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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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die Tür daher einen Zentimeter weit offen. Wie ließ sich das ausnutzen?
    Ja nun, ich konnte einen Wachmann niederschlagen, während der andere die Waffe zog und mich erschoss – okay, keine gute Idee. Ich konnte sagen: »Hey, was kriecht da eigentlich gerade an der Wand rum?«, und losrennen, wenn sie sich umdrehten. Hm, vielleicht besser auch nicht.
    Ich musste mir das Ganze noch etwas genauer überlegen.

Bündnis
    Die Wachmänner brachten mein Mittagessen um eins. Als sie die Tür wieder öffneten, um zu gehen, erhaschte ich einen schnellen Blick in den Gang. Tess war nicht da. Alle Welt machte Mittagspause. Gut. Solange Bauer bei Verstand war und niemand zuhörte, konnte ich das Thema Flucht ansprechen. War das ungefährlich? Sie konnte natürlich versuchen, sich bei Matasumi beliebt zu machen, indem sie mich verpetzte. Aber ich glaubte nicht, dass sie verzweifelt genug war, um sich so zu demütigen. Noch nicht. Außerdem – in Anbetracht der Umstände und ihrer Feindseligkeit mir gegenüber würde niemand glauben, dass ich ihr eine gemeinsame Flucht angeboten hatte.
    Während ich auf verräterische Geräusche aus dem Gang lauschte, schob ich meinen Stuhl vor das Loch, setzte mich hin und sah hindurch. Bauer ging mit schnellen Schritten auf und ab.
    »Fühlst du dich besser?«, fragte ich.
    Sie rannte weiter.
    »Ich will es nicht noch schlimmer machen«, sagte ich. »Aber du weißt doch selbst, dass sie dich nicht aus dieser Zelle lassen. Für sie bist du zur anderen Seite übergelaufen.«
    Sie ging zur Tür, zurück zum Fernseher, wieder zur Tür.
    »Wenn du hier rauswillst, musst du das selbst organisieren.«
    Immer noch keine Antwort. Nicht mal ein kurzer Blick in meine Richtung.
    »Du wirst flüchten müssen«, sagte ich.
    Bauer fuhr zu mir herum. »Flüchten?« Ein kurzes Auflachen. »Wohin? In ein Leben als Monster?«
    Ich hätte sie gerne daran erinnert, wer sich dieses monströse Leben ausgesucht hatte, ließ es aber bleiben. »Ich weiß, dass es im Augenblick übel ist, aber es wird einfacher –«
    »Ich will nicht, dass es einfacher wird!«, fauchte sie, während sie auf das Loch zukam. »Ich will, dass es verschwindet! Das sollen die für mich tun. Es loswerden. Mir diesen Fluch aus den Adern saugen und mich wieder normal machen!«
    »Das können sie nicht«, sagte ich leise. »Niemand kann das.«
    »Blödsinn!« Speichel spritzte von ihren Lippen. »Du willst, dass ich leide, stimmt’s? Dir macht das hier Spaß. ›Sondra hat gekriegt, was sie verdient.‹ Ha, ha, ha. Also, das hier habe ich jedenfalls nicht verdient. Du hast nie gesagt, dass es so werden würde. Du hast mich getäuscht!«
    »Dich getäuscht? Ich hab dir gesagt, du sollst es lassen!«
    »Du hast mir nicht alles gesagt.«
    »Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung! Als du hier reingeplatzt bist wie eine Verrückte, deine Spritze geschwenkt und irgendwas von einem aufregenden neuen Leben gefaselt hast, hätte ich also mein Formular mit der Absichtserklärung ›Sie wollen ein Werwolf werden?‹ rausholen sollen? Damit du unten unterschreiben kannst?«
    Bauer packte einen Stuhl, schleuderte ihn in meine Richtung und stürmte ins Bad. Ich würde meinen Ansatz offensichtlich etwas modifizieren müssen.
    Ein paar Stunden später hatte Bauers klarer Verstand den nächsten Gastauftritt. Ich war darauf vorbereitet. Plan B: mitfühlender sein. Es fiel mir zwar schwer, Verständnis für jemanden aufzubringen, der sich selbst so etwas angetan hatte, aber zugleich spürte ich tief in meinem Innern tatsächlich ein schwaches Flattern des Mitgefühls. Bauer war nun ebenfalls ein weiblicher Werwolf, vermutlich der einzige, den ich jemals kennen lernen würde. Ich erinnerte mich noch zu gut an den Horror meiner eigenen Transformation; ich konnte mir denken, was sie gerade durchmachte. Winsloe hatte mich gefragt, ob ich jemals etwas Ähnliches getan hatte wie Bauer mit Carmichael. Meine Antwort war nicht ganz wahrheitsgemäß gewesen. Damals, als ich aus Stonehaven geflüchtet war, war mein ohnehin schon von Dämonen gehetzter Geist in Wahnsinn und unkontrollierbare Raserei abgestürzt. Ich hatte zwei Menschen getötet, bevor Jeremy mich rettete. Es war nicht das Gleiche gewesen wie das, was Bauer mit Carmichael gemacht hatte – ich hatte meine Opfer nicht gekannt und sie weder gequält noch in Stücke gerissen. Aber ich hatte etwas getan, das ich niemals vergessen würde. Ich hatte meine Opfer gefressen. War ich wirklich so anders als

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