Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
gemacht?«
»Genug. Ich weiß genau, dass du Fluchtpläne schmiedest, also würde ich vorschlagen, du bringst sie auf Vordermann, bevor er explodiert.« Er senkte die Stimme ab, bis er beinahe flüsterte. »Zwei Dinge, die du im Kopf behalten musst, wenn du ausbrechen willst. Erstens wäre da Katzen –«
»Der geheimnisvolle Magier. Ich habe den Typ nie auch nur kennen gelernt.«
»Ich auch nicht. Er ist ein paranoides Miststück. Verkehrt mit niemandem außer –«
Meine Zellentür öffnete sich. Winsloe kam mit Ryman und Jolliffe herein.
»Zu spät«, murmelte Xavier in sein Glas. Er nahm einen Schluck und prostete in Winsloes Richtung. »Siehst du, wohin du mich gebracht hast? Jack Daniel’s. Kaum noch trinkbar. Erst fixt du mich mit erstklassigem Zeug an, dann versteckst du es vor mir. Sadistisches Schwein.«
Xavier grinste, und ich sah mehr als nur eine Spur von Befriedigung in seinem Grinsen – das pure Vergnügen daran, Winsloe dies ins Gesicht sagen zu dürfen und damit durchzukommen.
»Du schuldest mir sowieso noch eine Flasche Cognac«, fuhr er fort. »Ich mag Remy Martin – XO, nicht den VSOP. Du kannst ihn ja nachher bei mir vorbeibringen lassen.«
Winsloe zog die Brauen hoch. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Ich hab dein Mädchen gerettet. Zweimal, um genau zu sein.« Er grinste Ryman und Jolliffe an. »Aber über das erste Mal wollen wir nicht reden, was, Jungs? Ich petze nicht. War auch nicht der Rede wert. Aber da oben? Puh. Noch eine Minute, und sie wäre hin gewesen.«
»So, meinst du?«, fragte Winsloe.
»Oh, yeah.« Xavier schlug mir auf den Rücken. »Nichts für ungut, Elena, aber du warst ein bisschen überfordert da drin.«
»Danke«, sagte ich und brachte es fertig, dass es beinahe aufrichtig klang.
»Folglich schuldest du mir was, Ty. Du kannst die Flasche jederzeit vorbeibringen.«
Winsloe lachte. »Chuzpe hast du ja, Reese. Gut, das ist nur fair. Ich schulde dir was. Du kriegst deinen Cognac. Komm in einer Stunde bei mir vorbei und hol ihn dir ab. Vielleicht treibe ich noch ein paar Gläser von dem Louis XIII. für uns auf, neben dem schmeckt der XO wie billiger Fusel.«
»Hört sich gut an.«
Unter Xaviers Grinsen und Winsloes entspanntem Kumpelton vibrierte eine Spannung, die man beinahe sehen konnte. Xavier hatte Recht. Er war gründlich in Ungnade gefallen. Aber beide plauderten, als wäre alles in bester Ordnung – als wären sie zwei alte Freunde, die sich später noch auf einen Drink treffen wollten. Meister der Schaumschlägerei, alle beide.
»In meinem Zimmer dann also?«, sagte Winsloe. »In einer Stunde?«
»Da kannst du drauf wetten«, sagte Xavier. Und ich wusste, dass er nicht vorhatte, die Verabredung einzuhalten. Genauso klar war mir, dass sein »Gute Nacht« in Wirklichkeit »Auf Wiedersehen« hieß und dass er meine Schulden sicherlich nicht innerhalb dieser Anlage eintreiben würde. Wie alle guten Spieler wusste Xavier, wann der Zeitpunkt gekommen war, das Geld zu nehmen und zu gehen.
Als Xavier verschwunden war, glitt Winsloes Blick an mir entlang, und er schob die Lippen vor.
»Das ist doch das Zeug, in dem du hier angekommen bist«, sagte er. »Sie haben dir doch andere Kleider gegeben, oder? Was ist mit diesem Top, das ich dir gebracht habe?«
Ich hatte es eigentlich als zusätzlichen Waschlappen verwenden wollen, aber es war zu wenig Stoff dran, um sich ordentlich einzuseifen. Sei nett zu ihm, rief ich mir ins Gedächtnis. Laut Xavier hatte ich es mir mit Winsloe bereits verdorben. Ganz gleich, wie übel dieser Tag mir mitgespielt hatte, körperlich und emotional, ich musste nett zu ihm sein. Musste. Egal was er sagte oder tat. Es würde ein schwierigeres Kräftemessen sein als bei Bauer, aber ich konnte es durchstehen. Jawohl, das konnte ich.
»Das ist so eine Werwolfsache«, sagte ich und sorgte dafür, dass es entschuldigend klang. »Waschmittel, Weichspüler – der Geruch ist einfach zu stark.«
»Das hättest du mir gleich sagen sollen. Ich werde in der Wäscherei Bescheid sagen, sie sollen unparfümiertes Waschmittel besorgen. Kümmer dich nicht um das Zeug, das Sondra hingelegt hat. Ich besorge dir neue Sachen.«
Hurra.
Winsloe plumpste auf mein Bett. Ich blieb stehen, an das Bücherregal gelehnt, und versuchte nach Kräften, mir keine Sorgen zu machen.
»Kannst du das glauben – was Sondra da mit dem Doc angestellt hat?«, fragte Winsloe. Seine Augen glänzten Wie bei einem kleinen Jungen, der gerade das erste
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