Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
würde es dir vielleicht ersparen. So war das nicht, Elena. Du bist ein Werwolf. Ein Kämpfer. Ein intelligenter und einfallsreicher Kämpfer. Du hast unsere Hilfe bei der Flucht nicht gebraucht, und schon gar nicht meine.«
»Und die anderen? Du hast ihnen geraten, mir nicht zu helfen. Mich einfach hier verrotten zu lassen.«
Cassandra seufzte. »Noch mal: So war das nicht, Elena.«
»Und die Geschichte mit Clay? Du hast ihn angemacht, bevor man bis drei zählen konnte!«
»Ich würde das nicht als ›Anmache‹ bezeichnen. Clay ist ein außergewöhnlich faszinierender Mann. Vielleicht war ich ein bisschen zu fasziniert, aber das kannst du mir kaum vorwerfen. Jetzt bist du wieder da. Er ist dein Mann. Ich respektiere das. Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen zu machen.«
Ich lächelte und ließ dabei die Zähne sehen. »Glaub mir, Cassandra, ich habe mir auch keine Sorgen gemacht.« Ich sah zu dem Mann in der Zelle. »Aber wegen diesem armen Kerl mache ich mir welche. Ich lasse ihn raus.«
Cassandra erbleichte, gewann die Fassung aber sofort zurück. »Nur zu.«
Sie wandte sich ab und ging den Gang entlang zurück, rascher, als ich sie jemals hatte gehen sehen. Wollte sie sich hier nicht blicken lassen? Wie interessant.
Ich öffnete die Zellentür. Der Mann drehte sich um und musterte mich wachsam.
»Ja?«, sagte er. Höflich, aber kühl.
»Hi. Ich bin Elena.« Ich streckte die Hand aus. »Ihre heutige Befreierin.«
»Oh?« Immer noch kühl. Hochgezogene Brauen. Keine Anstalten, mir die Hand zu schütteln.
»Wollen Sie raus?«, fragte ich.
Er lächelte; eine Spur Wärme begann den Frost anzutauen. »Eigentlich hatte ich gerade angefangen, mich hier richtig heimisch zu fühlen. Aber wenn Sie drauf bestehen, werde ich mich wohl losreißen können.«
»Wir haben eine alte Freundin von Ihnen dabei. Sie freut sich schon, Sie zu sehen.«
»Freundin?«
»Cassandra … den Familiennamen kenne ich nicht. Rotbraunes Haar. Grüne Augen. Vampir.«
»Cassandra?« Seine Augen wurden schmal. »Wo?«
»Da draußen im Gang.«
Ich sah zur Tür hinaus. Der Mann drängte sich an mir vorbei in den Gang.
»Cassandra!«, brüllte er.
Auf halber Strecke zum Ausgang drehte Cassandra sich um. Langsam.
»Aaron!«, rief sie. Ihre Lippen verzogen sich zu einem strahlenden Lächeln, als sie zu uns zurückkam. »Mein Gott, bist du das wirklich? Wie lang ist es her? All diese Jahre, und weißt du was – du hast dich kein bisschen verändert.«
»Sehr witzig«, sagte Aaron. »Also, Cass…«
Sie griff nach seinen Händen und küsste ihn rasch auf die Wange. »Ich kann’s einfach nicht glauben. Wann hab ich dich das letzte Mal gesehen? 1917, stimmt’s? In Philadelphia?«
»1931 in Rumänien«, knurrte Aaron, während er sich losmachte. »Die fünfte Etappe unserer Grand Tour. Wir hätten nach Prag, Warschau, Kiew gehen können, aber nein, du musstest ja mitten in der rumänischen Provinz Halt machen und dich damit vergnügen, dass du für die Bauern Dracula spielst. Und ich bin mir sicher, es wäre sehr amüsant gewesen, wenn du die drei Tage in einem Kirchenkeller eingesperrt und fast in einem Kübel Weihwasser ersäuft worden wärst.«
»Es war ein Irrtum«, murmelte Cassandra.
»Ein Irrtum? Du hast mich dort sitzen lassen!«
»Sie hat dich einfach im Stich gelassen?«, schaltete ich mich voll gerechter Empörung ein. »Also, das muss man sich mal vorstellen!«
»O nein«, sagte Aaron, während sein Blick Cassandra aufspießte. »Sie hat mich nicht einfach im Stich gelassen. Sie hat mich ausgeliefert. Ihr kleiner Streich war aus dem Ruder gelaufen, und als der Pöbel aufgetaucht ist, hat sie sich aus der Affäre gezogen, indem sie die Leute auf mich gehetzt hat.«
»So war das nicht«, sagte Cassandra.
»Ich bin mir völlig sicher, es war ganz anders«, sagte ich. »Na, ich nehme an, ihr beide habt einander eine Menge zu erzählen. Nur zu, Cassandra. Clay und ich werden mit Winsloe auch allein fertig.«
Als ich mich zum Gehen anschickte, versuchte Cassandra mir zu folgen, aber Aaron packte sie am Arm. Sie waren noch mit der Auffrischung ihrer Bekanntschaft beschäftigt, als Clay und ich den Zellenblock verließen, um nach Winsloe zu suchen.
Vergeltung
Der Hund war im Zwinger.
Wir rochen Winsloe, als wir noch sechs Meter von dem Gebäude entfernt waren. Im Kreis gingen wir die Umgebung ab, während ich Clay meinen Plan zuflüsterte. Bevor ich fertig war, griff er nach meinem Arm und brachte mich zum
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