Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
unglückseligen Babys beerdigen, die in Särgen beigesetzt worden waren, nicht größer als Schuhkartons.
»Woher hast du das Geld herbekommen, um dir eine eigene Ranch zu kaufen?«, wollte Jesse wissen. Er hatte sein Steak aufgegessen und machte sich über ein Stück Kirschkuchen her.
Webb hatte einen Teil seiner Löhne gespart, seit er mit vierzehn den ersten erhalten hatte, und nach dem Verlassen der Southern Star hatte er ein paar Mal Herden nach Texas und Mexiko getrieben. Im Laufe der Zeit war er Trailboss geworden, und als solcher hatte er einen Prozentsatz am Gewinn erhalten. Er sah jedoch keinen Grund, all dies Jesse zu erklären, der offenbar mehr dazu neigte, all das Geld zu verplempern, das ihm jemals zwischen die Finger kam. »Ich habe gearbeitet«, sagte er. »Im Augenblick suche ich einige Kuhtreiber. Kennst du welche?«
Jesse strahlte. »Na klar. Ich werde die Arbeit annehmen. Ebenso sieben oder acht meiner Freunde und ein paar Fremde obendrein, nehme ich an, wenn der Lohn stimmt.«
»Der Lohn ist nicht berauschend«, sagte Webb, »aber es gibt gute Quartiere, und ich habe eine Frau angestellt, die kocht.« Es war anscheinend eine gewaltige Untertreibung, Megan als »Frau, die kocht«, zu beschreiben, aber er wollte ihren Namen nicht hinausposaunen. Auf irgendeine unerklärliche Weise war er fast heilig für Webb.
»Hast du nie geheiratet?«, erkundigte sich Jesse zwischen zwei Bissen Kuchen.
Webb schüttelte den Kopf. Er hatte Ellie geliebt, und das wussten sie beide. Hölle, vermutlich wusste es jeder in Montana. »Und du?«, fragte er, obwohl er überzeugt war, dass Jesse nicht über das Stadium herausgekommen war, Saloon-Mädchen nachzustellen.
»Ich habe keine Pläne, mich niederzulassen«, sagte Jesse stolz, als sei er der erste Mann, dem jemals diese Idee gekommen wäre.
Webb lächelte in sich hinein. »Verstehe«, sagte er, als die Kellnerin kam und seine Kaffeetasse füllte. »Nun, ruf deine Freunde zusammen, wenn du zu Ende gegessen hast. Ich werde jeden Mann anheuern, der warmes Blut in den Adern und ein Reitpferd hat.«
Jesse nickte. Webb nahm an, dass er eine Sonderbehandlung erwarten würde, weil er der Bruder vom Boss war. Es hatte keinen Sinn, ihm die Illusion so früh schon zu rauben. Jesse würde seine Aufgaben erledigen müssen wie alle anderen.
Jesse aß seinen Kuchen auf und bestellte ein zweites Stück, und Webb schaute belustigt zu, als sein Bruder es so schnell verschlang wie das erste. Während Webb seinen Kaffee genoss, stand Jesse dann auf, offensichtlich gestärkt. »Wo treffen wir uns?«, fragte er. »Und wann?«
Webb hatte an diesem Tag Glück gehabt, und nicht nur wegen des Wiedersehens mit Jesse, dem Bruder, den er zurückgelassen hatte. Er hatte damit gerechnet, Probleme mit dem Anheuern der dringend benötigten Männer zu haben, doch jetzt schien ihm das Schicksal diese ebenfalls zu liefern. Es bereitete ihm Unbehagen, wenn Probleme sich einfach wie von selbst lösten.
»Ich habe hier ein Zimmer«, sagte er. »Morgen früh werde ich mit den Männern reden und jedem, der anheuert, ein Frühstück spendieren. Wenn du ein Bett willst, besorge ich dir eins.«
Wieder spielte dieses Grinsen um Jesses Mundwinkel. »Oh, ich habe ein Bett für die Nacht«, sagte er. »Trotzdem vielen Dank. Wir treffen uns dann morgen vor dem Saloon.«
»Gleich nach Sonnenaufgang«, mahnte Webb, obwohl er eigentlich nicht in der Position war, Forderungen zu stellen. Die meisten der Männer in Virginia City waren Minenarbeiter, und es war unwahrscheinlich, dass sie ihr Pferd sattelten und ins Hochland ritten, um als Cowboys zu arbeiten. Er würde jede Hilfe nehmen, die er bekommen konnte, und froh darüber sein.
Kurz nachdem Jesse mit einem Nicken gegangen war, trank Webb seinen Kaffee aus, bezahlte die Zeche und ging nach oben. In seinem Zimmer zündete er die Kerosinlampe an, zog seine Stiefel aus und streckte sich auf dem Bett aus, um in einem Buch zu lesen, das er von daheim mitgebracht hatte. Er stellte fest, dass er zu müde war, um sich zu konzentrieren, und so zog er sich aus, drehte den Docht der Lampe herunter und versuchte zu schlafen.
Doch dann dachte er an Jesse, wie er ihn in Erinnerung gehabt hatte. Vor sieben Jahren war der Junge sensibel und dünn gewesen, mit einer Liebe zu Büchern und zu Pferden, und er hatte sich verzweifelt bemüht, die Anerkennung des alten Mannes zu erlangen, doch es war vergebens gewesen. In Tom senior war eine grausame Ader, und je
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