Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Bauer? Ich hatte mir vielleicht keinen Werwolfspeichel injiziert, aber ich hatte mich in einen Mann verliebt, von dem ich ahnte, dass er gefährlich war. Ich hatte keinen Freund getötet, aber unschuldige Leute umgebracht. So sehr ich mich dagegen wehrte, ich verstand Bauer. Und ich wollte gern Mitgefühl zeigen.
Die Frage war – konnte ich das überhaupt? Meine etwas missglückten Versuche, Savannah zu trösten, zeigten deutlich – ich war von Natur aus kein sehr einfühlsamer Mensch. Egal. Ich schob meine Bedenken zur Seite, postierte mich bei dem Loch und sah in Bauers Zelle hinüber.
»Wie geht es dir?«, fragte ich.
Bauer fuhr herum. »Scheiße, was zum Teufel glaubst denn du, wie es mir geht?« Sie sog scharf den Atem ein und schloss die Augen, als hätte sie Schmerzen. »Das hier bin nicht ich. Dieser Körper, diese Persönlichkeit. Das bin nicht ich. Ich verwende keine solchen Ausdrücke. Ich kriege keine Wutanfälle. Ich flehe nicht um mein Leben. Aber weißt du, was noch schlimmer ist? Ich bin auch noch da, gefangen irgendwo da drin, und sehe nach draußen.«
»Dein Hirn ist noch dabei, die Verwandlung zu verarbeiten. Es wird –«
»Erzähl mir nicht, dass es einfacher wird.«
Es gab etwas, das ich sagen, ihr anvertrauen musste, aber die Worte blieben mir in der Kehle stecken. Ich schluckte meinen Stolz hinunter und rang sie mir ab.
»Als ich damals gebissen wurde, habe ich –«
»Nein.«
»Ich wollte bloß sagen –«
»Vergleich dich nicht mit mir, Elena. Wir haben nichts gemeinsam. Wenn ich dir diesen Eindruck vermittelt habe, dann war der einzige Grund der, dass ich etwas von dir wollte.«
»Vielleicht, aber jetzt haben wir etwas gemeinsam. Ich bin –«
Ihre Stimme wurde kalt. »Du bist gar nichts, Elena. Ein Niemand, der durch Zufall ein Jemand geworden ist. Zum Werwolf zu werden war die einzige Leistung deines Lebens, und du hast sie nicht mal selbst zustande gebracht. Dein Geld, deine Jugend, deine Kraft, deine Stellung, dein Liebhaber, all das hast du nur, weil du der einzige weibliche Werwolf bist.«
»Ich –«
»Und was wärst du ohne das? Eine namenlose Teilzeitjournalistin, deren Jahresgehalt nicht mal für meine Garderobe ausreichen würde.«
Damit wandte sie sich ab, stapfte ins Bad und drehte die Dusche auf.
Wissen Sie was? Mitgefühl ist etwas, das auf Gegenseitigkeit beruhen sollte.
Um sieben brachten mir die Wachmänner das Abendessen. Wie üblich trug einer von ihnen das Tablett, während der andere Wache stand, die Pistole griffbereit. Ich ignorierte sie; ich hatte die Hoffnung aufgegeben, einen Wachmann auf meine Seite zu ziehen oder ihnen auch nur eine brauchbare Information zu entlocken. Das Beste war, sie wie taubstumme Kellner zu behandeln.
Als sie hereinkamen, lag ich auf dem Bett und grübelte über Fluchtpläne nach. Nach einer Weile bemerkte ich, dass der Tablettträger am Tisch herumlungerte und sich die Fotos von Clay ansah. Er nickte seinem Partner zu und lenkte dessen Aufmerksamkeit auf die Bilder. »Er ist’s«, formte er mit den Lippen.
»Kennst du ihn?«, fragte ich.
Der Mann fuhr zusammen, als hätte das Bett gesprochen.
»Kennst du ihn?«, wiederholte ich. »Den Wolf auf den Fotos?«
Jetzt sahen mich beide an, als hätte ich mit Bauer in puncto Wahnsinn gemeinsame Sache gemacht. Wahrscheinlich waren sie der Ansicht, ich sei diejenige, die einen Werwolf erkennen sollte, nicht sie.
»Tyrone hat die Bilder vorbeigebracht«, sagte ich, immer noch auf dem Rücken und mit aller Gleichgültigkeit, die ich zustande brachte. »Er meint, ich könnte den Typ vielleicht identifizieren. Kann ich aber nicht. Anscheinend hat er bei irgendeinem Motel Ärger gemacht.«
Jetzt sahen sie mich ganz eindeutig an, als wäre ich ein Fall für die Zwangsjacke.
»Du kennst ihn also nicht?«, fragte der an den Tür.
Ich verkniff mir ein halbes Gähnen. »Sollte ich ihn denn kennen?«
»Ist das nicht dein Typ?«
»Clay? Nein. Der würde den Alpha – das ist unser Anführer – nie allein lassen.«
»Warum hat dann –« Der Mann unterbrach sich, wandte sich an seinen Partner und senkte die Stimme. »Weiß Matasumi das?«
»Warum?«, fragte der andere Wachmann. Er machte sich nicht die Mühe zu flüstern. »Kommt doch nicht drauf an, wer der Werwolf ist. Wenn jemand ihn hier sieht, erschießen wir ihn. Das ist alles.«
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, aber ich zwang mich, keinen Laut von mir zu geben – nichts zu sagen, keine Frage zu
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