg lange, doch ihr Blick war fest und ruhig. »Ich nehme an, du weißt wie die anderen, das du Mr. Thayers Kind bist.«
»Das meinte ich nicht«, sagte Megan.
Caney seufzte schwer. »Du bist in New Orleans geboren worden. Deine Mama starb, und sie hatte euch zwei.«
Megan und Skye wirkten plötzlich wie Statuen in irgendeinem griechischen Park, erstarrt im Mondschein.
»Wir zwei?«, wiederholte Skye. Sie hatte ihre Teetasse abgestellt, doch ihre Hände zitterten immer noch.
Caneys Augen füllten sich mit neuen Tränen. »Ihr seid Zwillinge, ihr beiden. Oh, ihr saht nie gleich aus, das stimmt, aber es war stets ein besonderes Band zwischen euch. Habt ihr euch nicht darüber gewundert?«
Unwillkürlich hielten Skye und Megan einander an den Händen, doch ihre Aufmerksamkeit galt allein Caney.
»Warum?«, flüsterte Megan. »Warum hast du uns nichts davon gesagt?«
»Ich hatte eurem Großvater versprochen, nichts davon zu sagen, darum«, antwortete Caney. »Wenn ich es noch einmal tun müsste, würde ich nicht anders handeln. Es hat genug Ärger in dieser Familie gegeben.«
Skye atmete schwer und langsam, wie um Fassung ringend, und ihre Hand umklammerte Megans Hand fester. »Erzähl uns, was du über unsere Mutter weißt«, drängte Megan.
»War sie - war sie eine - Lady der Nacht?«, fragte Skye bange.
Caneys Gesicht spiegelte Schmerz und Widerstreben wider - und das Wissen, dass es sinnlos war, die alten Geheimnisse zu bewahren. »Sie war ein irisches Serviermädchen«, sagte sie, und ihre Miene verdüsterte sich wieder. »Sechzehn Jahre jung. Das hübscheste Ding, das man je gesehen hat.«
»Hat unser Vater sie verlassen?«
»Dieser Schuft!«, stieß Caney zornig hervor. »Vergesst ihn. Eure Mama starb am Tag nach eurer Geburt. Hätte ohnehin keine zwei Babys durchbringen können. Sie hatte keine Familie, und ihre Arbeit hatte sie bereits verloren. Sie wäre verhungert, wenn Gideon McQuarry nicht von ihr erfahren und eingegriffen hätte, um dafür zu sorgen, dass sie eine anständige Unterkunft und etwas zu Essen hatte.«
Etwas vom Glanz dieses schönen Sommertags war dahin, wenigstens für Megan, wenn sie an dieses arme junge Mädchen dachte, aber jetzt
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