Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
daraus zu machen.
Ich ging ins Bad, zog mich aus und wusch mich mit dem Waschlappen – eine Dusche wäre himmlisch gewesen, aber ich durfte die Verbände nicht nass machen. Während ich Blut aus meiner zerrissenen Jeans schrubbte, dachte ich an die Blutspritzer in der Krankenstation und die zerfetzten, über den Boden verstreuten Teile von Carmichael. Ich hielt inne und holte Luft. Zum Teufel mit ihr. Warum hatte sie nicht auf mich gehört? Wenn sie auf meine Warnungen gehört, wenn sie Bauer festgeschnallt hätte, wenn sie sie hätte bewachen lassen, wenn sie durchgesetzt hätte, dass ich auf der Krankenstation bleiben durfte … So viele Wenns.
Ich schloss die Augen und holte wieder Luft. Ich kannte nicht einmal Carmichaels Vornamen. Noch als der Gedanke mir schuldbewusst durch den Kopf schoss, ging mir auf, dass es darauf nicht ankam. Ich hatte genug über sie gewusst, um sicher zu sein, dass sie diesen Tod nicht verdient hatte. Sie war der einzige Mensch hier gewesen, dem irgendetwas an Bauer gelegen hatte, und Bauers erste Tat als Werwolf war gewesen, sie abzuschlachten.
Die Tür meiner Zelle öffnete sich. Ich sah auf und entdeckte Xavier. Zur Abwechslung einmal verwendete er die konventionelle Methode, einen Raum zu betreten. Er schloss die Tür hinter sich und schwenkte eine Flasche Jack Daniel’s.
»Ich hab mir gedacht, du könntest das hier brauchen«, sagte er. »Wahrscheinlich nicht ganz dein Geschmack, aber Winsloe räumt seinen Vorrat an besserem Stoff dauernd um.«
Ich wrang die Jeans über dem Waschbecken aus und zog sie an. Xavier konnte mich zwar halb nackt durch die Glaswand sehen, aber er sparte sich einen Kommentar. Vielleicht hatte die Tragödie sogar ihn erschüttert. Oder er war auch einfach zu müde für seine Sprüche.
Als er mir auf der Krankenstation zu Hilfe kam, hatte ich gedacht, dass Matasumi oder Tucker ihn geschickt hatte. Aber als die beiden sich mein Knie ansahen, hörte ich, dass Xavier auf eigene Initiative gehandelt hatte. Natürlich war er dank seiner Fähigkeiten nie wirklich in Gefahr gewesen, aber immerhin hatte er sich die Mühe gemacht, mir zu helfen. Und so sagte ich ihm diesmal auch nicht, er sollte sich zum Teufel scheren. Außerdem konnte ich den Drink tatsächlich brauchen.
Während ich mich anzog, füllte Xavier die beiden Whiskeygläser, die er mitgebracht hatte. Er reichte mir eins davon, als ich aus dem Bad kam.
»Wie konnte das passieren?«, fragte ich. »Wo waren die Wachleute?«
»Die waren zu dem Schluss gekommen, es wären keine nötig. Als ich Sondra das letzte Mal gesehen habe, war sie noch teils festgeschnallt. Entweder sie hat sich losgerissen, oder unsere gute Frau Doktor hat sie losgemacht. Gegen halb sieben hat ein Wachmann vorbeigeschaut, und da hat Sondra gerade an ihrer ersten Wolfsmahlzeit gekaut.«
»Und niemand hat irgendwas gehört?«
»Hey, die haben den besten Schallschutz gekauft, der auf dem Markt ist. Ich möchte wetten, Carmichael hat auf den Sprechanlagenknopf gedrückt und hatte dann keine Zeit mehr, um rumzustehen und zu schwatzen. Natürlich gibt keiner im Wachraum zu, dass er das Summen gehört hat.«
Ich stürzte meinen Whiskey hinunter und schüttelte den Kopf.
»Jetzt habe ich dir zweimal den Arsch gerettet«, sagte Xavier. »Gestern bei Ryman und Jolliffe und jetzt bei Sondra.«
»Tut mir Leid, aber die haben mein Scheckbuch konfisziert, als ich hergekommen bin. Du wirst mir eine Rechnung schicken müssen.«
Er grinste. »Geld ist nicht alles. Hab ich mir jedenfalls sagen lassen. Dies scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein, um diese Theorie zu testen. Ich möchte eine ältere und ehrwürdigere Methode ausprobieren. Den Tauschhandel. Ein steuerfreier Austausch von Dienstleistungen.«
»Oha.«
»Oh, sieh mich nicht so an«, sagte er, während er mein Glas nachfüllte. »Ich rede nicht von Sex. Du würdest mich bei lebendigem Leib auffressen.« Er unterbrach sich und verzog das Gesicht. »Schlechte Wortwahl. Ich bitte um Entschuldigung, Frau Doktor. Ich meine nur, du schuldest mir was, und eines Tages werde ich’s einfordern.«
»Das bezweifle ich nicht.«
»Und so lange du die Liste noch bei der Hand hast, hier ist noch ein guter Rat, den du gleich mit draufsetzen kannst. Du bist hier nicht mehr sonderlich beliebt, Elena. Keiner von uns beiden ist das. Der große Mann ist im Moment auf uns beide nicht gut zu sprechen.«
»Winsloe.« Ich schloss die Augen. »Was hab ich jetzt wieder falsch
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