Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Maschinengewehrsalve verstreute Kugeln in einem weiten Bogen über unseren Köpfen. Wo auch immer er sich versteckte, Winsloe konnte uns nicht sehen; er zielte nach Gehör. Ich wurde langsamer und glitt geräuschlos durch die Büsche. Als wir außer Schussweite waren, suchte ich mir ein Dickicht und blieb stehen. Clay schnupperte an meinen Flanken entlang und suchte nach Blut. Als er fertig war, tat ich bei ihm das Gleiche. Wir waren beide unversehrt … vorläufig noch. Wie viele Schusswaffen hatte Winsloe? Wie viel Munition? Handgranaten oder andere kleine Überraschungen? Das hatte ich eigentlich nicht gemeint, als ich von einer Herausforderung gesprochen hatte.
Aus unserem Versteck heraus versuchten wir Winsloes genauen Standort zu ermitteln. Nach ein paar Minuten stieß Clay mich an und wies mit der Nase nach Nordosten. Ich hob den Kopf, aber der Wind kam aus Süden. Clay ließ die Ohren zucken. Lauschen, nicht wittern. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich und hörte ein leises Scheuern – das Geräusch von Stoff, der an Stoff reibt. Winsloe befand sich nordöstlich von uns, mindestens dreißig Meter entfernt, in der Nähe des Waffenschranks. Dem Geräusch nach zu urteilen legte er seine Ausrüstung an oder suchte sich eine bessere Stellung, aber er blieb an Ort und Stelle. Gut. Ich gab Clay zu verstehen, dass wir uns trennen und jeweils einen Bogen schlagen sollten. Mit einem leisen Schnauben schob er sich aus dem Dickicht ins Freie. Als ich ihm folgte, war er schon verschwunden.
Da er nach links gegangen war, lief ich nach rechts. Ich machte einen großen Bogen um Winsloe und kroch durchs Unterholz, bis ich annahm, dass ich nördlich von ihm war. Dann wurde ich langsamer, duckte mich und schlich nach Süden. Jetzt kam mir der Wind zugute. Er blies mir mit jedem Atemzug Winsloes Geruch in die Nase. Noch sechs Meter, und ich sah Winsloes graue Jacke blitzen. Ich schnupperte nach Clay und fand seine Witterung. Als ich durch die Bäume spähte, entdeckte ich ein schwaches Blinken von goldfarbenem Pelz vor dem graubraunen Unterholz. Schon konnte ich Winsloe aus der Nähe sehen. Er kauerte auf einer Lichtung, die Hände um ein schweres Maschinengewehr gelegt. Seine Augen schossen von einer Seite zur anderen. Fortwährend änderte er seine Stellung. Er wandte sich nach Süden, musterte den Wald, drehte sich dann nach Norden und sah sich von dort aus um – er kehrte niemals lange einer einzigen Seite den Rücken zu. Klug, der Mann. Sehr klug. Ich sah mich auf der Lichtung nach Waffen um, entdeckte aber nur das Maschinengewehr. Er musste noch mehr Waffen haben. Wahrscheinlich waren sie unter der Jacke versteckt. Von links kam ein leises Grollen – Clay. Als ich mich umdrehte, erschien er zwischen den Bäumen. Dies gehörte nicht zu unserem Plan, aber als ich ihn wütend anstarrte, schüttelte er den Kopf. Ich wusste, was er meinte. Das Spiel war vorbei. Winsloe war schwer bewaffnet und uns gegenüber zu sehr im Vorteil. Es wurde Zeit, ihn zu töten. Clay machte eine kreisende Bewegung mit der Schnauze und zeigte dann ruckartig zu Winsloe hin. Wir verwenden immer die gleiche Vorgehensweise – langweilig, aber erfolgreich. Clay schlug einen Bogen nach Süden. Ich würde Winsloe Angst machen und ihn Clay genau in die Reißzähne treiben. Ich stieß die hündische Version eines Seufzers aus und legte mich zum Warten hin, bis Clay seine Stellung bezogen hatte. Aber er ging nicht. Stattdessen schubste er mich wieder auf die Beine und deutete von Winsloe zu mir. Aha, eine Änderung des Ablaufs – Clay würde Winsloe von Süden her aufscheuchen und ihn mir genau vor die Reißzähne treiben. Zunächst glaubte ich, Clay wollte mich Winsloe töten lassen, wie ich es mir gewünscht hatte. Dann ging mir auf, dass es gefährlicher war, Winsloe aufzuscheuchen, als ihn zu töten. Ein echter Gentleman – er wollte nicht, dass ich erschossen wurde. Und ich wollte Winsloe wirklich töten.
Clay verschwand im Wald. Ich lauschte auf seine Tritte. Als er Winsloes Versteck etwa zur Hälfte umkreist hatte, stand der plötzlich auf. Ich erstarrte. Hatte er etwas gehört? Ich wappnete mich für den Angriff und lauschte. Aber da war nur das übliche Geraschel und Gezwitscher des Waldes. Winsloe streckte sich, ließ die Schultern kreisen und sah dann nach oben, um die Baumkronen und den Himmel zu mustern. War Clay schon an Ort und Stelle? Wenn ja, dann war dies der perfekte Moment für einen Angriff. Aber ich roch Clay nicht
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