Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
jetzt gerade durchmachst, ist gar nichts verglichen mit dem, was Clay mit dir anstellt, wenn ich sterbe.«
Die Badezimmertür schlug zu. »Du willst mir Angst machen.«
Ich lachte. »Das weißt du besser, Sondra. Du hast Patrick Lake kennen gelernt. Du weißt, wie Mutts sind. Du kennst Clays Ruf. Ich biete dir hier einen Ausweg an. Hilf mir bei der Flucht, und ich sorge dafür, dass Jeremy dir hilft.«
»Warum sollte ich glauben, dass du dein Versprechen halten wirst?«
»Weil ich ein Rudelwolf bin, und ich würde mich nie dazu herablassen, einen Mutt anzulügen. In meinen Augen ist es das nämlich, was du bist. Ein nützlicher Mutt, aber ein Mutt.«
Bauer antwortete nicht. Eine Stunde lang saßen wir schweigend in unserer jeweiligen Zelle. Dann willigte sie ein – leise, die Stimme kaum lauter als ein Flüstern. Und wir gingen schlafen.
Ausbruch
Wir verbrachten den nächsten Tag mit Ausbruchsplänen, wobei wir die Beobachtungszeiten, die Runden der Wachmänner, die Mahlzeiten und Bauers wiederkehrende Wahnsinnsattacken mit einberechnen mussten. Der letzte Aspekt machte mir am meisten Sorgen. Was, wenn sie mitten in unserem Fluchtversuch ausrastete? Ihre klaren Abschnitte wurden länger, aber würden sie lang genug sein?
Bauer zufolge waren die Kennungen aller Mitarbeiter in Winsloes Überwachungssystem fest verdrahtet. Damit war sichergestellt, dass es für einen Gefangenen praktisch unmöglich war, den Computer zu manipulieren und seine eigenen Retina- und Handflächenscans hinzuzufügen. Natürlich bedeutete dies aber auch, dass es genauso schwierig war, eine Kennung aus dem Computer zu löschen. Was brachte das nun für uns mit sich? Bauers Kennung würde nach wie vor funktionieren. Sie gehörte zur Führungsriege und hatte die entsprechenden Privilegien, konnte also alle Ebenen des Gebäudes betreten und dabei jeweils eine nicht autorisierte Person mitnehmen.
Und würde Bauer mit nur einer Begleitperson gehen? Ich hatte es immer noch nicht entschieden. So übel ich mich im Hinblick auf Leah und Curtis Zaid auch fühlte, ich konnte die beiden nicht mitnehmen. Ruth hatte Recht gehabt. Je mehr Leute ich in meinen Fluchtplan mit einschloss, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags. Besser, ich beruhigte mein Gewissen damit, dass ich sie befreien würde, wenn ich mit den anderen zurückkam. Aber was war mit Savannah? Ruth hatte gesagt, ich solle sie zurücklassen. Sollte ich? Konnte ich? Zwei höchst unterschiedliche Fragen. War es ungefährlich, Savannah zu befreien – angesichts der Tatsache, dass sie wahrscheinlich etwas mit Ruths Tod und den übrigen Vorfällen zu tun gehabt hatte? Ich befürchtete, dass Ruths Unterricht Savannahs Kräfte nur noch verstärkt und sie gefährlicher gemacht hatte als zuvor. War es also wirklich eine gute Idee, Savannah hier herauszuholen und sie einer Nachwuchshexe wie Paige anzuvertrauen? Oder sollte ich sie hier lassen, wo ihre Kräfte keinen Schaden anrichten konnten, bis wir mit den anderen Hexen des Zirkels etwas arrangieren konnten? Vielleicht hatte Ruth die Gefahr vorausgesehen und deshalb gesagt, ich solle Savannah nicht mitnehmen, wenn ich ausbrach.
Aber konnte ich das? Konnte ich ein Kind hier zurücklassen, wissend, dass ihm etwas zustoßen konnte, bevor ich zurückkam? Zugegeben, dieses Mädchen mochte zum Bösen fähig sein, aber sie war es weder durch eigene Schuld noch durch eigenen Willen. Sie war unschuldig. Da war ich mir sicher. Wie konnte ich sie also zurücklassen? Es ging nicht. Bauer musste uns beide durch die Türen bringen, indem sie uns nacheinander hinauslotste. Es würde uns aufhalten, aber das war kein Grund, Savannah hier zu lassen. Wenn irgend möglich, würden wir sie mitnehmen. Ich wollte es Bauer nur nicht verraten. Jetzt noch nicht.
Wir hatten beschlossen, es in dieser Nacht zu versuchen, wenn die Wachmänner mir um halb elf meinen Imbiss vorbeibrachten. Waren wir vorbereitet? Wahrscheinlich nicht, aber ich wagte nicht, noch länger zu warten. Ich musste Clay aufhalten. Wir brauchten den morgigen Tag als Zeitpolster für den Fall, dass ich es heute Abend nicht aus meiner Zelle schaffte.
Die erste Hälfte des Abends verbrachte ich damit, auf dem Bett zu liegen und mich auszuruhen. Natürlich war von wirklicher Ruhe keine Rede – jedenfalls innerlich nicht. Ich lag wach und machte mir Sorgen über alles, was schief gehen konnte. Bevor die Wachmänner auftauchten, würde ich den Schorf von meinem verletzten Knie
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