Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Mal bei einem Eishockeyspiel Blut gesehen hat.
»Das … kann vorkommen.«
»Machst du so was auch?«
»Ich bin ein Rudelwerwolf.«
Er zögerte, als wäre ihm die Logik nicht ganz klar. Dann beugte er sich vor. »Aber du könntest es. Offensichtlich. Du bist stärker und viel jünger.«
Als ich nicht antwortete, sprang er aufgeregt wieder auf. »Das war toll, wie du Sondra ausgewichen bist. Besser als unsere Frau Doktor, so viel ist sicher.« Er lachte. Das Geräusch scheuerte an meinem Rückgrat entlang. »Schade, dass Xavier sich mit reingehängt hat. Ich hatte gehofft, du würdest mit Sondra kämpfen.«
»Tut mir Leid.«
Ich hätte erklären sollen, warum ich nicht gekämpft hatte, aber ich war zu müde. Eine Entschuldigung musste reichen. Wenn ich mich höflich, aber nicht einladend gab, würde er vielleicht einfach gehen.
»Du hättest kämpfen sollen«, sagte Winsloe.
Ich schüttelte den Kopf, senkte den Blick und ließ mich auf einen Stuhl fallen.
»Es hätte mir gefallen, wenn du mit ihr gekämpft hättest«, fuhr er fort.
Wie wär’s, wenn du das nächste Mal mit ihr kämpfst, Ty? Das würde mir gefallen.
Ich hielt den Blick gesenkt, damit er die aufblitzende Verachtung nicht sah.
»Es hätte mir gefallen, Elena«, wiederholte er und legte den Kopf schief, um mir ins Gesicht zu sehen.
»Hättest du doch was gesagt!« Verdammt! Zu scharf. Rückzug, Rückzug. »Ich dachte einfach, dass Bauer am Leben bleiben sollte. Ich hätte fragen sollen.«
Schweigen. Hatte das immer noch zu sarkastisch geklungen? Verdammt noch mal! Neue Strategie, und zwar schnell. Ich gähnte und rieb mir mit den Händen übers Gesicht.
»Es tut mir Leid, Ty. Ich bin so müde.«
»Du sahst nicht müde aus, als ich reingekommen bin. Hast rumgestanden, mit Xavier geschwatzt. Ihr zwei scheint euch ja bestens zu verstehen.«
»Ich hab mich einfach bei ihm bedankt. Er hat mir einen großen Gefallen getan, so wie er da –«
Er schnippte mit den Fingern; seine Verärgerung war wie weggeblasen. »Gefallen. Da fällt mir ein, es gibt etwas, das ich dich fragen muss. Warte einen Moment, ich bin gleich zurück.«
Ich hätte ihn so gern gefragt, ob es nicht auch bis morgen warten konnte. Aber nach gestern Abend musste ich mir ernsthaft Mühe geben, mich wieder bei ihm einzuschmeicheln. Außerdem schien er jetzt bester Stimmung zu sein. Also mobilisierte ich meine letzten Kräfte, brachte ein mühsames Lächeln zustande und nickte. Nicht, dass es auf meine Zustimmung angekommen wäre. Winsloe und seine Wachmänner waren schon verschwunden.
Folter
Als Winsloe zurückkam, döste ich auf meinem Stuhl. Er platzte herein und schwenkte einen dicken Umschlag. »Hat eine Weile gedauert, bis ich die Dinger gefunden habe«, sagte er. »Larry hatte sie schon in seiner Schublade abgelegt. Viel zu effizient, der Mann.«
Ich richtete mich auf. Versuchte interessiert auszusehen. Gähnte versehentlich.
»Langweile ich dich, Elena?«, fragte Winsloe. Der scharfe Ton in seiner Stimme machte aus seinem Grinsen ein Zähnefletschen.
»Nein, nein.« Ich schluckte das nächste Gähnen hinunter. »Natürlich nicht. Was ist das?«
»Überwachungsfotos von einem Werwolf, von dem ich gern hätte, dass du ihn identifizierst.«
»Natürlich« – verdammt noch mal, Elena, hör auf zu gähnen! – »wenn ich kann, aber mein Gedächtnis für Gesichter ist nicht besonders.«
»Schon okay. Dieser hier hat kein Gesicht.« Winsloe gackerte. »Kein menschliches, meine ich. Er ist ein Wolf. Wenn du mich fragst, sehen alle Wölfe gleich aus, und deswegen hat Larry sich gar nicht erst die Mühe gemacht, dich zu fragen, ob du ihn kennst. Aber dann habe ich gedacht, vielleicht ist das einfach zu rassistisch gedacht. Du weißt schon, wie diese Zeugen, die in den Zeugenstand gehen und den falschen schwarzen Typ beschuldigen, weil in ihren Augen alle Schwarzen gleich aussehen.«
»Mhm.« Komm zur Sache. Bitte. Bevor ich hier einschlafe.
»Also habe ich mir gedacht, vielleicht sehen Wolfsgesichter gar nicht gleich aus, wenn man selbst ein Wolf ist. Oder ein Teilzeitwolf.«
Wieder ein Gackern, das meine Nerven strapazierte.
»Ich tue mein Bestes«, sagte ich. »Aber wenn ich diesen Mutt schon mal gesehen habe, hab ich ihn wahrscheinlich als Mensch gesehen. Ein Geruch wäre hilfreicher.«
»Geruch.« Winsloe schnippte mit den Fingern. »Warum bin ich darauf nicht gekommen. Siehst du? Schon wieder rassistisch gedacht. Ich komme mir schon toll vor, wenn ich den
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